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Olympia: Auf Zugspitz-Niveau

Olympia

Auf Zugspitz-Niveau

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    In der Trainingshalle: Tobias Englmaier bereitet sich beim TSV Großhadern auf Olympia vor.
    In der Trainingshalle: Tobias Englmaier bereitet sich beim TSV Großhadern auf Olympia vor. Foto: Peter Deininger

    München Tobias Englmaier schnuppert häufig Höhenluft. „Der Sauerstoffgehalt entspricht einer Position auf 2500 bis 3000 Metern.“ Aber der 24-jährige Judoka klettert nicht in den Alpen, sondern sitzt auf einem Ergometer in einer Münchner Höhenkammer. „Irgendwann hilft einem Talent nicht mehr weiter, dann muss man sich quälen können“, sagt der angehende Diplom-Ingenieur (Maschinenbau) aus Penzing (Landkreis Landsberg) mit Wohnsitz in

    Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm

    Bereits seit Februar steht fest, dass der kleine Mann (1,58 m) in der Gewichtsklasse bis 60 kg bei den Olympischen Spielen starten darf. Platz 14 in der Qualifikations-Rangliste des Weltverbandes berechtigt zur London-Reise. „Ziel ist immer eine Medaille“, betont Englmaier selbstbewusst, „aber es kann sein, dass ich bereits in der ersten Runde einen richtigen Kracher bekomme.“ Ein Usbeke, ein Japaner, ein Russe, ein Koreaner – sie alle können dem Mann, der beim JC Samurai Landsberg das Judo-Einmaleins lernte, in der englischen Hauptstadt das Leben schwer machen.

    Englmaier hat seinen ganz persönlichen Albtraum. Er beginnt beim Uchimata, dem inneren Schenkelwurf. „Dafür bin ich anfällig“, gibt der Muskelmann zu und nennt freimütig weitere für ihn ungünstige Faktoren auf der Matte. „Ich mag es nicht, wenn mein Gegner viel größer und dann auch noch Linkskämpfer ist.“

    Aber so leicht lässt sich Englmaier nicht unterkriegen. „2011 war ich bei fast allen Weltcups und Grand-Prix-Turnieren unter den besten Fünf.“ Oft kommt er mit seiner Spezialität Schulterwurf (Morote-seoi-nage) zum Erfolg, auch einige Regeländerungen hält der Mann aus einer Judofamilie (Vater, Schwester, Bruder) für segensreich. Als die Japaner 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking schlecht abschnitten, legten sie verbandspolitisch Hand an. Weg von den Beingreiftechniken, zurück zum klassischen Judo. „Japan hat immer noch großen Einfluss in der Branche, weil in dem Land viel Geld im Spiel ist“, so Englmaier. In Europa gibt es sogar einen Einkommens-Millionär wie den französischen Schwergewichtler Teddy Riner, der in vier Jahren nur zwei Kämpfe verlor.

    Tobias Englmaier hat bislang nicht viel mehr als 3000 US-Dollar Preisgeld verdient. „Noch fehlt der große Titel.“ Der Fünfte der Europameisterschaft steckt mitten in der Olympiavorbereitung. „Es ist eine Herausforderung, sich vier Monate auf einen einzigen Tag vorzubereiten.“ Mit seinen Trainern Ralf Matusche und Richard Trautmann analysiert er im Video die möglichen Gegner, das Wochenpensum pendelt sich bei 20 Stunden ein.

    Vor Olympia sind noch zwei Tests geplant. Im Zweikampf Mann gegen Mann ist neben technischem Können und Kraft auch Aggressivität gefragt. „Ich stimme mich nicht mit Musik auf die Kämpfe ein, sondern rede mit mir.“ Englmaier würde in London gerne viele Selbstgespräche führen. „Wer Gold gewinnen will, muss mindestens fünf Kämpfe gewinnen.“ Die Leichtgewichtler sind bereits am 28. Juli, dem ersten Wettkampftag, an der Reihe. Für ihn fällt deshalb der Besuch der Eröffnungsfeier (27. Juli) aus. „Dafür kann ich die Spiele anschließend voll genießen.“

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