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Olympia 2018: Kaiser soll den letzten Kick geben

Olympia 2018

Kaiser soll den letzten Kick geben

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    Franz Beckenbauer wirbt in Durban für die Münchner Olympia-Bewerbung. dpa
    Franz Beckenbauer wirbt in Durban für die Münchner Olympia-Bewerbung. dpa

    Es ist kühl und regnerisch in Durban. Ein rauer Wind treibt meterhohe Wellen an die Sandstrände. Die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees dürften davon aber nur wenig mitbekommen. 104 von ihnen sind bis gestern Abend in der südafrikanischen Stadt eingetroffen und quartierten sich im luxuriösen Hilton-Hotel ein. Aus gesundheitlichen Gründen fehlen dem Gremium sechs Mitglieder, wenn es heute darüber abstimmt, wo die Olympischen Winterspiele 2018 stattfinden. Zur Wahl stehen Außenseiter Annecy (Frankreich), Pyeongchang (Südkorea) und München.

    Mit einer eigens gecharterten Lufthansa-Maschine trafen gestern früh die letzten Unterstützer der bayerischen Bewerbung in Durban ein. Stilecht in Lederhose betrat zum Beispiel Skilegende Markus Wasmeier um 9 Uhr südafrikanischen Boden. Angespannt sei er, aber auch sehr optimistisch, ließ er die Journalisten wissen. „Das ist wie vor einem Wettkampf. Wir sind gut vorbereitet, jetzt müssen wir schauen, was dabei rauskommt.“

    Überraschend war Franz Beckenbauer schon einen Tag vorher in Durban eingetroffen. Ihn hatte das Bewerbungskomitee öffentlichkeitswirksam in letzter Minute als Unterstützer präsentiert. Ein gelungener Coup, der schon seit Längerem vorbereitet worden war. Beckenbauers legendäre Ausstrahlung und Bekanntheit sollen der Münchner Bewerbung auf der Zielgeraden noch einmal Schub geben. Beckenbauer wird heute auch Teil der deutschen Präsentation sein, an deren Spitze Bundespräsident Christian Wulff steht. „Der Franz hat einen Namen wie Donnerhall“, sagte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Dies sei vor allem bei denjenigen Vertretern im IOC wichtig, deren Heimatländer nur geringes Interesse am Wintersport haben.

    Ude: „Fußball wird überall gespielt und Franz Beckenbauer kennt man überall.“ Der so Gelobte gab sich bescheiden. Er wolle nur ein klein wenig dabei mithelfen, die Winterspiele nach Bayern zu holen.

    „Als waschechter Münchner wäre das für mich natürlich das Größte.“ Nicht zuletzt die Nachricht, dass der „Kaiser“ sich persönlich für München starkmachen wolle, sorgte für gute Stimmung im deutschen Lager. Mit viel Rückenwind sei man in Durban angekommen, befand Ude.

    Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, der ebenfalls gestern anreiste, sagte, dass München alles getan habe. „Jetzt liegt es nicht mehr in unserer Hand.“ Ganz richtig war das allerdings nicht. Gestern Nachmittag ging Seehofer höchstpersönlich noch einmal auf Stimmenfang und traf sich mit IOC-Mitgliedern zu Gesprächen im kleinen Kreis. Inhalt: vertraulich.

    Ob sich dieser Einsatz gelohnt hat, steht heute um kurz nach 17 Uhr fest. Dann verkündet IOC-Präsident Jacques Rogge in Durban das Ergebnis der Wahl. Zuvor dürfen sich die drei Bewerberstädte noch einmal für jeweils 45 Minuten vor dem IOC präsentieren – München macht um 8.45 Uhr den Auftakt. Danach zieht sich das IOC für maximal zwei Wahlgänge zurück.

    49 Stimmen reichen

    Abstimmen werden zunächst nur 98 der 104 anwesenden IOC-Mitglieder. Nicht wählen dürfen die Vertreter Deutschlands, Frankreichs und Südkoreas (je zwei), solange ihre Städte noch im Rennen sind. Rogge wird sich traditionell enthalten. In den letzten Stunden vor der Entscheidung schossen im Umfeld des IOC-Zentrums die Spekulationen noch einmal ins Kraut. Die Rede war unter anderem von einem 40-Stimmen-Paket, das Favorit Pyeongchang schon sicher habe.

    Diese Anzahl an Befürwortern sollen die Südkoreaner auch bei ihren ersten beiden Bewerbungen gehabt haben. Ob es die Strippenzieher der bayerischen Bewerbung geschafft haben, diesen Block aufzubrechen, weiß niemand so genau.

    Sicher ist nur, dass auch gestern Abend hinter den Kulissen noch bis spät in die Nacht geworben und verhandelt wurde. Die alles bestimmende Rechnung ist einfach: Wer 49 Stimmen auf sich vereint, bekommt die Winterspiele.

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