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Nationalmannschaft: Causa Löw: Hauptdarsteller reden nicht

Nationalmannschaft

Causa Löw: Hauptdarsteller reden nicht

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    Hatten Gesprächsbedarf: DFB-Präsident Fritz Keller (l) und Bundestrainer Joachim Löw.
    Hatten Gesprächsbedarf: DFB-Präsident Fritz Keller (l) und Bundestrainer Joachim Löw. Foto: Christian Charisius/dpa

    Es brodelt weiter. Verbandschef Fritz Keller wollte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach dem Bekenntnis des DFB zum Langzeit-Bundestrainer über das Thema Nationalmannschaft "nicht reden". Die Causa Joachim Löw aber erzeugt weiter Aufregung.

    "Wir reden auch nicht über das 6:0 in Sevilla, obwohl das sehr reizvoll wäre für den einen oder anderen", sagte Keller bei einer Pressekonferenz zur paneuropäischen Studie zum Wert des Amateurfußballs. Und der 63-Jährige ergänzte: "Wir wollen heute unseren Fokus setzen auf die Helden und Heldinnen des Fußballs."

    Das Thema Nationalelf werde man "an anderer Stelle" behandeln, "allerdings nicht hier und heute", sekundierte DFB-Medienchefin Mirjam Berle. Ihr Direktorenkollege Oliver Bierhoff, verantwortlich für den sportlichen Bereich, soll am Freitag vor dem DFB-Präsidium ein halbes Jahr vor EM-Start nochmals über die wichtigsten Belange der Nationalmannschaft und die Perspektiven mit Löw referieren. Danach wird Bierhoff in einer Medienrunde Rede und Antwort stehen.

    Wann sich der Bundestrainer selbst öffentlich zur Aufarbeitung des Spanien-Debakels, möglichen Konsequenzen und den Diskussionen mit der Verbandsspitze äußert, bleibt offen. Die Fans, deren heiße Liebe zum Nationalteam aus den Tagen des WM-Triumphes von 2014 immer mehr erkaltet (ist), erleben weiterhin einen von ihnen entrückten Löw.

    Der nächste Pflichttermin für den 60-Jährigen steht am Montag an, wenn in Zürich die Gruppen für die WM-Qualifikation für Katar 2022 ausgelost werden. Da dies wegen der anhaltenden Corona-Pandemie virtuell passiert, wird es auch keine direkten Kontakte geben. Um so mehr wird weiter über die Hintergründe der "einvernehmlichen" DFB-Entscheidung diskutiert, "den seit März 2019 eingeschlagenen Weg" der Erneuerung mit Löw "uneingeschränkt fortzusetzen".

    Löw selbst hat nie an der Fortsetzung seiner Mission gezweifelt und zeigte sich beim Auftritt mit seinen Assistenten Marcus Sorg und Andreas Köpke vor dem Präsidialausschuss irritiert über das Vorgehen seines Arbeitgebers. Dass die Vertrauensbestätigungen von Bierhoff noch in Spanien und von Keller am Tag danach in München noch einmal in Zweifel gezogen wurden, wertete er als respektlos. Das 0:6 sieht Löw als einen punktuellen Systemabsturz, der reparabel sei.

    Entsprechend resolut und kämpferisch trat Löw vor der DFB-Spitze auf, wie die "Süddeutsche Zeitung" mit Berufung auf einen Teilnehmer der Konferenz berichtete. Der Bundestrainer verwies auf seine Verdienste mit dem Höhepunkt WM-Erfolg und die schwierigen Umstände für den Re-Start seines Teams nach zehn Monaten Corona-Pause. Löws größte Motivation aber ist: Mit so einer empfindlichen Schlappe wie dem WM-Vorrunden-Aus 2018 oder jetzt dem 0:6 in Spanien will er auf keinen Fall von der internationalen Fußball-Bühne abtreten.

    Während sich die DFB-Spitze in Sachen Löw hinter den Kulissen keinesfalls als feste Einheit präsentiert und die vergiftete Atmosphäre zwischen Chef Keller und anderen Präsidiumsmitgliedern mal wieder deutlich wird, hat Löw weiter die Unterstützung der führenden Kräfte aus der Bundesliga. "Ich freue mich, dass Jogi weitermachen kann. Er hat sehr vieles für den deutschen Fußball geleistet", sagte sein langjähriger Assistent und jetziger Bayern-Cheftrainer Hansi Flick. Auch der ehemalige DFB-Teamchef Rudi Völler unterstrich als Leverkusener Sportchef die gute Zusammenarbeit mit Löw.

    Für den seit 2006 amtierenden Bundestrainer ist nicht einmal ein Abschied nach der EM, also ein Jahr vor Vertragsablauf, eine aktuelle Option. Diese Möglichkeit hatte Präsident Keller nach Informationen der "Bild"-Zeitung in den Gesprächen zu Löws Zukunft ausgelotet. "Wenn jeder gesund ist, ist unsere Mannschaft, auch wenn sie jung und unerfahren ist, absolut gefährlich", hatte Löw schon vor den jüngsten Debatten um seinen Job zu den deutschen EM-Aussichten bemerkt.

    Die Bewertung des Verbandes, die EM-Qualifikation, den Verbleib in Liga A der Nations League und die Positionierung im ersten Lostopf bei der WM-Qualifikation bereits als wichtige sportliche Erfolge einzustufen, teilt nicht jeder. "Wenn das die neuen Ziele sind, die der DFB ausgibt, dann würde ich sagen, das kann nicht der richtige Weg sein", kritisierte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus im TV-Sender Sky und schloss an: "Joachim Löw macht mir im Moment nicht den Eindruck, dass er die Spieler so erreicht wie bei der Weltmeisterschaft 2014."

    © dpa-infocom, dpa:201202-99-540921/5 (dpa)

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