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Nationalmannschaft: 1:0 gegen England: Löws Experiment gelingt

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1:0 gegen England: Löws Experiment gelingt

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    Angeführt vom Wahl-Engländer Per Mertesacker hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auch mit einer Zweitbesetzung wieder einen Sieg im Wembleystadion eingefahren.
    Angeführt vom Wahl-Engländer Per Mertesacker hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auch mit einer Zweitbesetzung wieder einen Sieg im Wembleystadion eingefahren. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Sollte Joachim Löw das Freundschaftsspiel gegen England tatsächlich als ernsthaften Test für die WM im kommenden Jahr angesehen haben, dürfte er einige Zeit brauchen, exakte Erkenntnisse daraus zu ziehen.

    Schwachen Engländern fehlen die Mittel

    Die Mannschaft, die am Dienstag mit 1:0 in Wembley gewonnen hat, hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts mit jenem Team gemein, das in Brasilien Weltmeister werden will.

    Löw hatte seine Mannschaft im Vergleich zum Italien-Spiel komplett umgekrempelt. Neben dem Debütanten Roman Weidenfeller rutschten auch Sven und Lars Bender sowie Marcel Schmelzer, Marco Reus, Per Mertesacker, Heiko Westermann und Max Kruse in die Startformation. Dass sich bei derart enormen chirurgischen Eingriffen lange Zeit Abstimmungsprobleme zeigten, überraschte nicht. Da aber auch Roy Hodgson einige seiner Stammspieler schonte und die Zahl an Talenten auf der Insel überschaubar sind, entwickelte sich ein fahriges Spiel.

    Die Engländer wollten gerne das Tor von Weidenfeller bestürmen, allein: Es fehlten die Mittel. Und kamen sie doch einmal dem Gehäuse etwas näher, wurden sie vom umsichtigen Jérôme Boateng gestoppt.

    Dem deutschen Spiel hingegen fehlten in der Mittelfeldzentrale kreative Impulse. Den Bender-Zwillingen gelang es zwar, die meisten englischen Angriffe zu blockieren, als Initiator eigener Offensivbemühungen taugten sie nur bedingt. Sollte Sami Khedira die WM verpassen, muss Löw wohl weiter nach einem adäquaten Ersatz fahnden.

    Mats Hummels muss verletzt raus

    Dass die Deutschen trotzdem mit einer 1:0-Führung in die Halbzeit gingen, war den alten Reflexen geschuldet. Wenn es spielerisch nicht klappt, wird der Ball einfach hoch in den Strafraum geschlagen. Nach einer Flanke von Toni Kroos schraubte sich Per Mertesacker am höchsten und köpfte zur Führung ein (39.).

    Zu Beginn der zweiten Hälfte hätten die Deutschen nach zwei überraschend schön vorgetragenen Angriffen das Ergebnis beinahe noch in die Höhe geschraubt. Doch weil Reus die beiden Gelegenheiten auf fahrlässige Weise verschluderte, durchkreuzte Löw fluchend die Coaching-Zone.

    Ähnlich dürfte es wenig später im Wohnzimmer von Jürgen Klopp ausgesehen haben. Der Dortmunder Trainer musste mit ansehen, wie der erst zur Halbzeit eingewechselte Mats Hummels 20 Minuten später schon wieder humpelnd das Feld verließ. Nach ersten Erkenntnissen soll er sich eine Muskelblessur zugezogen haben. Der Innenverteidiger könnte damit am Samstag für das Spitzenspiel gegen den FC Bayern ausfallen. Damit würde den Dortmundern die komplette Innenverteidigung fehlen, da Neven Subotic zuletzt einen Kreuzbandriss erlitt.

    Wenig Arbeit für Weidenfeller

    Löw immerhin durfte nach Hummels’ Auswechslung weiter experimentieren. Dass es die Viererkette Lars Bender, Mertesacker, Benedikt Höwedes und Marcel Jansen so noch einmal geben wird, darf allerdings bezweifelt werden. Zum Leidwesen von Weidenfeller zeigten seine Vorderleute aber allesamt eine solide Partie. Seine auffälligste Aktion hatte er bei seiner Premiere, als er einem Schuss des agilen Andros Townsend hinterherflog und ihn an den Pfosten klatschen sah.

    Ansonsten versuchten es die Briten mangels Alternativen mit hohen Bällen in den Strafraum. Doch weil die Engländer keinen Mann vom Maß eines Mertesacker in ihren Reihen haben, blieb es bei meist nutzlosen Versuchen. Die Deutschen ihrerseits hielten den Ball mit voranschreitender Spielzeit immer sicherer vom eigenen Tor weg und beschäftigten die unbewegliche britische Abwehr immer wieder mit ihren schnellen Offensivspielern.

    Am Ende konnte Löw wenigstens die Erkenntnis ziehen, dass auch der dritte Anzug halbwegs sitzt. Mehr war von diesem Testspiel nicht zu erwarten. Und Roy Hodgson hätte viel für diese Erkenntnis gegeben.

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