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Oscar Pistorius: Bruder wegen Totschlag vor Gericht

Oscar Pistorius

Bruder wegen Totschlag vor Gericht

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    Der Bruder von Oscar Pistorius muss sich wegen Totschlags verantworten.
    Der Bruder von Oscar Pistorius muss sich wegen Totschlags verantworten.

    Er ist nach Berichten südafrikanischer Medien wegen grob fahrlässiger Tötung angeklagt. Carl Pistorius müsse sich in einem Gerichtsverfahren wegen eines Unglücks im Jahr 2010 rechtfertigen, berichtete der Nachrichtensender eNCA am Sonntag. Die Gerichtsverhandlung sei für Ende März angesetzt.

    Carl Pistorius soll bei dem Unfall nahe Vanderbijlpark südlich von Johannesburg, bei dem eine Motorradfahrerin getötet wurde, grob fahrlässig und rücksichtslos gehandelt haben, so die Anklage laut Sender. Der Blutprobe zufolge habe der Beschuldigte aber nicht unter Alkoholeinfluss gestanden. Wie sein Bruder werde Carl Pistorius von dem Rechtsanwalt Kenny Oldwage vertreten.

    Oscar Pistorius zurück bei Familie

    Das ist Oscar Pistorius

    Geburtsdatum: 22. November 1986

    Geburtsort: Sandton/Südafrika

    Behinderung: Pistorius wird durch einen Gendefekt ohne Wadenbeine und äußere Fußseiten geboren. Im Alter von elf Monaten werden ihm beide Beine unterhalb der Knie amputiert.

    Größte Erfolge: - Paralympics 2004 in Athen Gold über 200 m, Bronze über 100 m; - Paralympics 2008 in Peking Gold über 100, 200 und 400 m; - Paralympics 2012 in London Gold über 400 und 4 x 100 m, Silber über 200 m Weltmeisterschaften 2011 in Daegu Halbfinale über 400 m Olympische Spiele 2012 in London Halbfinale über 400 m

    Wichtige Entscheidungen: 14. Januar 2008: Der Leichtathletik-Weltverband IAAF entscheidet, dass seine Karbon-Prothesen Pistorius Vorteile verschaffen und er deshalb nicht an den Olympischen Spielen in Peking teilnehmen darf.

    16. Mai 2008: Der Internationale Sportgerichtshof CAS hebt die IAAF-Entscheidung wieder auf. Pistorius verpasst aber die sportliche Qualifikation für die Spiele in Peking.

    8. August 2011: Pistorius wird zusammen mit dem Sprinter Jason Smyth als erster behinderter Sportler für eine Leichtathletik-WM nominiert.

    4. August 2012: Pistorius startet als erster beinamputierter Sportler der olympischen Geschichte bei den Spielen in London.

    Unterdessen kehrte nach über einer Woche Haft Oscar Pistorius wieder zu seiner Familie zurück. Ein Gericht in Pretoria hatte ihn am Freitag überraschend auf Kaution entlassen. Das erste Wochenende in Freiheit verbrachte der Olympionike im Haus seine Onkels im Stadtteil Waterkloof. "Wir sind sehr dankbar, dass Oscar jetzt zu Hause ist", teilte Arnold Pistorius auf der Webseite der Familie mit. "Was geschehen ist, hat unsere Leben für immer verändert", so der Onkel.

    Sein 26-jähriger Neffe steht unter Mordverdacht: Er hatte am Valentinstag seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen. "Wir sind uns darüber bewusst, dass dies erste der Anfang eines langen Weges ist, auf dem wir beweisen müssen, dass Oscar nie die Absicht hatte, Reeva zu verletzen oder gar ihren Tod zu verursachen", hieß es weiter.

    Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den Profi-Läufer ohne Unterschenkel, seine 29-jährige Freundin vorsätzlich durch die geschlossene Badezimmertür erschossen zu haben. Pistorius sagt, er habe sie aus Versehen erschossen, weil er dachte, im Badezimmer sei ein Einbrecher. Steenkamp, ein Model und Reality-TV-Star, starb in den frühen Morgenstunden des 14. Februar.

