Das Finale um Olympia-Gold im Eishockey war filmreif. Das fand auch Danny aus den Birken. Nach dem 3:4 (0:1, 1:0, 2:2, 0:1) nach Verlängerung gegen Russland flossen bei der deutschen Mannschaft auch Tränen. Die deutschen Nationalspieler standen mit der Silbermedaille um den Hals in der Eisarena von Gangneung und bei eigen Profis flossen Tränen.
Eishockey-Wunder: Danny aus den Birken will, dass Brad Pitt ihn spielt
Doch wenig später nach einem dramatischen Spiel überwog die Freude und der Münchner Torwart aus den Birken fand schnell seinen Humor wieder: „Vielleicht hat ja Hollywood Lust auf einen Film über uns. Aber sie machen es nur richtig, wenn Brad Pitt mich spielt.“ Verteidiger Yannic Seidenberg meinte: „Wir waren so knapp davor, Gold zu gewinnen, deswegen war es natürlich im ersten Augenblick extrem schmerzhaft, das mitzuerleben. Aber als die Medaillen rauskamen, war ich einfach nur unglaublich stolz, dabei gewesen zu sein und sie in der Hand zu haben.“
Die grandiose Siegesserie des Nationalteams, das unter anderem mit den völlig unerwarteten Erfolgen gegen Weltmeister Schweden und Sotschi-Olympiasieger Kanada die Sportprominenz weltweit und die Fans in Deutschland verzückt hatten, fand im Finale erst spät ein Ende.
Tatsächlich hatte die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm bereits eine Hand an Gold. Dem siebenfachen Rekord-Weltmeister bot die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes einen beherzten Kampf. Nach Toren von Felix Schütz, Dominik Kahun und Jonas Müller stand es eine Minute vor Ablauf der 60 Spielminuten 3:2 für den krassen Außenseiter. Für Russland hatten Woinow und Gussew getroffen. Was sollte noch passieren?
Olympia 2018: Ein Missgeschick von Yannic Seidenberg wog schwer
Die Mannschaft von Russland-Coach Oleg Znarok, der vor vielen Jahren als Stürmer des Zweitligisten EV Landsberg Tore am Fließband produziert hatte, wirkte müde. Außerdem spielte Deutschland in Überzahl. Doch dann unterlief Yannic Seidenberg ein folgenschweres Missgeschick. Der Verteidiger des Meisters EHC München verlor im Zweikampf den Helm und musste deshalb – das sieht das Regelwerk vor – zum Wechsel auf die Bank. Znarok hatte bereits seinen Torwart zugunsten eines weiteren Feldspielers aufs Eis geschickt. 55,5 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit schoss wieder Nikita Gussew mit seinem zweiten Tor das 3:3. Es ging in die Verlängerung. In der 71. Minute gelang der Mannschaft um die russischen Stars um Pawel Dazjuk und Ilja Kowaltschuk das 4:3. Nach dem Treffer von Kaprissow warfen die Profis ihre Handschuhe und Schläger aufs Eis und jubelten.
„Das wird es so schnell nicht wieder geben. Man kann nur davon träumen, so einen offenen Schlagabtausch mit den Russen zu führen. Das geht mir sehr nahe. Hut ab“, sagte Verbandspräsident Franz Reindl, der selbst beim bisher größten Erfolg, der Bronzemedaille von Innsbruck 1976, auf dem Eis gestanden hatte. Nun setzt die Sturm-Mannschaft einen neuen Rekord: das Silber von Pyeongchang.
Für das Team der Olympischen Athleten aus Russland war es das erste Olympia-Gold seit 26 Jahren. 1992 in Albertville hatte die Sbornaja nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion als Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) triumphiert.
In der Heimat verfolgte der große Eishockey-Fan Wladimir Putin offensichtlich das Match und gratulierte per Handy dem Trainer. Auch Ministerpräsident Dmitri Medwedew und NOK-Präsident Alexander Schukow hätten angerufen, sagte Znarok am Sonntag der Agentur Tass zufolge. „Das war sehr nett, sie haben gratuliert“, sagte er und fügte den militärischen Gruß hinzu: „Ich diene Russland!“
Ehrhoff: "Wir können unglaublich stolz sein"
Aber auch die deutsche Mannschaft feierte den großen Augenblick. Verteidiger Christian Ehrhoff, der am Abend bei der Schlussfeier noch die deutsche Fahne tragen durfte, sagte: „Wenn wir mal auf das gesamte Turnier zurückblicken, dann können wir unglaublich stolz sein, was wir hier mit der Mannschaft erreicht haben.“ Sein Stürmerkollege Patrick Reimer war ebenfalls überglücklich: „Jetzt haben wir die Medaille umhängen und Yannic Seidenberg hat zu mir gesagt: Hey, das ist ein Bild, da schauen wir ein Leben lang darauf zurück.“
Am heutigen Montag landet die Mannschaft in Frankfurt, bereits am Mittwoch stehen die Nationalspieler in der Deutschen Eishockey-Liga wieder auf dem Eis. „Da will ich jetzt noch gar nicht daran denken, jetzt machen wir erst mal Party und ab Mittwoch fokussieren wir uns wieder darauf“, meinte der Topstürmer der Nürnberg Ice Tigers. Und in den Hollywood-Film muss eingebaut werden, dass Danny aus den Birken zum besten Torhüter des Turniers gewählt wurde. Dann hat das Drehbuch ein Happy End.