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Rad-WM: Tony Martin, ein Uhrwerk in schwarz-weiß

Rad-WM

Tony Martin, ein Uhrwerk in schwarz-weiß

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    Auf der Strecke ist Tony Martin von Beginn an vorn dabei. dpa
    Auf der Strecke ist Tony Martin von Beginn an vorn dabei. dpa

    Er riss den Mund auf, die Arme in die Höhe und wusste, er hat es geschafft: Tony Martin hat sich bei der Rad-WM in Dänemark zum besten Zeitfahrer der Welt gekrönt. Der 26-Jährige deklassierte in Kopenhagen die Konkurrenz und schlüpfte zum ersten Mal in seiner Karriere in das begehrte Regenbogentrikot. Weder der zweimalige Bahn-Olympiasieger Bradley Wiggins als Zweiter noch der langjährige Zeitfahr-Dominator Fabian Cancellara hatten gegen den wie entfesselt fahrenden Martin auch nur den Hauch einer Chance.

    Bert Grabsch fuhr als Viertplatzierter auf dem dänischen Stadtkurs knapp an den Medaillenrängen vorbei. Nach 46,4 Kilometern nahm Martin (53:43,85 Minuten) Wiggins 1:15,38 Minuten ab, dem vermeintlich ärgsten Rivalen Cancellara fehlten gar 1:20:59 Minuten auf den neuen König im Kampf gegen die Uhr. Der Schweizer kassierte damit nach Tour de France und Vuelta bereits die dritte Pleite in dieser Saison gegen den Deutschen.

    Der auf der Schweizer Seite des Bodensees wohnende Martin war als Vorletzter, eineinhalb Minuten vor Cancellara, ins Rennen gegangen. Im Gegensatz zum Vortag, als die Straßen bei der Triumphfahrt von Judith Arndt klitschnass waren, hatten die Männer gute Bedingungen – und der Deutsche zündete sofort den Turbo: Nach zehn Kilometern hatte er Cancellara bereits zehn Sekunden abgenommen.

    Nur ein Defekt hätte ihn noch stoppen können

    Der Vorsprung wuchs weiter – zur Halbzeit waren es 19 Sekunden. Da hatte Martin bereits den vor ihm gestarteten zweimaligen britischen Weltmeister David Millar überholt. Bei der Zwischenzeit an Kilometer 34 betrug der Vorsprung 40 Sekunden – nur noch ein Defekt konnte den verbissen kämpfenden Polizeimeister aus Thüringen noch stoppen. Nach seinem missglückten Versuch, bei der Tour de France in der Gesamtwertung unter die ersten Zehn zu fahren, hatte sich Martin im Sommer wieder an seine Paradedisziplin erinnert und machte keine Kompromisse. Im Vorfeld der Wettkämpfe hatte er sich weit aus dem Fenster gelehnt und sich selbst als Top-Favorit auf das Regenbogentrikot bezeichnet. Bei Cancellara war die Kampfansage angekommen. „Das hat mich angestachelt“, sagte der Schweizer, ehe er motiviert wie lange nicht mehr ins Rennen ging. Gegen Martin war an diesem Tag aber kein Kraut gewachsen.

    Martins Noch-Teamchef Rolf Aldag wollte den Erfolg gar nicht hoch genug einschätzen – vor allem in Bezug auf Martins künftige Ziele. „So ein Weltmeistertitel schiebt natürlich“, betonte Aldag, der sich selbst über die kühnen Worte seines Schützlings im Vorfeld gewundert hatte. „So offensiv hatte ich ihn noch nie erlebt.“ dpad

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