Es ist ja nie verkehrt, an die Umwelt zu denken. Schon gar nicht im Motorsport, der einem großen Wandel unterzogen wird. Immer mehr elektrische Rennserien werden erdacht und in die Tat umgesetzt. Die einen früher, die anderen später. Alle aber mit dem Ziel Nachhaltigkeit.
Die Formel E ist seit 2014 fester Bestandteil des Motorsportkalenders. Formel-Fahrzeuge, die an die Formel 1 erinnern, sich aber nicht mit der Königsklasse vergleichen wollen. Ihre Rennen finden in den Metropolen dieser Welt statt. Auf Strecken, die kurzerhand aufgebaut werden. Auch ist nicht der traditionelle Motorsportfan als Zielgruppe der vollelektrischen Serie auserkoren. Junge Familien sollen ebenso wie Autoliebhaber ihren Spaß bei den Veranstaltungen haben. Die sind auf einen Tag begrenzt, also mit Training, Qualifikation und Rennen innerhalb weniger Stunden. Auch diese Kompaktheit soll für Attraktivität sorgen. Saisonbeginn soll am 16. Januar in Santiago de Chile sein, danach soll es im Februar nach Saudi-Arabien gehen. Weitere Renntermine gibt es noch nicht. Die Fahrzeuge haben eine Leistung von 250 kW (340 PS) und beschleunigen in 2,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Formel E und andere Serien: Der Rennsport befindet sich an einem Scheideweg
Neben der Formel E wird es künftig auch die Super-Charge-Serie geben, die auf Elektro-Crossover-Straßenfahrzeugen basiert. Der Starttermin für diese neue Serie soll 2022 sein. Im ersten Jahr sind acht Veranstaltungen geplant, die allesamt in Großstädten stattfinden sollen. Geplant sind Auftritte im asiatisch-pazifischen Raum, in China, Europa, im Nahen Osten und in den USA. In die Planung sind Automobilhersteller involviert. „Der Rennsport befindet sich an einem Scheideweg“, sagte Rob Armstrong, Super-Charge-Boss und Gründungsmitglied. „Da viele Länder und Städte bereits verkündet haben, in den kommenden Jahren Autos mit Verbrennungsmotoren verbieten zu wollen, wird die Notwendigkeit des Elektro-Rennsports mit Straßenfahrzeugen immer dringlicher“, fügte Armstrong hinzu.
Die Rennwagen liefern eine Leistung von 500 kW (640 PS) und beschleunigen von 0 auf 100 km/h in 2,5 Sekunden. Damit sind sie mit Formel-1-Rennwagen vergleichbar. 16 Rennfahrer werden pro Veranstaltung dabei sein, es soll 15 Rennen mit maximal sechs Runden geben. Die Strecke wird nur etwa einen Kilometer lang sein und Rampen sowie Wasserhindernisse enthalten. Eine neue Form des Motorsports also.
Neue Serie Extreme.E: Hamilton und Rosberg kämpfen gegeneinander
Ebenso wie die neu geschaffene Extreme.E, die im März 2021 in Saudi-Arabien ihre Premiere feiert. Das besondere an dieser Serie ist, dass sie an Orten fahren wird, die vom Klimawandel stark betroffen sind. Neben der Wüste in Saudi-Arabien sollen die Veranstaltungen an der west-afrikanischen Küste im Senegal, auf einem Gletscher Grönlands, im Urwald im brasilianischen Para sowie in Feuerland an der Spitze Südamerikas stattfinden. Zudem sind bekannte Namen in der neuen Serie engagiert. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton schickt wie sein ehemaliger Teamkollege Nico Rosberg ein Team in die Rennen.
Alejandro Agag, der schon die Gründung der Formel E vorangetrieben hatte, ist einer der Initiatoren. „Wir sind alle für unseren Planeten verantwortlich. Wir müssen handeln“, sagte der Spanier. Also an die Umwelt denken und zugleich Motorsport bieten. Ob das überhaupt funktioniert? Die Extrem.E-Serie will zeigen, dass elektrische Autos auch unter extremen klimatischen Bedingungen funktionieren. Ihr Pluspunkt: Die Akkus werden mit Brennstoffzellentechnik geladen. In der Formel E wurden zuletzt noch an verschiedenen Orten Dieselaggregate benötigt, um den Strom für das Laden der Batterien zu erzeugen.
Extreme.E fährt an exotischen Orten: Team Abt aus Kempten ist auch dabei
In der Extreme.E ist auch ein aus anderen Serien wie der DTM oder Formel E gut bekanntes Team dabei: Abt aus Kempten. „Wir lieben Innovationen, Wettkampf, E-Mobilität und das Gefühl, als Pionier bei etwas ganz Neuem dabei zu sein“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Hans-Jürgen Abt. „Deshalb waren wir 2014 bei der Formel E von Anfang an dabei und deshalb haben wir uns auch entschieden, ein Mitglied der Extreme.E-Familie zu werden.“
Zusammen mit Cupra wird die Allgäuer Renngemeinschaft an den Start gehen. Die Autos sind einheitlich konzipiert, bringen eine Leistung von 450 kW und werden wohl nur wenig mehr als 32 Kilometer mit einer Batterieladung schaffen. Das aber sollte auf einem Rundkurs mit etwa acht Kilometern kein Problem sein. Zur Halbzeit des Rennens soll es einen Fahrerwechsel geben, ein Team besteht aus einem männlichen und einem weiblichen Piloten.
Was aber bedeuten die immer mehr werdenden elektrischen Rennserien für die Formel 1? Die wird auch weiterhin existieren, da sind sich die Experten einig. 2022 werden sich dort die Rahmenbedingungen ändern. Die Kosten sollen geringer werden. Eines aber ist klar: Die Königsklasse wird vorerst weiter auf einen Hybridmotor setzen.
Lesen Sie dazu auch:
- Lewis Hamilton: "Wollte nicht, dass die Leute meine Tränen sehen"
- Zwölf Rennen in 23 Tagen: René Rast wird zum Marathonmann des Rennsports
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.