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Niederlage gegen Hamburger SV: FC Bayern macht die Rolle rückwärts

Niederlage gegen Hamburger SV

FC Bayern macht die Rolle rückwärts

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    Auch Thomas Müller konnte sich gegen den HSV nicht durchsetzen.
    Auch Thomas Müller konnte sich gegen den HSV nicht durchsetzen. Foto: dpa

    Die Attacke auf die Spitzenposition abgeschmettert, den Bayern in die Oktoberfest-Maß gespuckt und das angekratzte Selbstwertgefühl aufpoliert - der Hamburger SV hat sich nach einer katastrophalen Woche an Rekordmeister FC Bayern München aufgerichtet.

    Das 1:0 (0:0) am Samstagabend über den Titelfavoriten der Fußball-Bundesliga hat zweierlei deutlich gemacht: Die Bayern sind doch noch nicht da, wo sie zu sein glaubten, und der HSV hat seine ersten brutalen Nackenschläge der Saison - das schmachvolle 0:3 gegen Rapid Wien in der Europa League und den bitteren Pokal-Rausschmiss durch Drittligist Osnabrück - verkraftet.

    "Wir waren nach den letzten Spielen niedergeschlagen", gestand Siegtorschütze Mladen Petric (72. Minute) und ergänzte: "Wir hatten uns vorgenommen, mehr Gas zu geben, um aus der Phase der letzten Wochen rauszukommen."

    Was die Tabellenführer aus Hamburg als verdienten Lohn feierten, geißelten die Bayern als ungerecht. "Der HSV war nicht besser. Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen", lautete das Fazit von Manager Uli Hoeneß, der beiden Mannschaften "ein hervorragendes Spiel auf hohem Niveau" attestierte. Dass Münchens erster Angriff auf den Logenplatz in der Eliteliga gescheitert ist und mit einer Rolle rückwärts in der Tabelle endete, nahm Hoeneß gelassen hin. "Wir haben allen Grund, cool zu bleiben. Der siebte Spieltag von 34 hat für mich keine Aussagekraft."

    Das sehen die Hamburger anders. "Unser Ziel ist es natürlich, Meister zu werden", bekannte Zé Roberto, der mit seiner Übersicht, seiner Ballbeherrschung und seinem Siegeswillen alle anderen auf dem Platz überragte. Die Bayern, bei denen er sechs Jahre spielte, sind für ihn lediglich "Konkurrent um die Meisterschaft", nicht Favorit. "Es war ein schönes Gefühl, gegen Bayern zu gewinnen", berichtete der Brasilianer, von dessen Qualitäten die Münchner gern auch in dieser Saison profitiert hätten.

    Doch der Zweijahresvertrag, den der 35-Jährige in Hamburg ohne Bedenken erhielt, war ihm in München wegen seines Alters verwehrt worden. "Ich bedauere das nicht", rechtfertigte Hoeneß seine Entscheidung. Schließlich könne man 35-Jährigen nicht Verträge für zwei Jahre geben und junge Talente deswegen an andere Vereine verleihen. Bayern habe auf Thomas Müller und nicht auf Zé Roberto gesetzt. Man müsse sich schon entscheiden, meinte Hoeneß: "Die Jungen oder die Alten?" HSV-Trainer Bruno Labbadia konterte: "Uns interessiert nicht das Alter, sondern die Leistung und der Mensch."

    Der 89. Nord-Süd-Gipfel war zugleich Spielwiese für taktische Finessen. Der HSV stellte den bisherigen Rechts- und Innenverteidiger Jerome Boateng auf die linke Abwehrseite, ließ davor Dennis Aogo als Absicherung auf dem Arjen-Robben-Flügel ran; die Bayern überraschten mit einem 3-3-3-1-System, in dem Breno Rechtsverteidiger spielte und Philipp Lahm ins Mittelfeld rückte. In der zweiten Halbzeit alles neu: der verletzte Guy Demel raus, Boateng nach rechts, Aogo und Bisher-Stürmer Eljero Elia eine Position nach hinten, Marcus Berg als zusätzlicher Angreifer rein. Bayern reagierte, knüpfte eine Vierer- Abwehrkette mit Lahm - und verlor die Dominanz der ersten Halbzeit gegen nun offensivere Hamburger. "Es ist viel über die Taktik gegangen", sagte Labbadia. "Ein Spitzenspiel mit viel Taktik", knurrte sein Münchner Kollege Louis van Gaal und lobte die Qualitäten des Gegners. "Ich habe Respekt davor."

    Nach dem Ende der Bayern-Serie von fünf siegreichen Pflichtspielen mahnte Lahm seine Kollegen. "Jetzt müssen wir die Kurve kriegen für Mittwoch." Dann trifft die Mannschaft in der Champions League auf Juventus Turin. Mit dem Rotationsverfahren - in Hamburg saßen Mario Gomez und Miroslav Klose zunächst auf der Bank - müssen sich die Stars jedoch erst anfreunden. "Meine Torquote hat gestimmt und stimmt immer noch", grollte Gomez. "Aber der Trainer hat anders entschieden." Hoeneß glaubt, dass die Ablösesumme von 30 Millionen Euro Gomez belastet. "Wenn man zu Bayern kommt, braucht man Zeit."

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