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Paris Saint Germain: Aus in der Königsklasse: Ein Dämpfer für den ambitionierten Tuchel

Paris Saint Germain

Aus in der Königsklasse: Ein Dämpfer für den ambitionierten Tuchel

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    Das Aus im Achtelfinale der Champions League gegen ManU ist Thomas Tuchel kalt in die Knochen gefahren.
    Das Aus im Achtelfinale der Champions League gegen ManU ist Thomas Tuchel kalt in die Knochen gefahren. Foto: Getty

    Sein Start bei Paris Saint-Germain war furios. Und nicht nur das, eigentlich eilte Thomas Tuchel der Ruf des Furiosen bereits voraus, noch bevor er im vergangenen Mai einen Zweijahresvertrag bei PSG unterschrieb. Als zwar wenig bekannt, aber dynamisch, erfrischend anders und talentierter Stratege galt der frühere Cheftrainer des 1. FSV Mainz 05 und von Borussia Dortmund, der den finanzstarken Pariser Fußballklub endlich in jene sportlichen Höhen schießen sollte, die dessen Ehrgeiz entsprachen.

    Und vor allem aus einer Ansammlung von teuer eingekauften Stars, zu denen derzeit Neymar und Kylian Mbappé gehören, ein eingeschweißtes Team machen. Unter anderem daran war Tuchels Vorgänger Unai Emery gescheitert.

    Der gebürtige Krumbacher nahm die Fußballanhänger in seiner neuen Wahlheimat schnell für sich ein, indem er Paris in einem seiner ersten Interviews – damals noch auf Englisch – als „die Stadt der Liebe, die Stadt der Lichter“ rühmte: „Es ist eine romantische Stadt und so wollen wir auch spielen: Mit Mut, mit einem intensiven Stil, und wir wollen mit den Besten wetteifern.“

    Aus im Achtelfinale gegen Manchester United

    Tatsächlich gewann PSG unter Tuchels Führung die 14 ersten Ligaspiele. Alles deutete auch auf eine erfolgreiche Champions-League-Saison hin – bis zum Aus im Achtelfinale gegen Manchester United in der vergangenen Woche vor heimischem Publikum. Nicht nur der verletzte Neymar tobte, das sei eine „Schande“. Beim ersten Training nach der Niederlage am Sonntag empfingen wütende Fans die Spieler mit Beschimpfungen.

    Auch, dass sich Thiago Silva und Marquinhos per Mikrofon im Namen der ganzen Mannschaft für die schwache Leistung entschuldigten, beruhigte die Anhänger kaum. „Ihr habt weder Werte noch Ehre, kauft euch Eier oder verschwindet“, tobte die Fangruppe „Collectif Ultras Paris“ (CUP) in einem Kommuniqué.

    Tuchel, früher Nachwuchsspieler des FC Augsburg und Regionalliga-Kicker des SSV Ulm, rang bei der Pressekonferenz nach der Niederlage selbst um Worte – und das nicht nur, weil er sich inzwischen in einem vorsichtig tastenden Französisch ausdrückt. Er wolle sich erst einmal zurückziehen und dann in Ruhe analysieren, sagte der 45-Jährige, der auch schon Nachwuchskoordinator beim

    Das ist Thomas Tuchel

    Thomas Tuchel wurde am 29. August 1973 in Krumbach geboren.

    Nach dem Abitur am Krumbacher Gymnasium 1992 konzentrierte er sich zunächst nicht nur auf Fußball. Er schloss auch sein Studium zum Diplombetriebswirt erfolgreich ab.

    Tuchel spielte für die Stuttgarter Kickers in der 2. Liga und für den SSV Ulm in der Regionalliga, bevor ein Knorpelschaden 1998 seine Laufbahn beendete. Aber als Trainer setzte er bald Akzente.

    In Augsburg leitete er das Nachwuchsleistungszentrum, dann die Mainzer A-Jugend – und wurde deutscher Meister.

    2009 übernahm er die Mainzer Bundesligamannschaft. Seine Arbeit beendete er nach der Saison 2013/14 vorzeitig.

    Von 2015 bis 2017 war Tuchel Trainer von Borussia Dortmund und gewann dort den DFB-Pokal. Die Zusammenarbeit endete nach Differenzen mit der BVB-Führung vorzeitig. Seit Mitte 2018 trainiert er Paris Saint-Germain

    Dass es mit ihm weitergeht, scheint vorerst außer Frage zu stehen. Er vertraue dem Coach, sagte Nasser Al-Khelaifi, Präsident des Vereins, den seine Gesellschaft Qatar Sports Investments (QIS) 2011 gekauft hat: „Man muss Entscheidungen mit kühlem Kopf treffen. Jetzt ist dafür nicht der Moment.“ Vielmehr berichtete die Tageszeitung Le Parisien, dass Al-Khelaifi Tuchel vor ein paar Wochen eine Verlängerung seines Engagements um weitere zwei Jahre angeboten habe. Eine Antwort steht demnach noch aus.

    Tuchel behandelt große Stars wie ganz normale Spieler

    Längst genießt Tuchel in Frankreich den Ruf eines Trainers, der sich als Autorität durchzusetzen und zugleich auf einzelne Spieler einzugehen weiß, das Beste aus ihnen herausholen kann. Sein anfängliches Image eines „kalten und berechnenden Deutschen“, der „eine Art Taktik-Ingenieur“ sei, habe sich gewandelt, sagt sein Biograf Markus Kaufmann: „Man sieht ihn als Taktik-Spezialisten, der Paris in andere Sphären bringt. Seine Herausforderung besteht darin, dass die großen Stars von PSG sich wie normale Spieler benehmen, die alles für den Sieg tun würden.“

    Ein gemeinsames Essen nach dem Training sei obligatorisch, heißt es, bei dem jeder Sportler wenigstens eine halbe Stunde anwesend zu sein habe, ohne nur an seinem Handy zu spielen. Auch machte es Eindruck, dass Tuchel den Weltmeister und Publikumsliebling Mbappé im Oktober wegen Zuspätkommens zu einer Besprechung bestrafte, indem er ihn bei einer Begegnung mit Olympique Marseille zunächst nur auf die Ersatzbank schickte.

    In einer aktuellen Umfrage unter französischen Fußball-Anhängern lobten 81 Prozent der Befragten Tuchels Trainer-Technik, 70 Prozent bescheinigten ihm eine gute Kommunikation und 66 Prozent die Fähigkeit, Star-Kicker richtig zu händeln. „Er ist sehr ruhig, aber verlangt viel“, sagte Neymar von seinem Coach. „Er ist umgänglich, aber kann einem auch die Ohren lang ziehen, wenn es sein muss.“

    Als äußerst ehrgeizig gilt Tuchel, der von den Spielern blindes Vertrauen einfordere und ebenso harte Arbeit, wie er selbst zu leisten bereit sei. Denn, auch wenn es erst einmal tief hinabging, so will er, davon ist auszugehen, noch hoch hinaus.

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