Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Pressestimmen: Blatter-Wiederwahl der FIFA: "Einiges roch nach Inszenierung"

Pressestimmen

Blatter-Wiederwahl der FIFA: "Einiges roch nach Inszenierung"

    • |
    Joseph Blatter wurde zum fünften Mal zum Präsidenten des Weltfußballverbands FIFA gewählt. Europäische Fußballverbände und die Medien reagieren ernüchtert.
    Joseph Blatter wurde zum fünften Mal zum Präsidenten des Weltfußballverbands FIFA gewählt. Europäische Fußballverbände und die Medien reagieren ernüchtert. Foto: Patrick Seeger (dpa)

    Trotz des anhaltenden Korruptionsskandals beim Weltfußballverband hat Joseph Blatter es geschafft, zum fünften Mal zum Präsidenten der FIFA gewählt zu werden. Viele Medien fragen sich, wer diesen Mann noch stoppen kann.

    "Blatter versuchte, die Welt für blöd zu verkaufen"

    bild.de: "Noch vier Jahre Blatter. Trotz aller Aufrufe, ihn endlich zu stürzen. Trotz WM-Boykott-Drohungen aus Europa. Am Ende hat der Skandal-Präsident noch immer genug Freunde in der Parallelwelt Fifa."

    Spiegel Online: "Das Einzige, was wirklich einen Wandel bei der Fifa auslösen könnte, wären radikale Schritte von europäischen Verbänden oder Sponsoren. Die Uefa hat solche in dieser Woche verpasst, die Europäer schreckten davor zurück, den Bruch mit der Fifa zu vollziehen. Das war eine Enttäuschung für alle, die mit Unverständnis auf das System Blatter blicken."

    Die FIFA-Skandale unter der Führung von Präsident Joseph Blatter

    DIE PRÄSIDENTSCHAFTSWAHL 1998: Der damalige FIFA-Generalsekretär Joseph Blatter gewinnt die Präsidentschaftswahl gegen UEFA-Präsident Lennart Johansson kurz vor WM-Beginn in Frankreich. Bis heute stehen Vorwürfe über angebliche Zahlungen von je 50.000 Dollar an afrikanische Delegierte in einem Pariser Hotel im Raum, die Blatter beharrlich zurückweist.

    DER ISL-SKANDAL: Blatters Präsidentschafts-Vorgänger Joao Havelange und dessen ehemaliger Schwiegersohn Ricardo Teixeira kassierten Millionen Schmiergeld für WM-Marketing-Deals mit dem später Pleite gegangenen Vermarkter ISL. Blatter wurde von allen Verdächtigungen freigesprochen, obwohl er 1997 als Generalsekretär eine Zahlung an Havelange von 1,5 Millionen Schweizer Franken persönlich zurücküberwiesen und somit offenbar zumindest Kenntnis vom System hatte.

    DIE WM-VERGABE 2018 UND 2022: Schon vor der Doppel-Vergabe an Russland und Katar wurden zwei FIFA-Exekutivmitglieder wegen nachgewiesener Bestechlichkeit suspendiert. Die Vorwürfe gegen die beiden künftigen Gastgeber wurden schließlich aufwändig von der FIFA untersucht, aber von den Ethikhütern ohne maßgebliche Ergebnisse eingestellt. Der Generalverdacht wurde aber nie entkräftet. Vom damaligen Exekutivkomitee sind künftig wohl nur noch acht von damals 22 Mitgliedern in dem mächtigen Gremium.

    DIE PRÄSIDENTSCHAFTSWAHL 2011: Lange schien es, als könne der Katarer Mohamed bin Hammam Blatter bei der Wahl 2011 tatsächlich gefährlich werden. Dann stolperte der Funktionär kurz vor der Abstimmung über konkrete Bestechungsvorwürfe aus der Karibik. Die 35 Stimmen aus der CONCACAF-Zone galten als entscheidend. Blatter hatte den Verbänden eine Million Dollar als offizielle FIFA-Zuwendung versprochen. Bin Hammam versuchte es inoffiziell mit 40.000 Dollar pro Verband - und flog auf, weil ihn andere mittlerweile der Korruption überführte Funktionäre anschwärzten.

