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Olympische Spiele: In Tokio geht der Traum in Erfüllung: Ricarda Funk holt Gold im Kajak-Einer

Olympische Spiele

In Tokio geht der Traum in Erfüllung: Ricarda Funk holt Gold im Kajak-Einer

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    Slalomkanutin Ricarda Funk freut sich im Ziel über ihren Sieg im 25-Stangen-Parcours. Damit hat sie die erste deutsche Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio geholt.
    Slalomkanutin Ricarda Funk freut sich im Ziel über ihren Sieg im 25-Stangen-Parcours. Damit hat sie die erste deutsche Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio geholt. Foto: Jan Woitas, dpa

    Und plötzlich war da in all dem Jubel ein Moment der Stille. Ob sie noch oft an Stefan Henze denken müsse, ihren ehemaligen Trainer, wurde Ricarda Funk gefragt. Während der Sommerspiele 2016 in Rio war Henze bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Funk, Goldmedaille um den Hals und Blumenstrauß in der Hand, schossen die Tränen in die Augen. Es dauerte einige Momente, ehe sie sich wieder gefasst hatte. „Er ist ganz tief im Herzen und er ist überall mitgefahren, auf meiner ganzen Reise. Bei jedem Wettkampf und in jedem Training“, sagte sie. „Und er gibt mir immer noch meine Tipps.“

    Funks Reise hatte sie nach dem Schock von Rio und fünf langen Jahren der Arbeit nach Tokio geführt. Zusammen mit der Australierin Jessica Fox hatte die Deutsche im Vorfeld als Favoritin im Kajak-Einer der Frauen gegolten. In den Fluten, Wellen und Walzen des Wildwassers sind aber schon viele Favoritenträume geplatzt. Funk hielt dem Druck stand. Und wie so oft im Hochleistungssport sind es am Ende die ganz kleinen Dinge, die den Unterschied ausmachen. Oben am Start sei es ihr diesmal gelungen, die Stimme des Sprechers auszublenden. So habe sie ganz bei sich bleiben können, ohne Informationen über die Zeiten der Konkurrentinnen vor ihr. „Ich wusste nicht, was abgegangen ist und bin einfach mein eigenes Rennen gefahren. Die Ohren wirklich zuzumachen ist mir vorher noch nicht so oft gelungen.“

    Als Drittletzte war Funk, die seit zehn Jahren in Augsburg lebt und auf dem Eiskanal trainiert, ins Rennen gegangen. Schnellste des Halbfinales war allerdings die Australierin Fox gewesen, weswegen sie im Finale als letzte startete. Eine Situation, die mental durchaus anspruchsvoll ist.

    Ricarda Funk holt im Kaja-Einer Gold in Tokio

    Funk jubelte, als sie im Ziel die Führung übernahm. Bronze hatte sie in diesem Moment schon sicher. Acht Minuten dauerte es nun noch, bis auch Fox über die Ziellinie gefahren war und bis Funk die erste deutsche Tokio-Olympiasiegerin war. Sie könne gar nicht beschreiben, was in ihr vorgegangen sei, während dieser acht Minuten. „Weil ich eigentlich schon sehr sehr happy war, dass ich eine Medaille gewonnen hatte. Ich wusste im Ziel, dass es Bronze ist und damit war mein Traum eigentlich schon in Erfüllung gegangen.“ Als dann feststand, dass auch Fox die Zeit von Funk nicht mehr unterbieten konnte, dauerte es eine Weile, ehe sich das Geschehene einen Weg in die Gedankengänge der Sportlerin gebahnt hatte. „Einfach unglaublich, dass es Gold geworden ist.“

    Dabei hatte sie im Halbfinale kurzfristig sogar daran gezweifelt, überhaupt ins Finale zu kommen. Einige kleinere Fehler hatten sich dort aneinander gereiht, „und ich war mir nicht sicher, ob das noch reicht. Ich bin am Ende einfach nur gesprintet und habe gedacht: Fahr um dein Leben.“ Als dann die Zeit trotz der Fehler „gar nicht so schlecht war“, habe sie gewusst, „dass im Finale noch was drin ist“.

    Rio, das wurde nach dem Sieg klar, war trotz des tragischen Unfalltodes von Stefan Henze der Ausgangspunkt dieses Olympiasieges. Damals hatte Funk es verpasst, sich überhaupt für die Sommerspiele in Brasilien zu qualifizieren. „Ich wusste, dass ich es nicht geschafft habe, meine Leistung abzurufen.“ Funk gelang es dann aber, die Enttäuschung in Motivation umzusetzen. „Für mich stand sofort nach der verpassten Qualifikation fest, dass Tokio mein Ziel ist. Ich habe fünf Jahre sehr sehr hart dafür gearbeitet, dieses Ziel zu erreichen.“

    Ihr Heimatort im Ahrtal wurde vom Hochwasser getroffen

    In die Freude über den Sieg mischte sich aber nicht nur das Gedenken an Stefan Henze, sondern auch die Anteilnahme mit dem Schicksal vieler Menschen in der Heimat von Ricarda Funk. Sie stammt aus dem Ahrtal und damit einer Region, die von der Hochwasserkatastrophe besonders hart getroffen wurde. „Es ist unfassbar, was da passiert ist. Meine Gedanken waren in den letzten Wochen schon sehr oft zuhause. Ich schicke ganz viel Liebe. Kreis Ahrweiler ist stark, gemeinsam schaffen wir das.“

    Auf einem Naturkanal dort hat alles begonnen. „Da bin ich aufgewachsen, dort habe ich meine ersten Paddelschläge gemacht“. Vieles sei nun von den Wassermassen schwer beschädigt worden. „Es tut im Herzen weh, das so zu sehen.“

    Es war also eine ganz besondere Mischung aus ganz gegensätzlichen Stimmungslagen, die Funk mit sich herum trug, als die Siegerehrung vorbei war. Als sie später dann im ARD-Olympiastudio saß, konnte sie das erste Mal mit ihren Eltern und ihrer Schwester sprechen, die zugeschaltet waren. Dabei schien es so, als habe Funk das Gefühlsdurcheinander sortiert. Es fiel ihr auf, „dass ich bisher noch gar nichts zu essen bekommen habe. Ich muss jetzt dringend zurück ins Olympische Dorf.“ Man darf annehmen, dass dort neben einem Abendessen auch das ein oder andere Glas mit alkoholhaltigem Inhalt gereicht wurde.

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