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Pokalfinale: Warum ein Dortmunder Sieg den Bayern Mut machen kann

Pokalfinale

Warum ein Dortmunder Sieg den Bayern Mut machen kann

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    Der Himmel möge im Pokalfinale mit Borussia Dortmund sein: BVB-Fans beim ökumenischen Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche am Borsigplatz.
    Der Himmel möge im Pokalfinale mit Borussia Dortmund sein: BVB-Fans beim ökumenischen Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche am Borsigplatz. Foto: Friedrich Stark/imago

    Die Form spricht eindeutig für Borussia Dortmund. Während die Bayern in der Endphase der Saison arg ins Trudeln gerieten, drehte der BVB gehörig auf. Gerade noch rechtzeitig, um den Bayern die Saison gehörig vermiesen zu können. Sollten die Münchner letztlich nur die Meisterschale errungen haben, gilt die erste Spielzeit unter Pep Guardiola als mäßig erfolgreich.

    Mit einem Sieg gegen die Dortmunder am Samstag (Anpfiff 20 Uhr) würde die Saison eine andere Lesart bekommen: Dominanz in sämtlichen nationalen Wettbewerben. Der BVB hingegen stünde als erfolgloser Herausforderer da. Eine Partie entscheidet über eine komplette Saison. Und weil man bei derart wichtigen Partien wirklich nicht alles weltlichen Faktoren überlassen kann, traf sich die Borussia-Gemeinde in der Dreifaltigkeitskirche am Borsigplatz zu einem ökumenischen Gottesdienst. Vor zwei Jahren trafen sich die gläubigen Anhänger schon einmal dort vor einem Pokalfinale. Die Dortmunder gewannen es mit 5:2 gegen den FC Bayern.

    Für die Münchner wäre eine Niederlage vor allem deshalb bitter, weil das lange Zeit erfolgreiche System von Pep Guardiola weiter hinterfragt werden würde. Ein Blick auf den Saisonverlauf der beiden Teams zeigt allerdings, dass sich die Ergebnisse der Kontrahenten nicht auf taktische Ausrichtungen reduzieren lassen.

    Phase 1 – Der Saisonbeginn: Alles neu macht der Pep

    Pep Guardiola hält seine erste Übungseinheit nicht auf dem Trainingsgelände der Münchner ab. Die Allianz-Arena muss es schon sein. Guardiola lacht, redet, schubst seine Spieler auf die Positionen, die er am sinnvollsten hält. Sein Vorgänger Jupp Heynckes stand überwiegend stoisch am Spielfeldrand. Bei der 2:4-Niederlage im Supercup gegen Dortmund zeigen die Münchner neben einigen feinen Spielzügen eine enorme Offenherzigkeit in der Defensive.

    Die Dortmunder haben mit einem anderen Problem zu kämpfen. Ilkay Gündogan fällt früh in der Saison mit Rückenproblemen aus. Er wird in dieser Spielzeit nicht mehr auflaufen. Davon zeigt man sich bei der Borussia anfangs unbeeindruckt. Nach elf Spieltagen haben die Dortmunder neun Mal gewonnen und nur einmal verloren.

    Besser als der BVB sind lediglich die Münchner. Sie haben kein Spiel verloren, rangieren in der Liga einen Punkt vor Dortmund. Das anfangs stockende Passspiel ist immer flüssiger geworden. Die Kombinationen immer unvorhersehbarer.

    Größter personeller Unterschied zur Triple-Saison: Philipp Lahm gestaltet das Spiel nun aus dem defensiven Mittelfeld. Pep Guardiola hatte diese Idee. Sie geht auf.

    Phase 2 – Der Spätherbst: Die Viererkette des Grauens

    Während die Bayern immer besser werden und ihre Spiele nach Belieben gewinnen, stehen die Dortmunder ohne Viererkette da. Lukasz Piszcek wird nach einer langwierigen Hüftverletzung erst wieder an die Mannschaft herangeführt. Neven Subotic reißt sich gegen Wolfsburg das Kreuzband und fällt bis zum Saisonende aus. Marcel Schmelzer erleidet seinen zweiten von drei Muskelfaserrissen der Saison und Mats Hummels zieht sich eine Bänderverletzung zu, die ihn bis ins Frühjahr 2014 stoppt.

