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Niederlage von Bordeaux: FC Bayern: Aufräumen mit angestaubten Weisheiten

Niederlage von Bordeaux

FC Bayern: Aufräumen mit angestaubten Weisheiten

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    Thomas Müller unmittelbar nach seinem Platzverweis.
    Thomas Müller unmittelbar nach seinem Platzverweis. Foto: dpa

    Thomas Müller hat dem FC Bayern mit seinem Platzverweis einen "Bärendienst" erwiesen. Er ist ein junger Spieler und lernt aus seinen Fehlern. Unfug, meint Tilmann Mehl und räumt auch gleich noch im angstaubten Archiv der Fußball-Weisheiten auf.

    Thomas Müller ist ein junger Spieler. Er darf Fehler machen und wird daraus lernen

    Schmarrn. Die Gelb-Rote-Karte von Thomas Müller hat nichts mit seinem Alter zu tun. Er hat sich nicht jugendlich-unbedarft angstellt, sondern eine Dummheit begangen. Das weiß er auch selbst. "Ich habe der Mannschaft einen Bärendienst erwiesen", zeigt er sich nach dem Spiel reumütig. Einem Gegenspieler mit gestreckten Bein in der gegnerischen Hälfte in die Achillessehne zu springen, hat nichts mit dem Alter zu tun. Es ist kaum anzunehmen, dass in den Jugendmannschaften des FC Bayern etwas anderes erzählt wird. Die Niederlage am Platzverweis von Müller festzumachen, wäre allerdings falsch. Die Münchner traten schon in den 30 Minuten davor seltsam lethargisch auf. Wobei wir beim zweiten Punkt wären.

    Erfahrung bringt Sicherheit ins Spiel

    Kann schon mal sein, aber nicht im Spiel der Bayern gegen Bordeaux. Die Mittelfeldreihe mit Tymoshchuk, van Bommel und Schweinsteiger müsste eigentlich genug Klasse und Erfahrung besitzen um gegen eine europäische Mittelklasse-Mannschaft wie Bordeaux das Spiel halbwegs im Griff zu behalten. Dazu noch die Abwehr mit Lahm, van Buyten und Altintop - an Erfahrung hat es nicht gemangelt. An Sicherheit schon.

    Zu den zahlreichen Fehlpässen, die an einem schlechten Tag schon mal passieren können (seltsam nur, wie viele einen gebrauchten Tag angedreht bekommen haben), mischte sich auch eine saftlose Defensivleistung. Die Mittelfeldreihe hat es nie geschafft, das Spiel vom eigenen Tor weg zu halten. Es wurde schwach verschoben, Zweikämpfen aus dem Weg gegangen und dumme Fouls begangen, die man vielleicht gerade noch einem Jugendspieler durchgehen lassen würde. Erfahrung allein gewinnt keine Spiele. Beim FC Bayern haben die erfahrenen Spieler dafür die Partie verloren. Zu wenig Einsatz, zu wenig Bereitschaft - das kann man auch mit scheinbarer Klasse nicht wettmachen. Trotzdem hätten die Bayern mit viel Dusel einen Punkt mitnehmen können, wobei wir bei Punkt drei sind.

    In ausgelichenen Spielen entscheiden die Standardsituationen

    Klares Jein. Die Partie war nicht ausgeglichen. Bordeaux war klar überlegen - allerdings, ohne sich die ganz großen Chancen herauszuspielen. Also haben die Standards entschieden. Die Münchner begingen dumme Fouls und jeder in den Strafraum geschlagene Ball brachte Gefahr. Nochmals, schlechte Tage können vorkommen, fehlende Konzentration nicht. Nur mit der sind aber auch die schlampig ausgeführten Ecken des FC Bayern zu erklären. Dass Schweinsteigers Frosch-Bälle zum Running-Gag geworden sind, ist eigentlich Wahnsinn. Ein Mann mit seiner feinen Technik dürfte den Ball schon mit Zug über den ersten Pfosten hinaus bringen. Es ist wohl blanker Hohn, dass mittlerweile Innenverteidiger Holger Badstuber für die Ecken von der rechten Seite zuständig ist. Ein Treppenwitz war, dass ausgerechnet aus einer Ecke das Tor der Münchner gefallen ist.

    In einem Spiel, in dem es absehbar nicht viele Chancen gibt, sollte man die wenigen Möglichkeiten (und solche sind Standardsituationen) konzentriert angehen. Und hätten die Franzosen ihre beiden gefährlichsten Standards vom Elfmeterpunkt aus eben konzentriert genutzt, wäre es ein richtig bitterer Abend für die Münchner geworden. Letztlich haben auch so die Standardsituationen die Partie entschieden. Tilmann Mehl

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