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Pro und Kontra: Eine Impfpflicht für Profi-Sportler - ist das richtig oder Symbolpolitik?

Pro und Kontra

Eine Impfpflicht für Profi-Sportler - ist das richtig oder Symbolpolitik?

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    Joshua Kimmich ist nicht gegen Corona geimpft, wie etwa zehn Prozent aller Profi-Fußballer. Nun stellt sich die Frage: Braucht es eine Impfpflicht für Profi-Sportler?
    Joshua Kimmich ist nicht gegen Corona geimpft, wie etwa zehn Prozent aller Profi-Fußballer. Nun stellt sich die Frage: Braucht es eine Impfpflicht für Profi-Sportler? Foto: Sven Hoppe, dpa

    Milan Sako: "Profis müssen sich impfen lassen - sie haben Kontakte überall"

    Warum nicht doch nach Spanien auswandern? Nicht der Sonne oder den Stränden wegen. Nein, weil dort ein vernünftiges Volk lebt. Hat sich zu über 80 Prozent impfen lassen, lebt weitgehend wieder ein normales Leben und schaut mit Verwunderung auf die sonst so gründlichen Nachbarn. Beim Thema Impfen jedoch schwurbeln, zaudern oder bummeln die Deutschen aus den seltsamsten Gründen. Im Spitzensport ist die Impfquote zwar deutlich höher als im Rest der Bevölkerung, doch dort braucht es eine Impfpflicht.

    Mannschaftssport bedeutet Kontakt mit meinen Mitspielerinnen und Mitspielern – und zwar nicht nur auf dem Feld oder in der Halle. Nein, auch in der Umkleide oder im Bus muss/darf ich mit ihnen zusammensitzen. Wer dort nicht geimpft ist, trägt ein höheres Risiko, den Rest zu infizieren. Abgesehen davon, ob es arbeitsrechtlich durchsetzbar ist oder nicht – während Millionen von Sportfans und die gesamte Bevölkerung sich künftig wieder wegen der Impfverweigerer einschränken muss, nehmen sich Kimmich und Co. die Freiheit, Nein zu sagen.

    Eine Minderheit bestimmt indirekt, wie die Mehrheit zu leben hat. Das kann nicht sein. Wer sich nicht impfen lässt, muss die Konsequenzen tragen. Wir leben glücklicherweise nicht mehr im Mittelalter. Sind in der Lage, modernste Vakzine zu entwickeln, die uns garantieren, dass der Nutzen einer Impfung die möglichen Nachteile weitaus überwiegt. Die Folgen der Pandemie treffen nicht nur die Klubs, sondern in vielen Sportarten außerhalb des mit TV-Millionen gestopften Fußballs auch die Spielerinnen und Spieler, die Gehaltseinbußen hinnehmen müssen.

    Deswegen: Impfen oder zu Hause bleiben, das gilt für die Stars des großen FC Bayern wie für alle anderen Profisportler.

    Tilmann Mehl: "Es gibt wichtigere Probleme als 1000 nicht geimpfte Sportler"

    Eine Impfpflicht gegen Corona einzuführen war lange Zeit undenkbar – aus guten Gründen. Aus ebenso guten Gründen wird nun erwogen, sie zu beschließen. Dass dabei allerdings bei den Profi-Sportlern angefangen werden soll, ist reine Symbolpolitik.

    So wird wieder eine unnötige Debatte geführt, statt durch stringentes und lösungsorientiertes Handeln eine Krise nationalen (und weltweiten) Ausmaßes zu bewältigen. Jede Impfung ist eine Impfung raus aus der Pandemie – egal ob Fußballer, Immobilienmaklerin oder Sachbearbeiter. Am wichtigsten wäre es gleichwohl, erst die vulnerablen Gruppen zu schützen. Dafür müssten sämtliche Pflegerinnen, Ärzte und Krankenhausangestellte geimpft werden. Wichtiger als kickende Millionäre zur Impfung zu zwingen, wäre es außerdem, alles zu tun, um Kindergärten und Schulen offen zu halten. Dafür müsste dann die Impfpflicht für Erzieher und Lehrerinnen eingeführt werden.

    Stattdessen aber starten die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten eine Diskussion, ob Berufssportler geimpft werden müssen. Es gibt rund 450 Profis in der ersten Fußball-Bundesliga. Davon gelten zehn Prozent als ungeimpft. Ähnlich dürfte das Verhältnis in anderen Sportarten sein. Letztlich geht es wohl um nicht viel mehr als 1000 nicht geimpfte Sportlerinnen und Sportler – und die sollen ein drängendes Problem sein bei täglich über 60.000 neuen Infektionen?

    Auf die vielfach erwähnte Vorbildfunktion zu verweisen, taugt außerdem auch nicht. Ein zur Impfung gezwungener Sportler kann kein positives Beispiel für einen Impfskeptiker sein. Sich nicht impfen zu lassen, ist unsolidarisch. Es gibt genug schlechte Beispiele im Sport. An ihnen ein Exempel zu statuieren, entspricht aber nicht dem Ernst der Lage.

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