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Nach Champions-League-Pleite: FC Bayern: Louis van Gaal hat keine Angst vor dem Rauswurf

Nach Champions-League-Pleite

FC Bayern: Louis van Gaal hat keine Angst vor dem Rauswurf

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    Bayerisches Entsetzen - Wolfsburgs Befreiung
    Bayerisches Entsetzen - Wolfsburgs Befreiung Foto: DPA

    München (dpa) - Die entsetzten Bosse flüchteten sprachlos vom Ort des Schreckens, der sichtlich angeschlagene Trainer suchte Zuflucht in Durchhalteparolen.

    "Wir sind noch nicht ausgeschieden, wir haben noch eine kleine Chance", sagte Louis van Gaal. Überzeugend klangen seine Worte nach der höchsten Heimpleite des FC_Bayern München in der Champions League nicht, denn das 0:2 (0:1) gegen Girondins Bordeaux kam einer Bankrotterklärung des für 75 Millionen Euro aufgemotzten Star-Ensembles auf der europäischen Fußball-Bühne gleich. Selbst van Gaal gestand: "Wir waren nicht gut genug. Wir müssen besser spielen."

    Nach einer Nacht, "in der ich - und auch die Spieler - nicht gut geschlafen haben", begann der 58-Jährige am Mittwoch mit den Aufräumarbeiten und traf dabei eine überraschende Maßnahme. "Ich gebe den Spielern morgen frei, um den Kopf frisch zu machen und den Fokus auf Schalke zu kriegen."

    Zuckerbrot statt Peitsche ist vor der brisanten Partie am Samstag gegen Bayerns Ex-Coach Felix Magath angesagt. "Ich habe die Erfahrung, ich habe diesen Beruf", betonte van Gaal. Schon bei der Aufarbeitung des Bordeaux-Desasters setzte er er am Mittwoch auf Klartext ("wir müssen die schlechten Sachen benennen"), aber auch auf einen moderaten Tonfall: "Laut passt in Emotionalität, aber nicht in eine Nachbetrachtung."

    Auch wenn die Bayern fehlendes Glück im Abschluss sowie einen Elfmeterklau beklagten und der K.o. in der Königsklasse noch nicht besiegelt ist, liegen sie am Boden. "Die Hoffnung ist da, aber es ist schwer, dran zu glauben", sagte Philipp Lahm zur verbliebenen Minimal-Chance auf das Achtelfinale. "Wir müssen beide Spiele gewinnen und hoffen, dass Juventus Turin nicht am nächsten Spieltag in Bordeaux gewinnt", beschrieb Arjen Robben die Notlage.

    Nach 2002 stehen die Bayern überhaupt erst zum zweiten Mal vor dem Vorrunden-Aus - statt Barcelona, Madrid oder Manchester droht der Abstieg als Gruppendritter in die Europa League und damit 2010 Strafexpeditionen ins lettische Ventspils oder nach Moldawien gegen Sheriff Tiraspol. "Es sind noch zwei Spieltage, davor reden wir sicherlich nicht von der

    Sei's drum: Nur ein halbes Jahr nach dem Rauswurf von Jürgen Klinsmann, der in der Vorsaison als Gruppensieger ins Achtelfinale marschierte, steckt der Vorstand um Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß schon wieder im Dilemma. Unter van Gaal sind die Resultate noch schlechter, der Fußball auch - trotzdem können die Bosse nicht schon wieder die Reißleine ziehen; noch nicht. Van Gaal verspürt nach eigener Aussage keine Job-Angst: "Nein, das ist kein Thema für mich", sagte er, wohlwissend um die Gesetze der Branche: "Ich kann nicht über mich selbst entscheiden. Das dürfen andere Menschen machen."

    Statt Klinsmann'schem Harakiri-Fußball wird den Fans unter dem selbst ernannten "Prozess-Trainer" langweiliges Ballgeschiebe geboten. Quer- und Rückpässe sind aber kein Ausdruck von Dominanz. "Es hat in allen Bereichen nicht gepasst", gestand Butt nach dem Bordeaux-Schock. Das Aufbäumen nach der Pause war zu wenig, "da haben wir volles Risiko gespielt und hatten drei Riesenmöglichkeiten, da kann man uns nichts vorwerfen", warb Mark van Bommel um Nachsicht.

    Der Kapitän patzte beim ersten Tor von Yoann Gourcuff (37.). Das zweite von Marouane Charmakh (89.) war ein Gemeinschafts-Geschenk von Butt und Verteidiger Holger Badstuber. "Man hat gespürt, dass die Bayern ein geschwächtes Selbstvertrauen hatten, das haben wir ausgenutzt", kommentierte Bordeaux-Coach Laurent Blanc.

    Die Bayern verbreiten keinen Schrecken mehr, hieß das. Ohne Robben, der sich nach seiner Knie-Operation "noch nicht topfit" fühlt und nur als Joker dem lethargischen Team etwas Leben einhauchen konnte, sowie dem verletzten Franck Ribéry geht nichts. "Wir wissen, dass Kreativität fehlt. Wenn Ribéry und Robben fehlen, müssen wir Positionsspiel und Ordnung haben. Wir sind im Moment nicht in der Lage, den französischen Meister auszuspielen", klagte van Gaal.

    Das allein genügt als Begründung nicht. Bei 35-Millionen-Einkauf Mario Gomez stimmte zu Saisonbeginn immerhin die Torquote - trotzdem degradierte ihn der Coach zum Bankhocker. Van Gaals Wunschspieler Edson Braafheid und Danijel Pranjic stümperten erneut auf der linken Seite herum, die mit Ribéry und Lahm im Vorjahr noch das Bayern- Prunkstück war. "Von den Spielern sind wir nicht schlechter besetzt als Bordeaux - im Gegenteil", bemerkte Gomez vielsagend.

    Es herrscht Alarm in München, die Stimmung ist explosiv vor dem brisanten Duell mit Bayerns Ex-Coach Magath. Gegen Schalke gab's am 25. April 2009 zudem die letzte Heimniederlage in der Bundesliga (0:1). "Wir müssen jetzt ruhig bleiben und gegen Schalke wieder bereit sein", mahnte Robben. Sonst können selbst die Bosse kaum weiter schweigen.

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