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Muskelzwicken: Löw muss Russland-Pläne ändern

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Muskelzwicken: Löw muss Russland-Pläne ändern

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    Muskelzwicken: Löw muss Russland-Pläne ändern
    Muskelzwicken: Löw muss Russland-Pläne ändern Foto: DPA

    Kurz vor dem Abflug zum brisanten WM-Showdown hat Löw seine Planungen für das Gipfeltreffen um das Südafrika-Ticket in Russland kurzfristig über den Haufen werfen müssen. Muskuläre Probleme bei mehreren Nationalspielern führten zur Absage eines auf dem Mainzer Kunstrasen geplanten Übungsspiels. Als Ersatzprogramm stand im Teamhotel die Pflege der vom ungewohnten Untergrund geplagten Profis und ein intensives Videostudium an.

    Ungeachtet der hakenden Vorbereitung bastelt Löw streng abgeschottet an der kniffligsten Formation seiner Trainerkarriere. Allen öffentlichen Vertrauensbekundungen von DFB-Chef Theo Zwanziger zum Trotz geht es für den Bundestrainer im Qualifikations-Endspurt zur WM 2010 nämlich auch um seine Zukunft. "Die Qualifikation ist mit Sicherheit die Voraussetzung, dass es weitergeht. Wenn Deutschland sich für eine WM nicht qualifiziert, wird es kritisch. Das muss man so nüchtern sehen", sagte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff.

    Eine erste Auswärtsniederlage der Nationalmannschaft in einem WM- Qualifikationsspiel in 79 Jahren und eine historische WM-Vakanz dürfte für Löw das Ende als DFB-Chefcoach sein. Daran ändert auch der wie eine verführerische Beruhigungspille wirkende Zuspruch von Präsident Zwanziger nichts. "Wir gehen seit 2004 einen erfolgreichen Weg mit ihm, und ich weiß, dass man strategische Ausrichtungen nicht nach einem einmaligen Misserfolg sofort verändern sollte. Ich sage es deutlich: Ich wüsste keinen Besseren als ihn", wiederholte Zwanziger seine mehrfach geäußerte Unterstützung diesmal in der "Sport-Bild".

    Vor den wegweisenden Partien in Russland und gegen Finnland vier Tage später in Hamburg kann Zwanziger auch nicht anders, ein Abrücken von Löw wäre in der kritischen Situation unpassend. Auch der Präsident ist angespannt, wie er in Mainz offen bekannte: "Das ist schon eine leichte, emotionale Belastung im Moment und die wird sich noch steigern."

    Treueschwüre hätten bei einem Scheitern in der Gruppe und einem K.o. in der dann nötigen Relegation mit einem Heimspiel in Dortmund wohl keine Gültigkeit mehr. Seit dem Ende der Ära Helmut Schön nach der "Schande von Cordoba" bei der WM 1978 führte jeder Misserfolg zu einem Trainer-Aus. Jupp Derwall 1984, Erich Ribbeck 2000 und Rudi Völler 2004 mussten sofort gehen.

    Als Alarmsignal für Moskau wurden die aufgetretenen Gesundheitsprobleme beim DFB-Tross noch nicht gesehen. "Es sind minimale Dinge, die mit guter Pflege wieder weg zu machen sind", sagte Löws Co-Trainer Hansi Flick. Ein Risiko durch Überbelastung will man aber unbedingt vermeiden. "Natürlich ist das eine Umstellung. Man spürt viel mehr die Gelenke", sagte Bastian Schweinsteiger. Ganze zwei Einheiten und einen geheimen 60-Minuten-Test gegen ein Nachwuchsteam des FSV Mainz (0:1) konnte Löw seinem 22-Mann-Kader bisher auf dem Plastik-Grün, das dem

    Viel Zeit, die richtige Formation zu finden, bleibt Löw nicht mehr. Gerade einmal vier Eckpfeiler sind um Anführer Michael Ballack für die Startformation gesetzt. Torwart René Adler, die Verteidiger Philipp Lahm und Per Mertesacker sowie Mittelfeldmann Bastian Schweinsteiger haben einen Startplatz sicher. Ansonsten bleiben für Löw sechs Fragezeichen im Formations-Roulette für Russland. Schweinsteiger verriet, dass mit einer sehr defensiven DFB-Elf zu rechnen ist, die nach vorne "Nadelstiche" setzen möchte. "Die Russen müssen kommen, wir können abwarten."

    In der Abwehr werden noch ein Innenverteidiger neben Mertesacker (Favorit: Heiko Westermann) und ein rechter Außenmann gesucht, da Lahm wohl wieder nach links rückt. Für Neuling Jérome Boateng käme ein Starteinsatz vermutlich zu früh, wodurch der in Russland geborene Andreas Beck oder Routinier Arne Friedrich zur Wahl stehen. Eine Rückkehr zum WM- und EM-erfahrenen Berliner Friedrich schloss Flick nicht aus. "Arne ist sehr flexibel, das ist von Vorteil."

    Außer einem Mann für die Sechser-Position neben Ballack (Simon Rolfes oder Thomas Hitzlsperger) fahndet Löw auch noch nach dem Stürmer, der der Krise im Verein im DFB-Dress trotzen soll. Für Miroslav Klose spricht im Vergleich zu Mario Gomez die Erfahrung. Gomez nahm den Personalpoker äußerlich gelassen. "Es ist egal, wer spielt. Wir müssen gewinnen, egal wer die Tore macht. Wir als Mannschaft müssen bestehen."

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