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Radsport: Die Tour de France läuft entspannt ab - aber ist sie auch sauber?

Radsport

Die Tour de France läuft entspannt ab - aber ist sie auch sauber?

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    Die Fahrer vom Team Jumbo-Visma führen das Hauptfeld am Grand Colombier an.
    Die Fahrer vom Team Jumbo-Visma führen das Hauptfeld am Grand Colombier an. Foto: Christophe Ena, dpa

    Jetzt, wo zwei Drittel der Tour de France hinter uns liegen, ist schon wieder vergessen, wie bedroht die 107. Auflage der Frankreich-Rundfahrt vom Coronavirus war. Eigentlich konnte sich keiner vorstellen, dass ein Tross von 200 Profis, dazu Betreuer, Funktionäre, Medien und Begleitfahrzeuge drei Wochen lange über 3470 Kilometer durch Frankreich zieht, ohne zum rollenden Hotspot zu werden.

    Wenn man den Corona-Tests glauben darf, hat es bislang nur Tourchef Christian Prudhomme erwischt. Und wie im Falle der meisten Chefs, läuft der Laden auch ohne ihn.

    Die Tour de France ist mehr als ein Radrennen: Es ist ein Spektakel

    Das größte Radrennen der Welt ist eben auch in Corona-Zeiten mehr als nur ein Rennen. Es ist ein Spektakel, ein Nationalheiligtum, dessen Faszination man sich auch dann nicht entziehen kann, wenn man kein Franzose ist. Man muss nicht einmal selbst als Sonntagsradler einen Hügel hochgekeucht sein, um zu ahnen, was mit der Tour der Leiden gemeint ist. Es reicht, vom Sofa aus in die Gesichter der Fahrer zu blicken, die sich über Pyrenäen- und Alpenpässe quälen.

    Gleichzeitig ist die Tour ein Werbestreifen, der sich durch ein wunderbares Land zieht. Wirklich spannend wird eine Etappe ja erst auf ihren letzten Kilometern, wenn die Profis mit Tempo 70 dem Ziel entgegen sprinten, oder die Ausreißergruppe vielleicht doch noch eingefangen wird. Die Stunden davor sind stille Hingabe an einen Radl-Wurm, der sich in staunenswertem Tempo durch wunderbare Landschaften schlängelt.

    Die TV-Sender quer durch Europa vermelden gerade Rekordquoten

    Gebe es im Leben nicht sonst noch etwas zu tun, man könnte komplette Nachmittage davor verbringen. Jedenfalls muss keiner dafür an die Etappenorte fahren. Die TV-Sender quer durch Europa vermelden gerade Rekordquoten, auch in Frankreich, wo viele die Bitte der Organisatoren befolgen, das Rennen lieber am Fernseher zu befolgen. Die Fahrer finden das gar nicht so schlecht. Ihr Verhältnis zu den Fans war immer zwiespältig.

    Die Tour zieht Enthusiasten an, aber auch Selbstdarsteller, denen mit ihren Selfie-Sticks kein Risiko für die Fahrer zu groß ist. Der Franzose Guillaume Martin hat eingeräumt, die Tour sei in diesem Jahr entspannter. Ist sie aber auch sauber? Es ist nicht lange her, da schien die Tour im Sumpf der synthetischen Beschleuniger zu versinken. Der Radsport war zum Augiasstall des Betrugs und der Lüge verkommen. Die Tour hatte sich darin eingerichtet – bis die Denkmäler ihrer Helden zerfielen. Inzwischen sitzt eine neue Generation im Sattel. Profis, die wissen, dass der Radrennsport nur dann überlebt, wenn er sauber ist.

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