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Olympische Spiele 2020: Tokios Olympiasieg berauscht Japan

Olympische Spiele 2020

Tokios Olympiasieg berauscht Japan

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    In Tokio war der Jubel über den Zuschlag am frühen Morgen grenzenlos. Die japanische Hauptstadt darf 2020 die Olympischen Sommerspiele ausrichten.
    In Tokio war der Jubel über den Zuschlag am frühen Morgen grenzenlos. Die japanische Hauptstadt darf 2020 die Olympischen Sommerspiele ausrichten. Foto: Christopher Jue (dpa)

    Japan - Industrieland zwischen Kirschblüten

    Japan verteilt sich auf vier Hauptinseln: Honshu, Hokkaidō, Kyūshū und Shikoku.

    Die Hauptstadt Japans ist Tokio. Weitere große Städte: Yokohama, Osaka, Nagoya, Sapporo, Kobe und Kyoto.

    Die Japaner leben in einer Parlamentarischen Monarchie. Staatsoberhaupt ist der Kaiser.

    Auf 377.835 Quadratkilometern leben mehr als 128 Millionen Japaner.

    Die Währung ist der Yen.

    Die Nationalhymne Japans heißt Kimi Ga Yo.

    Kfz-Kennzeichen der Japaner ist das J, die Internet-TLD .jp und die Telefonvorwahl ist die +81.

    Japan ist ein Industrieland und hat eine der größten Volkswirtschaften der Welt.

    Die größten Konflikte hatte Japan in seiner Geschichte mit Nordkorea, China und und den USA.

    Japan wird auch "Land der aufgehenden Sonne", "Land der Kirschblüten", "Land des Lächelns" und "Nippon" genannt.

    Die japanischen Olympia-Macher feierten Tokios zweiten Olympiasieg nach 1964 ausgelassen mit "Yokoso Nippon 2020"-Rufen - Willkommen in Japan 2020". Der 60-36-Kantersieg der 35-Millionen-Metropole im Wahlfinale gegen Istanbul drängte auf der Siegerparty am Samstagabend in Buenos Aires sogar die großen Sorgen um die Reaktorruine in Fukushima in den Hintergrund. "Ich bin überwältigt. Die Freunde war größer als bei meinem eigenen Wahlsieg", erklärte Japans Premierminister Shinzo Abe, der den IOC-Mitgliedern während Tokios leidenschaftlicher  Abschlusspräsentation versichert hatte, die Probleme in Fukushima seien "unter Kontrolle".

    Tokio wird zum zweiten Mal Olympia-Gastgeber

    Die Olympischen Spiele von 1896 bis 2012

    1896: Athen

    1900: Paris

    1904: St. Louis

    1908: London

    1912: Stockholm

    1916: Ausgefallen wegen des 1. weltkrieges

    1920: Antwerpen

    1924: Paris

    1928: Amsterdam

    1932: Los Angeles

    1936: Berlin

    1940: Ausgefallen wegen des 2. Weltkrieges

    1944: Ausgefallen wegen des 2. Weltkrieges

    1948: London

    1952: Helsinki

    1956: Melbourne

    1960: Rom

    1964: Tokio

    1968: Mexiko-Stadt

    1972: München

    1976: Montreal

    1980: Moskau

    1984: London

    1988: Seoul

    1992: Barcelona

    1996: Atlanta

    2000: Sydney

    2004: Athen

    2008: Peking

    2012: London

    Tokio darf als fünfte Stadt in der olympischen Geschichte nach Athen (1896/2004), Paris (1900/1924), London (1908/1948/2012) und Los Angeles (1932/1984) zum zweiten Mal das Ringe-Spektakel ausrichten. Japan ist sogar bereits zum vierten Mal Olympia-Gastgeber. "Glückwunsch an Tokio. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Freunde ausgezeichnete Spiele ausrichten werden", sagte IOC-Präsident Jacques Rogge bei der Unterzeichnung des Veranstaltervertrages drei Tage vor dem Ende seiner zwölfjährigen Amtszeit. Der dritte Bewerber, Madrid, war im ersten Durchgang in einer Stichwahl mit Istanbul ausgeschieden - zuvor hatten beide Städte je 26 Stimmen erhalten.

    "Das war eine Grundsatzentscheidung für Tradition und Stabilität und gegen den Aufbruch zu neuen Ufern", kommentierte IOC-Vize Thomas Bach. Nach den Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang darf sich die aufstrebende Sportmacht Asien über den nächsten Milliardengewinn freuen. Istanbul, zum fünften Mal angetreten, scheiterte dagegen mit seinem Plädoyer für eine Olympia-Premiere in der muslimischen Welt.

    Japan bekommt trotzt Fukushima-Krise den Zuschlag

    Chronologie der Katastrophe von Fukushima

    Die Havarie nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi war die schwerste Atomkatastrophe seit dem Tschernobyl-Unglück 1986. Ein Überblick:

    11. März 2011: Ein Erdbeben der Stärke 9,0 erschüttert den Nordosten Japans und löst einen verheerenden Tsunami aus.

    11. März 2011: Auch die Stromversorgung und das Kühlungssystem des an der Küste gelegenen Atomkraftwerks Fukushima Daiichi werden beschädigt. Die Brennstäbe im Inneren der Reaktoren überhitzen und beginnen zu schmelzen.