    Dortmund reagiert mit der Verpflichtung des 34-jährigen Manuel Friedrich. Seine Premiere feiert er beim 0:3 gegen die Bayern. Den ersten Treffer für die Münchner erzielt der ehemalige Dortmunder Mario Götze. Von den letzten sechs Ligaspielen bis zur Winterpause verlieren die Borussen vier, rutschen auf den vierten Tabellenplatz ab und haben zwölf Punkte Rückstand auf Bayern. Immerhin gelingt Kevin Großkreutz im letzten Gruppenspiel der Champions League drei Minuten vor Schluss der Siegtreffer gegen Marseille. Andernfalls wäre man nur Dritter geworden.

    Phase 3 – Der Rückrundenstart: Auf Jahre hinweg unschlagbar

    Die Münchner können doch verlieren. Allerdings nur in einem Testspiel. Ein 0:3 gegen Red Bull Salzburg werten die Bayern als Warnung zur rechten Zeit. Erstmals taucht allerdings die Frage auf, ob der sagenumwobene Pep-Code vielleicht entschlüsselt sei. Er ist es nicht. Die Münchner machen da weiter, wo sie vor der Winterpause aufgehört haben. Der FC Arsenal wird im Achtelfinale der Champions League problemlos aus dem Weg geräumt. Neueste Frage des Boulevards: Sind diese Bayern unbezwingbar? Sorgen macht lediglich Franck Ribéry. Seit ihm Ronaldo bei der Wahl zum Fußballer vorgezogen wurde, fehlt dem Franzosen die Leichtigkeit des Seins.

    Die Dortmunder finden langsam zurück in die Spur. Nachdem die verletzten Spieler nach und nach zurückkehren, werden Leverkusen und Gladbach überholt. Mit St. Petersburg wird die niedrigste verbliebene Hürde im Achtelfinale der Champions League problemlos übersprungen. Die Meisterschaft ist allerdings gelaufen. Nach dem 26. Spieltag haben die Bayern 23 Punkte Vorsprung.

    Phase 4 – Der Endspurt: Die Liga ist vorbei

    Der FC Bayern sichert sich die früheste Meisterschaft in der Geschichte der Bundesliga. Nach dem 3:1 gegen Berlin am 27. Spieltag ist der erste Titel eingefahren. „Die Bundesliga ist für uns vorbei. Unser Ziel ist die Champions League“, so Guardiola.

    Was richtig ist, erweist sich als falsch. Die Mannschaft versteht die Aussage des Trainers als Erlaubnis, den Liga-Alltag zum Verschnaufen zu nutzen. Gegen Augsburg setzt es die erste Bundesliganiederlage der Saison. Schlimmer trifft den FC Bayern aber der Ausfall von Thiago. Der Wunschspieler Guardiolas reißt sich das Innenband im Knie und fällt monatelang aus. Als er sich auf das Endspiel gegen Dortmund vorbereitet, reißt das Band erneut. Thiago verpasst auch die WM in Brasilien.

    Ohne den Spanier setzt man sich gegen Manchester zwar in der Champions League durch, doch die anschließende 0:3-Niederlage gegen Dortmund lässt erstmals einen massiven Spannungsverlust vermuten.

    Der BVB ist zu diesem Zeitpunkt bereits aus der Champions League ausgeschieden. Nach einem 0:3 in Madrid war das Halbfinale praktisch nicht mehr zu erreichen. Die Dortmunder versuchen es trotzdem. Führen im Rückspiel 2:0, haben Chancen auf den dritten Treffer. Er gelingt nicht. Die beste Saisonleistung ist aber die Initialzündung, aus einer mäßigen Spielzeit im Endspurt eine ausgezeichnete zu machen.

    Die Münchner hingegen schaffen es nicht, trotz mehrfacher Beteuerung „da zu sein, wenn es zählt“. Sie sind mit dem 0:1 im Champions-League-Hinspiel gegen Madrid noch gut bedient. Im Rückspiel wirken die Bayern erstmals hilflos. Real gewinnt 4:0. Und wieder taucht die Frage auf: „Ist der Pep-Code geknackt?“ Immer häufiger lautet die Antwort: Ja.

    Phase 5 – Das Endspiel: Tod oder Gladiolen

    Die Bayern sind deutscher Meister. Sie sind ins Halbfinale der Champions League eingezogen. Trotzdem gehen sie nicht als Favorit in die Partie gegen Dortmund. Die Borussia befindet sich in einer besseren Verfassung.

    Die Tendenz spricht gegen Bayern. Die Tendenz sprach aber auch lange Zeit gegen Dortmund. Bis zum Rückspiel gegen Madrid. Ein Spiel kann vieles ändern. Ein Spiel kann über eine ganze Saison entscheiden.

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