Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

 Phänomen: Das zweite Spiel ist das schwerste

 Phänomen

Das zweite Spiel ist das schwerste

    • |

    Danzig Das erste Spiel bei einem großen Turnier ist das wichtigste. Nichts ist für den Gesamterfolg bedeutender als ein gelungener Start. Deutschlands Fußballer sind so etwas wie die Weltmeister in Auftaktspielen. Noch nie hat eine Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) das erste Spiel bei einer EM verloren. Das hat sich mit dem 1:0 gegen Portugal fortgesetzt.

    Andere Großmächte sind dagegen schleppend gestartet. Welt- und Europameister Spanien mit einer Punkteteilung gegen die – allerdings wiedererstarkten – Italiener, die hoch eingeschätzten Franzosen schafften ebenfalls nur ein Unentschieden (1:1) gegen England und Titelkandidat Holland verlor 0:1 gegen Dänemark.

    Was das deutsche Team betrifft, ist seltsamerweise das zweite Spiel die höchste Hürde in einem Turnier. Dieses Phänomen hat Tradition. Die letzten beiden Treffen in Runde zwei haben die Deutschen verloren. 2008 bei der EM in Österreich und der Schweiz mussten sie eine 1:2-Niederlage gegen Kroatien einstecken und 2010 in Südafrika gab es ein 0:1 gegen Serbien.

    In beiden Fällen gerieten die dritten Partien dann zu Endspielen um den Einzug in die nächste Runde. 2008 rettete sich die deutsche Elf mit einem 1:0 gegen Österreich ins Viertelfinale, in Südafrika bescherte das gleiche Ergebnis gegen Ghana das Achtelfinale. Auch wer noch weiter zurückgeht, wird nur wenige deutsche Zweitrunden-Erfolge finden.

    Erklären kann das keiner, auch nicht Oliver Bierhoff. Für den deutschen Teammanager hat sich mit dem Auftaktsieg gegen Portugal an der Zielsetzung für das Holland-Spiel nichts geändert: „Wir wollen auch diese Begegnung gewinnen.“ Dann wäre Deutschland fast sicher für das Viertelfinale qualifiziert.

    Dass die Aufgabe heute Abend (20.45 Uhr/ZDF) im ukrainischen Charkow noch schwieriger werden dürfte als beim Turnierauftakt gegen Portugal, ergibt sich aus der Konstellation für die Niederlande. Verliert die Mannschaft von Trainer Bert van Marwijk, droht ihr am Ende der Vorrunde das Aus.

    Holland wird, trotz der erwarteten abendlichen 30 Grad in Charkow, die Initiative ergreifen müssen. Das hält Joachim Löw allerdings nicht davon ab, selbst offensiv agieren zu lassen. Wenn ihm etwas missfallen hat beim Sieg gegen Portugal, dann war es der fehlende Schwung im Angriff. Löw: „Nach vorne hatten wir noch nicht die Durchschlagskraft, die wir wollen.“ Das war nicht gegen Mario Gomez gerichtet, dem der Bundestrainer eine engagierte Leistung attestierte, sondern dem gesamten Offensivverbund. „Jeder“, so Löw, „kann sich offensiv noch besser in Szene setzen.“

    Inzwischen ist die Konkurrenz um einen Platz in der Startelf noch größer geworden. Per Mertesacker und Miroslav Klose haben ihre Rückstände nach den Verletzungspausen aufgeholt. „Klose“, so die Einschätzung des Bundestrainers, „ist so weit, dass er auch von Anfang an spielen kann.“

    Andererseits gibt es keinen Grund, die Formation aus dem Portugal-Spiel zu ändern. Aber Löw gefällt sich inzwischen darin, die Experten zu überraschen. „Ich bin kein Typ des ,Never-change-a-winning-Team‘“, sagt er. Auch nach Siegen also sei er zu Umbauten bereit. Im vorliegenden Fall allerdings klingt das eher wie eine strategische Äußerung, mit der er die Etablierten wachhalten will. Der Einzige, der gegen Portugal enttäuscht hat, war der Kapitän. Doch Philipp Lahm ist gesetzt.

    Zum Fall Timoschenko soll alles bereits gesagt sein

    Wie vom europäischen Fußballverband Uefa vorgeschrieben, war die deutsche Mannschaft bereits gestern ins hochsommerliche Charkow geflogen. Es ist die Stadt, in der die ehemalige Regierungschefin Julia Timoschenko eine siebenjährige Haftstrafe verbüßt. Vor der EM hatte es europaweit Proteste gegen die Inhaftierung der gesundheitlich angeschlagenen Politikerin gegeben. Auch der Deutsche Fußball-Bund hatte sich geäußert. Weitere Aktionen werde es deshalb nicht mehr geben, sagte gestern Teammanager Bierhoff. „Wir haben das Thema frühzeitig aufgegriffen. Ich glaube, wir waren diejenigen in ganz Europa, die am meisten die Stimme erhoben haben“, erklärte der 44-jährige ehemalige Nationalspieler.

    Bierhoff verwies darauf, dass sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, Kapitän Philipp Lahm und auch Bundestrainer Joachim Löw vor der EM klar für Menschenrechte und einen humanen Umgang mit Timoschenko ausgesprochen hätten. Bierhoff: „Jetzt ist es anderen überlassen, dieses Thema weiter zu forcieren.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden