Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Radsport: Doping: Weltverband UCI deckt Armstrong und schützt Contador

Radsport

Doping: Weltverband UCI deckt Armstrong und schützt Contador

    • |
    Lance Armstrong hat sich mit der Aufarbeitung seiner Doping-Vergangenheit schwer getan.
    Lance Armstrong hat sich mit der Aufarbeitung seiner Doping-Vergangenheit schwer getan. Foto: Shawn Thew (dpa)

    Bevorzugte Behandlung seiner Stars Lance Armstrong und Alberto Contador, viele Verfehlungen im Anti-Doping-Kampf und weitere fragwürdige Vorgänge in der dunklen Zeit des Radsports:

    Die frühere Führung des Weltverbandes UCI mit den umstrittenen Ex-Präsidenten Hein Verbruggen und Pat McQuaid ist durch einen unabhängigen Bericht der Untersuchungskommission CIRC schwer belastet worden.

    Es gebe "zahlreiche Beispiele", dass Armstrong von der UCI "verteidigt" oder "beschützt" worden sei, heißt es in dem 227-seitigen Report am Montag.

    Lance Armstrong soll 125.000 Dollar gezahlt haben

    Eine Geldzahlung von Armstrong an die UCI in Höhe von 125.000 Dollar wurden belegt. Dass sie im Zusammenhang mit einer Vertuschung von positiven Dopingproben des Amerikaners stehen, konnte aber nicht nachgewiesen werden.

    Doping-Geständnisse deutscher Radprofis

    Mai 2007: Bert Dietz ist der erste ehemalige Telekom-Profi, der Epo-Doping in den 90er Jahren gesteht. Die Beichte von Dietz belastet auch das gesamte Team um Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich schwer. Dietz vertreibt jetzt Radsportkleidung.

    Mai 2007: Wenige Tage nach Dietz' TV-Auftritt bei Beckmann folgen Rolf Aldag und Erik Zabel, der tränenreich Dopingpraktiken einräumt. Udo Bölts und Christian Henn geben Doping zu, wählen allerdings nicht wie Aldag und Zabel die große TV-Bühne der ARD. Aldag ist inzwischen im Management des belgischen Tony-Martin-Rennstalls Omega-Quickstep tätig, Zabel als Sportlicher Leiter im russischen Team Katusha. Bölts betreut Touristikfahrer in Radsport-Camps.

    Juli 2007: In einem «Spiegel»-Interview folgt auch Teamkollege Jörg Jaksche nur wenige Wochen später dem Beispiel seiner einstigen Teamkollegen. Er gab umfänglich systematisches Blut-Doping und Kontakte zum spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes zu. Jaksche kommt in den Genuss der Kronzeugen-Regelung, die seine Strafe vermindert. Nach seiner Beichte scheitern alle Versuche, im Radsport wieder Fuß zu fassen. Jaksche, der Betriebswirtschaft studiert, engagiert sich nach der Armstrong-Beichte 2013 auch in der Bewegung «Change Cycling Now» für einen neuen Radsport.

    November 2007: Der frühere T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz beichtet im «Spiegel» und der ZDF-Sendung «Aktuelles Sportstudio» Doping. Der ehemalige Gewinner der Deutschland-Tour gibt zu, sich zu Beginn der Tour de France 2006 einer Blut-Transfusion in der Uni-Klinik Freiburg unterzogen zu haben. Der Hesse fährt nun im drittklassigen kroatischen Meridiana-Kamen-Team.

    "Die UCI befreite Lance Armstrong von Regeln, verpasste es, ihn trotz Verdächtigungen gezielt zu testen und unterstützte ihn öffentlich gegen Dopinganschuldigungen", analysierte die Kommission, die von der neuen Führung der UCI im Januar 2014 eingesetzt worden war.

    Armstrong war erst 2012 nach dem Ende seiner Karriere wegen langjährigen Dopings lebenslang gesperrt worden. Außerdem wurden ihm nahezu alle Erfolge, darunter die sieben Siege bei der Tour de France, aberkannt.

    Armstrong begrüßt den Untersuchungsbericht

    Der Texaner hatte anschließend ein Dopinggeständnis abgelegt und begrüßte nun die Veröffentlichung des Berichts. "Ich hoffe, dass die Enthüllung der Wahrheit in eine strahlende und Doping-freie Zeit des Sports führt, den ich liebe", teilte er am Montag in einem Statement auf seiner Homepage mit. "Ich entschuldige mich zutiefst für viele Dinge, die ich gemacht habe."

    Wie der Report festhält, sei der Aufstieg Armstrongs zum Superstar seiner Sportart erst durch die UCI möglich gewesen. "Für die UCI war Armstrong die perfekte Wahl, um der

    Keine Beweise für vertuschte Dopingproben

    Dass positive Dopingproben vertuscht wurden, konnte nicht belegt werden. Trotzdem erscheint die UCI-Führung wegen zahlreicher dubioser Vorgänge in einem schlechten Licht. 1999 wurde bei Armstrong nach einer positiven Probe auf Kortison entgegen des Reglements ein nachträgliches Attest zugelassen. 2001 waren bei Armstrong während der Tour de Suisse Proben als "verdächtig" hinsichtlich EPO-Dopings festgestellt worden. Die UCI hatte auf weitere Untersuchungen verzichtet und stattdessen Spenden von Armstrong akzeptiert, was die Kommission als "unklug" wertete. 

    Auch bei den Enthüllungen der französischen Sportzeitung "L'Equipe" über Armstrong-Proben, bei denen im Zuge von Nachtests EPO festgestellt worden war, habe die UCI eine fragwürdige Haltung eingenommen. 

    UCI hat Alberto Contador frühzeitig informiert

    Ähnlich wertet die Kommission auch den Fall Contador. Der zweimalige Tour-de-France-Sieger aus Spanien sei ebenfalls in den Genuss einer bevorzugten Behandlung gekommen. Demnach wurde der Spanier von dem positiven Dopingtest auf Clenbuterol persönlich in seinem Heimatland bei einem Treffen mit drei UCI-Funktionären informiert. Kontaminiertes Fleisch wurde dabei als mögliche Ursache erörtert.

    Mehrere Befragte hätten die Vorgehensweise der UCI als "seltsam" empfunden. "Die CIRC hat kein Beispiel gefunden, in dem diese Vorgehensweise auch bei anderen Fahrern angewendet wurde", hieß es in dem Bericht. Der Fall Contador sei ein Beispiel für das "schlechte öffentliche Management von Krisensituationen" durch die UCI. Dass der Weltverband die positive Probe vertuschen wollte, konnte durch die Kommission aber nicht nachgewiesen werden.

    Bei Contador waren während der Tour 2010 geringe Spuren von Clenbuterol in einer Probe entdeckt worden. Der Spanier wurde von seinem Heimatverband zunächst freigesprochen. Dieses Urteil wurde vom Internationalen Sportgerichtshof CAS in eine zweijährige Sperre umgewandelt.

    Für den heutigen Radsport sieht die CIRC aber noch Probleme: "Der Kampf gegen Doping ist noch lange nicht gewonnen." Laut den zahlreichen Gesprächen der CIRC seien viele Fahrer der Ansicht, dass Doping auch heute noch "weit verbreitet ist". Ein Fahrer glaubte gar, dass 90 Prozent des Pelotons heute noch dopen würden. dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden