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Oliver Kahn: "Ich habe erst mal keine Lust mehr auf Fußball"

Oliver Kahn

"Ich habe erst mal keine Lust mehr auf Fußball"

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    Oliver Kahn mit Ehefrau Simone bei seiner Abschiedsfeier in München.
    Oliver Kahn mit Ehefrau Simone bei seiner Abschiedsfeier in München.

    München (as) - Selten haben die Journalisten Oliver Kahn so offen und locker erlebt, wie Dienstag-Nacht nach seinem Abschied vom Fußball. Die Partie zwischen dem FC Bayern, dessen Tor der 39-Jährige ein letztes Mal gehütet hatte, und der Nationalmannschaft war 1:1 geendet, das Ergebnis Nebensache. Hinterher saß Kahn ein letztes Mal als Torhüter auf dem Pressepodium.

    Die Zuschauer waren von ihrer Abschiedsvorstellung tief bewegt. Wie ist es Ihnen im Laufe des Abends ergangen?

    Kahn: Man erlebt so etwas wie im Traum und aus großer Distanz. Es ist die pure Emotion. Man würde gerne weinen, obwohl man doch große Freude empfindet.

    Gab es Tränen, die keiner gesehen hat?

    Kahn: Fast. Auf der Ehrenrunde musste ich schon einige verdrücken. Es war einfach Wahnsinn.

    Ihr Abschiedsspiel war ja nicht nur als Gaudi gedacht. Sie wollten sich als Torhüter ordentlich verabschieden ...

    Kahn: Bis zur 65. Spielminute war ich ganz und gar Torhüter. Da greifen auch in einem Abschiedsspiel die alten Mechanismen. Du willst kein Gegentor bekommen, feuerst die Mitspieler an, willst gewinnen.

    Bastian Schweinsteiger war der einzige Bayern-Spieler, der für die Nationalmannschaft auflief...

    Kahn: Schweini wollte mir unbedingt noch einen reinhauen. Aber ich war einfach zu fit.

    Beim Millionenkick während der Halbzeit mussten sie fünf Bälle passieren lassen. Wie groß war Ihr Ärger?

    Kahn: Das war keine Witzveranstaltung. Ich wollte keinen reinlassen. Aber die Schützen waren gut vorbereitet und 16 Meter sind eine erstaunlich kurze Distanz.

    Zum Abschied gab es viel Versöhnliches. Die Dissonanzen mit Jürgen Klinsmann nach ihrer Ausbootung vor der WM 2006 scheinen endgültig beseitigt...

    Kahn: Diese Dinge mussten irgendwann ausgeräumt werden. Die Vergangenheit darf jetzt keine Rolle mehr spielen.

    Wenn sie nach vorne blicken, taucht dann die Angst vor dem Loch auf, das viele am Ende eines Lebensabschnitts fürchten?

    Kahn: Ich habe bisher nichts davon gespürt. Dieses Loch kann man sich auch einreden. Es ist wichtig, sich in dieser Phase Aufgaben zu suchen, die einen nicht gleich wieder überfordern.

    Eine Ihrer neuen Aufgaben wird der Expertenjob im ZDF sein. Zittern die Nationalspieler schon?

    Kahn: Ich hab' ihnen gesagt, dass es jetzt richtig Feuer gibt. Aber Spaß beiseite. Ich bringe Erfahrung aus zwei Jahrzehnten Profifußball mit und kann den Leuten Hintergründe liefern.

    Wie reagiert Ihr Zuhause auf den Fußball-Rentner Kahn?

    Kahn: Die Kinder haben sich gefreut. Aber ich weiß auch, dass der Tag kommt, an dem sie sagen werden, jetzt zieh' mal wieder Leine.

    Werden Sie sich jetzt der Veteranentruppe des FC Bayern München anschließen?

    Kahn: Nein. Ich hab' erst mal keine Lust mehr auf Fußball.

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