    12. März: Im Reaktorgebäude Nummer eins kommt es zu einer Wasserstoffexplosion, doch der Reaktor selbst bleibt intakt. Das Kühlwassersystem funktioniert nicht mehr, das Team auf dem Gelände beginnt daraufhin, die Reaktoren mit Meerwasser zu kühlen. Die Regierung erweitert die Evakuierung auf einen Umkreis von 20 Kilometern.

    14./15. März: In den Gebäuden der Reaktoren drei und vier kommt es zu weiteren Explosionen. Die Reaktoren bleiben laut Behörden intakt.

    25. März - 4. April: In vier beschädigten Reaktorgebäuden wird eine große Menge radioaktiv verseuchten Wassers entdeckt. Es behindert die Arbeit zur Kühlung der überhitzten Brennstäbe. Die Behörden beschließen, 11.500 Tonnen radioaktiven Wassers in den Pazifik zu leiten.

    12. April: Japan stuft die Schwere des Atomunglücks hinauf. Es hat nun Höchststufe 7 und wird damit als genauso verheerend eingestuft wie die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.

    6. Juni: Die Regierung bestätigt, dass es bereits kurz nach Beginn der Katastrophe in drei Reaktoren zu Kernschmelzen gekommen war. Die in den ersten Tagen freigesetzte Radioaktivität sei zudem doppelt so hoch gewesen wie zunächst geschätzt.

    30. August: Ministerpräsident Naoto Kan und sein Kabinett treten zurück. Finanzminister Yoshihiko Noda wird Japans sechster Regierungschef innerhalb von fünf Jahren.

    3. Oktober: Eine Regierungskommission schätzt die Kosten für Stilllegung und Abbau der Atomreaktoren auf umgerechnet 10,6 Milliarden Euro.

    17. und 29. November: Aufgrund radioaktiv verseuchter Stichproben verbietet Japan den Verkauf von Reis aus der Region Fukushima.

    16. Dezember: Die japanische Regierung verkündet, Fukushima Daiichi sei wieder unter Kontrolle, die Reaktoren seien im Zustand der «Kaltabschaltung».

    21. Dezember: Die Betreibergesellschaft Tepco schätzt, dass die Stilllegung der Reaktoren bis zu 40 Jahre dauern wird.

    22. Februar 2012: Um die Kontaminierung des Ozeans vor dem havarierten Atomkraftwerk einzudämmen, kündigt Tepco an, den Meeresboden mit einer 73.000 Quadratmeter großen Betondecke zu versiegeln.

    4. April 2013: Bis zu 120 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser treten aus einem Tank aus und dringen in den Boden ein.

    19. Juni 2013: Im Grundwasser nahe dem havarierten Atomkraftwerk werden hohe radioaktive Werte gemessen. Werte der radioaktiven Substanz Strontium-90 lagen dreißigmal höher als zulässig.

    21. August 2013: Weitere 300 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser treten in Fukushima aus.

    10. März 2015: An den Folgen der Flucht vor der Strahlung sind mehr als 1200 Menschen gestorben. Das Leben in Behelfsunterkünften hat viele krank gemacht. Andere begingen Selbstmord.

    "Ich werde noch heute nach Hause fliegen und mit der Arbeit beginnen", versprach Abe, nachdem er seine Aufgabe als Krisenmanager erfüllt hatte. Das gefährdete Gebiet in Fukushima würde sich auf eine Fläche 0,3 Quadratkilometer beschränken und die sei abgesichert, so Abe in Tokios 45-minütiger Vorstellung vor den 101 IOC-Mitgliedern, von denen 96 beim entscheidenden Votum abstimmen durften. Tokios Gouverneur Naoki Inose offenbarte hinterher, der olympische Fackellauf werde auch durch das betroffene Gebiet führen.

    Im 18.400 Kilometer entfernten Tokio schien die positive Nachricht um 05.20 Uhr Ortszeit am Sonntagmorgen wie ein Mutmacher für die krisenerprobten Bürger zu wirken. Im Vergnügungsviertel Shibuya skandierten Tausende "Nippon! Nippon!" - Japan, Japan. Das Massenblatt "Asahi Shimbun" feierte den erfreulichen Anlass mit einer Sonderausgabe.

    Olympische Spiele 2020: Istanbul und Madrid ziehen den Kürzeren

    "Entdecke das Morgen" war der Slogan der Japaner, die auch bei ihrer zweiten Bewerbung auf ihr kompaktes Sportstättenkonzept in zwei Zonen setzen. 85 Prozent der Wettkampfstätten liegen in einem Radius von gerade mal acht Kilometern zum olympischen Dorf.

    Istanbul ist nach der Pleite immerhin großer Favorit auf die Ausrichtung der Halbfinals und des Endspiels der Fußball-EM 2020. Der Deutsche Fußball-Bund hatte bereits zuvor angekündigt, eine eigene Final-Bewerbung mit München als Spielort zugunsten der Türken zurückziehen zu wollen und sich nur um Gruppenspiele und ein K.o.-Duell zu bemühen.

    Kandidiert München für die Spiele 2022?

    Für eine eventuelle Bewerbung Münchens um die Winterspiele 2022 hat der Sieg Tokios praktisch keine Konsequenzen. "Ich gratuliere Tokio. Jetzt wissen wir, wo wir stehen. Nach der Landtagswahl in Bayern und der Bundestagswahl werden wir unsere Entscheidung bekanntgeben", sagte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes. Die nötigen Vorarbeiten für eine weitere Kandidatur laufen längst parallel. dpa/AZ

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