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Obama-Faktor: Blitzbesuch für den Sieg Chicagos

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Obama-Faktor: Blitzbesuch für den Sieg Chicagos

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    Obama-Faktor: Blitzbesuch für den Sieg Chicagos
    Obama-Faktor: Blitzbesuch für den Sieg Chicagos Foto: DPA

    Das Weiße Haus bestätigte den erstmaligen Auftritt eines US-Präsidenten vor der Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Bei der bedeutendsten Wahl des Weltsports gehen am 2. Oktober Tokio und Madrid nur als Außenseiter in den Vierkampf um nationales Prestige und Dollar-Milliarden. Durch den Last-Minute-Besuch Obamas sind die Chancen Chicagos wieder deutlich gestiegen. Bisher galt Rio de Janeiro als Favorit. Noch nie wurden Olympische Spiele in Südamerika veranstaltet.

    Das IOC betrachtet die olympischen Auftritte der Staatsprominenz mit Wohlgefallen und schmückt sich gern mit ihr. In Kopenhagen werben das Regentenpaar Juan Carlos und Sofia sowie Regierungschef Luis Rodriguez Zapatero für Madrid. Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva wird ein flammendes Plädoyer für Rio de Janeiro halten, und der neue japanische Regierungschef Yukio Hatoyama will sich für Tokio stark machen. Obama will mit First Lady Michelle die IOC-Mitglieder becircen und überzeugen. Bereits seit acht Tagen bereitet eine präsidiale Vorhut den Kurz-Trip vor.

    Der Flug mit der Air Force One von Washington nach Kopenhagen dauert acht Stunden. 20 Minuten sind es vom dortigen Flughafen zum Bella-Kongresszentrum. Um 8.45 Uhr beginnt am Tag der Entscheidung die 70-minütige Präsentation Chicagos vor den (maximal 106) Olympiern. Die "New York Times" hat vorgerechnet, dass 18 kostbare Präsidenten- Stunden ausreichen könnten, um seiner Heimatstadt zum Sieg zu verhelfen. Im Weißen Haus lief seit Wochen ein schwieriger Abwägungsprozess. Zunächst hatte sich Obama gegenüber Rogge wegen seines Einsatzes für die US-Gesundheitsreform für unabkömmlich erklärt. Danach setzte sich offenbar die Meinung durch, dass ein Fehlen in Kopenhagen Chicago aussichtslos zurückwerfen würde.

    Bei der Vielzahl amerikanischer Olympia-Bewerbungen hielt es noch nie ein US-Präsident für angebracht, eine Kandidatenstadt vor der entscheidenden IOC-Vollversammlung zu vertreten. Die Philosophie war selbst bei den erfolgreichen Bewerbungen (St. Louis 1904, Los Angeles 1932/1984, Atlanta 1996) immer: Sport ist Privatsache, der Staat soll sich auch aus seiner Finanzierung heraushalten. Deshalb hat jede US- Regierung einem Olympia-Kandidaten die vom IOC verlangte finanzielle Absicherung verweigert. Über diese Grenze wollte auch Obama nicht gehen. Jetzt tritt Chicago in Kopenhagen selbst als Garant für die Gesamtausgaben in Höhe von 4,8 Milliarden Dollar auf.

    Der amerikanische Sport und die Metropole am Michigan See bauen auf den Präsidenten-Einsatz. Die finale Präsentation wurde seit Wochen mit und ohne Obama-Auftritt minutiös einstudiert. Staatsoberhäupter und Regierungschefs sind bei der Vergabe der Spiele längst unentbehrliche Wahlhelfer geworden. Ohne Premier Tony Blair hätte Außenseiter London das Duell gegen Paris um die Spiele 2012 nicht gewonnen. Unbestritten ist auch, dass beim Kampf um die Winterspiele 2014 Russlands Präsident Wladimir Putin für Sotschi den Unterschied ausgemacht hat.

    Doch Dabeisein ist nicht alles. Vor der Wahl der Spiele 2012 hatte Blair Stimmen für London wohl dadurch gewonnen, dass er vor der Abstimmung 2005 in Singapur einige IOC-Mitglieder zu Gesprächen in seine Hotelsuite eingeladen hatte. Ganz anders Jacques Chirac. Frankreichs Präsident traf erst am Vorabend der Entscheidung ein. Rigide Sperrmaßnahmen seiner Sicherheitskräfte bei der offiziellen Eröffnungsfeier der IOC-Vollversammlung empörten eingekesselte Olympier so sehr, dass dabei wohl die eine oder andere Stimme für Paris auf der Strecke geblieben war.

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