    WM-TICKETS: Der Umgang mit von Millionen Fans begehrten WM-Tickets im Exekutivkomitee war schon häufig lax. Jack Warner trieb es 2006 auf die Spitze, als er die Vermarktung in seinem für das Turnier in Deutschland qualifizierten Heimatland Trinidad und Tobago übernahm. Sein Familienunternehmen strich angeblich 900.000 Dollar Provisionen ein. Die FIFA-Untersuchungen konnte keine Verdachtsmomente gegen Warner, sondern nur gegen dessen Sohn ergeben. Warner senior kam mit einer Verwarnung davon. Warners Exko-Kollege Ismail Bhamjee aus Botswana wurde 2006 überführt, zwölf WM-Karten auf dem Schwarzmarkt verkauft zu haben. 2014 in Brasilien gab es Berichte über vermutlich illegal veräußerte WM-Karten aus dem Besitz des mittlerweile verstorbenen argentinischen Topfunktionärs Julio Grondona.

    welt.de: "In den Stunden vor der Abstimmung hatte Blatter lang und breit über den aktuellen Zustand der Fifa gesprochen. Und entweder ist es so, dass Sepp Blatter noch nicht so richtig verstanden hat, was in den vergangenen Tagen - mal wieder - geschehen ist. Oder er versuchte, die Welt für blöd zu verkaufen."

    "Fifa rast mit offenem Auge auf Mauer zu"

    kicker.de: "Vor allem Staatsanwälte, Richter, Politiker und Sponsoren werden in den nächsten Monaten die Richtung vorgeben, in die sich die FIFA zu bewegen hat. Die FIFA rast mit offenen Augen auf eine Mauer zu."

    Zeit Online: "Kann sein, dass es bis zu neuen Erkenntnissen Jahre dauern wird. Kann auch sein, dass Blatter nie juristisch zu belangen ist. Aber der Druck auf den Chef der Bande wird weiter wachsen. Außer seinen 133 Wählern, Putin und Roger Köppel bleiben ihm nicht mehr viele Freunde. Irgendwann können auch Sponsoren und TV-Sender nicht mehr über den Sumpf hinwegsehen."

    Faz.net: "Während am Freitag der starke Zweifel am System Blatter nicht abgeschwächt werden konnte, zog der Chef persönlich wie gehabt die Strippen. Einiges roch hier nach Inszenierung."

    Das ist die FIFA

    FIFA ist ein Akronym für Fédération Internationale de Football Association.

    Der Weltfußballverband wurde am 21. Mai 1904 in Paris gegründet.

    Die Zentrale der FIFA befindet sich in Zürich (Schweiz).

    Die FIFA ist offiziell ein gemeinnütziger Verein im Sinne des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, außerdem im Handelsregister eingetragen.

    Der FIFA gehören aktuell 209 Nationalverbände an. Sie müssen gleichzeitig Mitglied eines der sechs Kontinentalverbände sein.

    Seit 1998 ist der Schweizer Sepp Blatter Präsident des Fußballverbandes.

    Im Jahr 2012 zeichnet der Journalisten-Bund "Netzwerk Recherche" die FIFA mit der sogenannten Verschlossenen Auster aus. Damit prangerten die Journalisten die Ignoranz des Fußballverbandes gegenüber wiederholten kritischen Medienanfragen an.

    Die FIFA ist seit Jahren mit Vorwürfen der Korruption und Schmiergeldzahlungen konfrontiert.

    Im Jahr 2014 verfügte die FIFA über ein Kapital von 1,523 Milliarden Dollar.

    Am 27. Mai 2015 eröffnet die Schweizer Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit den Vergaben der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar ein Strafverfahren.

    sueddeutsche.de: "Europa hat den Wahlkampf in den Sand gesetzt. Was wäre passiert, fragten sich Delegierte in den Kongresspausen, wenn im Schatten der FBI-Zugriffe nicht der Prinz aus Amman Blatter herausgefordert hätte - sondern Platini selbst? Der Franzose hatte im Vorjahr eine eigene Kandidatur verworfen. Nun blieb ihm beim Achtungserfolg des Königssprosses nur die Zuschauerrolle." AZ/zian

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden