Hasan Ismaik zeigt schnell, wer hier der Boss ist. Am Tisch sitzt zwar auch noch der Präsident des TSV 1860 München, es redet aber nur Ismaik. Der Jordanier ist Investor bei dem Verein, der sich „Münchens wahre Liebe“ nennt. Wer zahlt, schafft an. Also hockt Präsident Peter Cassalette schweigend am Tisch und lauscht Ismaik zugewandt. Der hört sich bei der Pressekonferenz auch vereinzelt Fragen der Journalisten an. Ohne auf jede einzugehen. Ismaik, nicht die anwesende Pressesprecherin, deutet auf die sich meldenden Reporter und lässt sich die Frage übersetzen. Gefällt ihm die Fragestellung nicht, ruft er den Nächsten auf.
So geht das eine halbe Stunde. An deren Ende ist die Entlassung von Trainer Kosta Runjaic begründet und Geschäftsführer Thomas Eichin zum Sportdirektor degradiert. Zwei Wochen liegt die Pressekonferenz zurück. Mittlerweile ist Eichin nicht mal mehr Sportdirektor. Sondern entlassen.
Hasan Ismaik hat viel Geld in 1860 München investiert
Hasan Ismaik hat den Traditionsverein absolut im Griff, aber keineswegs unter Kontrolle. Seitdem er 2011 bei den Münchnern einstieg, hat er über 50 Millionen Euro in den Klub gesteckt. Er hat den Verein in den Niederungen der zweiten Liga übernommen, zahlreiche Trainer und Sportdirektoren ausgetauscht sowie vier Präsidenten verschlissen. Derzeit stehen die Löwen auf dem 14. Platz in der zweiten Liga.
Das erfolglose Vorgehen bei der Suche nach sportlichem Erfolg hat bei Ismaik nicht zum Umdenken geführt. Unlängst habe er ein Angebot über 40 Millionen Euro für seine Vereinsanteile abgelehnt. Peanuts. Der 39-Jährige wurde 2013 vom Forbes Magazine als erster Milliardär Jordaniens bezeichnet. Sein Vermögen soll damals rund 1,3 Milliarden Euro betragen haben. Zu seinem Reichtum kam der aus einfachen Verhältnissen stammende Ismaik mit Öl- und Immobilienhandel. Mittlerweile ist er unter anderem an Schmuckfirmen und Architekturbüros beteiligt.
Begleitet auf dem Weg zum Reichtum haben ihn seine Frau, die er vor 19 Jahren heiratete, sowie seine drei Töchter im Alter zwischen neun und 17 Jahren. Dass da nicht allzu viel Zeit für die Löwen bleibt, ist logisch. Hält ihn aber nicht davon ab, in sämtliche der wichtigen Entscheidungen einzugreifen.
Löwen-Fans lehnen Hasan Ismaik nicht mehr grundlegend ab
Gibt es gerade keinen Manager oder Trainer zu feuern, lässt Ismaik von seinem deutschen Pressebüro auf Facebook Nachrichten verbreiten, deren Inhalt wahlweise Verschwörungstheorien zur finanziellen Situation des Vereins oder aber Angriffe auf den FC Bayern sind.
Bei den Fans hat das zumindest so weit geführt, dass er nicht mehr grundlegend abgelehnt wird. Außerdem hat er ihnen ein eigenes Stadion samt Löwengehege versprochen. Vielleicht wird er das tatsächlich irgendwann realisieren. Immerhin engagiert sich Ismaik auch in Jordanien für die Bedürftigen und steckt einen Teil seines Geldes in soziale Projekte.