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Nachwuchs-Fußball: Ohne Schiedsrichter und mit Eltern auf Abstand

Nachwuchs-Fußball

Ohne Schiedsrichter und mit Eltern auf Abstand

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    Das F-Jugend-Derby zwischen dem TSV Aindling (grün) und dem FC Affing (rot-schwarz) wurde ohne Schiedsrichter ausgetragen. Dessen Aufgabe übernehmen in der "Fair-Play-Liga" die Nachwuchskicker nämlich selbst.
    Das F-Jugend-Derby zwischen dem TSV Aindling (grün) und dem FC Affing (rot-schwarz) wurde ohne Schiedsrichter ausgetragen. Dessen Aufgabe übernehmen in der "Fair-Play-Liga" die Nachwuchskicker nämlich selbst. Foto: Peter Appel

    Das war ein klares Foul. Den Rempler haben alle gesehen – Spieler, Trainer, Zuschauer. Ohne Proteste einigen sich die Kinder auf einen Freistoß kurz vor dem Affinger Strafraum. So hätte der Schiedsrichter sicherlich auch entschieden.

    War der Ball im Aus? Wer hat Einwurf? Eckball oder Abstoß?

    Doch den gibt es hier beim F-Jugend-Derby zwischen dem TSV Aindling und dem FC Affing (Landkreis Aichach-Friedberg) nicht. Die jungen Kicker legen die Regeln selbst aus: War der Ball im Aus? Wer hat Einwurf? Gibt es Eckball oder Abstoß? Nur wenn es richtig strittig wird, helfen die Trainer an der Seitenlinie aus. „Das klappt überraschend gut, die Kinder lösen es sehr fair. Ich hätte es mir durchaus chaotischer vorgestellt“, sagt Martin Neumann, Trainer der Aindlinger.

    Auf einem Nebenplatz des Sportgeländes feiert ein interessantes Pilotprojekt Premiere. Die beiden Nachwuchsteams der F3-Jugend-Gruppe Ost 1 bestreiten den Auftakt zur „Fair-Play-Liga“. Kein Unparteiischer – und die Zuschauer müssen in einem als „Fan-Zone“ beschilderten Bereich zehn Meter Abstand zum Spielfeld halten. „Die Distanz zu den Eltern, die gerne Einfluss auf ihre Kinder und das Spiel nehmen, ist sinnvoll. Die Jungs und Mädels nehmen sie so weniger wahr“, sagt Neumann.

    Fair-Play-Gedanke soll sich auch auf Zuschauer übertragen

    Nachdem das Projekt vor allem im Westen Deutschlands seit 2007 erfolgreich läuft, soll es sich nun auch beim Nachwuchs des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) etablieren. „Es vermittelt den Kindern aktiv den Fair-Play-Gedanken – und das soll sich auch auf die Zuschauer übertragen“, erläutert Jugendspielgruppenleiter Helmut Brandmayer die Ziele der vom Deutschen Fußball-Bund initiierten Aktion. Das funktioniert gut – auch wenn etwa die Einwurf-Technik von den jungen Dribblern hier und da recht freizügig ausgelegt wird. „Wir haben nicht gestritten, auch wenn es manchmal gar nicht so leicht ist, schnell zu entscheiden“, sagt Aindlings sechsjähriger Torhüter Johannes Münch. Schließlich kenne er die Regeln aber schon „ziemlich gut“. Sein Trainer Martin Neumann indes weiß: „Der Schiedsrichter bringt Ruhe hinein und korrigiert die Kleinen immer wieder. Das fehlt schon. Aber das Projekt hat eine Chance verdient, die Kinder wachsen da hinein.“

    Fair-Play-Liga soll sich in Bayern etablieren

    Die Fair-Play-Liga soll auch in Bayern Schule machen und nach und nach in weiteren F- und E-Jugendgruppen eingeführt werden. Dass sich Affing im Nachbarschaftsderby am Ende mit 6:3 durchsetzt, bleibt Nebensache. Trotzdem: Sämtliche Tore wurden korrekt erzielt. Das haben alle gesehen.

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