Ethikkommissionen sind im Sport schon mehrfach eingesetzt worden. Zur Aufklärung von Skandälchen und ausgewachsenen Skandalen. Diese unabhängigen, und oft doch hausinternen Untersuchungen endeten meist ohne gravierende Konsequenzen. Im Falle des Deutschen Olympischen Sportbundes könnte das aber einen anderen Ausgang nehmen.
Denn nach den Mitarbeiter-Vorwürfen, die sich hauptsächlich gegen den Präsidenten Alfons Hörmann aus Sulzberg richteten, hat die Ethikkommission vorgeschlagen, Hörmann und das gesamte Präsidium möge bei vorgezogenen Neuwahlen im Dezember 2021 die Vertrauensfrage stellen.
Thomas de Maiziére will vorgezogene Neuwahlen beim DOSB
Ex-Bundesinnenminister Thomas de Maiziére schrieb als Vorsitzender der Ethikkommission in einem neunseitigen Bericht, der unserer Zeitung vorliegt: "Nur eine vorgezogene Wahl des gesamten Präsidiums kann zu einer dauerhaften Vertrauensstiftung im deutschen Sport führen."
Zuvor ging de Maiziére auf etliche Vorwürfe ganz konkret ein. In vier Wochen habe es viele Gespräche mit Betroffenen, Mitarbeitern, dem Betriebsrat sowie Vertretern von Sportverbänden gegeben. Auch Stellungnahmen von Präsidium und Vorstand seien ausgewertet worden. Obwohl zahlreiche Einzelvorwürfe, Präsident Hörmann habe Mitarbeiter respektlos behandelt, von den Ethikern entkräftet wurden, geht de Maiziére mit der DOSB-Führung in seinem Fazit hart ins Gericht: "In dieser Art kann es im deutschen Sport nicht weitergehen."
Auch die Beziehungen des Verbandes zur Politik, zu den Sportverbänden sowie zu den Medien müssten dringend verbessert werden. Hörmann war zu einer Stellungnahme nicht bereit. Die DOSB-Führung werde die Empfehlungen intensiv beraten und diskutieren, hieß es in einer Pressemitteilung.
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