    Pistorius will Kontakt zu Steenkamps Familie

    Der Sportler, dem als Kind wegen einer Fehlbildung die Beine unterhalb der Knie amputiert worden waren, will scheinbar den Kontakt zu Reevas Familie suchen. Dies erklärte er nach der Haftentlassung gegenüber Familienmitgliedern. "Wir wollen keinerlei Druck auf ihn ausüben, aber als wir im Auto waren, hat er gesagt, dass er dies tun will", sagte sein Onkel Arnold Pistorius dem Sender eNews Channel Africa (Samstag). "Reevas Familie ist immer in seinen Gedanken, und er möchte gerne in Zukunft ein Teil dieser Familie sein."

    Es war unklar, ob Steenkamps Angehörige den Kontakt wünschen. Reevas Vater Barry Steenkamp appellierte an das Gewissen des Athleten. "Es ist egal, wie viel Geld er hat oder wie gut sein Anwaltsteam ist, er muss mit seinem Gewissen leben, falls er es der Verteidigung erlaubt, für ihn zu lügen", sagte er dem Blatt "Beeld".

    "Wenn er die Wahrheit sagt, dann kann ich ihm vielleicht eines Tages vergeben", fügte Barry Steenkamp hinzu. "Aber wenn es nicht so war, wie er sagt, dann muss er leiden, und er wird leiden." Reevas Mutter June Steenkamp erklärte, sie habe keine Tränen mehr und wolle nun damit beginnen, sich an ein Leben ohne ihre Tochter zu gewöhnen.

    Der Sender SABC strahlte unterdessen am Samstagabend eine weitere Folge der südafrikanischen Variante von "Ich bin ein Star - holt mich raus" aus, an der Reeva Steenkamp kurz vor ihrem Tod teilgenommen hatte. Auf der Webseite der Show "Tropika Island of Treasure" ist zu lesen: "Wir sind sehr traurig und sprechen Reevas Familie und Freunden unser Beileid aus."

    Pistorius darf nicht in sein Haus

    Pistorius, der mit seinen Hightech-Karbon-Prothesen bei Paralympischen Spielen insgesamt sechs Goldmedaillen gewonnen hatte, muss bis zum nächsten Gerichtstermin zahlreiche Kautionsauflagen erfüllen. Er darf nicht in sein Haus in Silverwood Estate zurückkehren, in dem Steenkamp getötet wurde. Zudem ist es Pistorius untersagt, Kontakt zu den Zeugen des Verfahrens aufnehmen. Seine Reisepässe musste der Athlet abgeben. Er darf keinen Alkohol trinken. Jeden Montag und Freitag muss er sich auf einer Polizeistation melden.

    Pistorius hatte am Freitag eine erste Kautionsrate in Höhe von 100 000 Rand (8500 Euro) gezahlt und war anschließend entlassen worden. Insgesamt hatte Richter Desmond Nair eine Million Rand als Gesamtbetrag festgesetzt. Das Geld muss der Sportler bis zum 1. März hinterlegen.

    Unterdessen schickten Tausende Fans aus aller Welt Nachrichten an die offizielle Webseite des Sportlers, um ihre Solidarität zu zeigen. "Ganz egal, was die Welt sagt, du bist und bleibst mein Champion und mein Held", schrieb eine Verehrerin. "Oscar, wir lieben dich!", postete ein anderer Fan. Aber nach der Nachricht von der Freilassung auf Kaution hatte es auch kritische Stimmen gegeben, die eine Vorzugsbehandlung des berühmten weißen Stars anprangerten.

    Am 4. Juni muss der Leichtathlet erneut vor Gericht erscheinen. Wird Pistorius wegen vorsätzlichen Mordes schuldig gesprochen, droht ihm eine Haftstrafe zwischen 15 Jahren und lebenslänglich. (AZ)

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