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Mönchengladbach: Favre schadet Gladbach - und sich selbst

Mönchengladbach

Favre schadet Gladbach - und sich selbst

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    Der Rücktritt von Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre sorgt für Verwirrung in Fußball-Deutschland.
    Der Rücktritt von Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre sorgt für Verwirrung in Fußball-Deutschland. Foto: Maja Hitij (dpa)

    Auf die sozialromantische Seite des Phänomens Borussia Mönchengladbach wurde schon häufiger eingegangen. Die Gladbacher, die guten Menschen der Liga; die Borussia, der besonders nette Verein der Liga. Ach ja. So schön.

    Aber manchmal bekommen auch schöne Bilder schlimme Kratzer und hässliche Flecken ab. Sind sie in Gladbach wirklich so viel besser und netter als im Rest des Fußballlandes? Die seltsame Eigenentlassung des Lucien Favre nährt Zweifel und hinterlässt Ratlosigkeit.

    Zunächst einmal: Es ist ja durchaus erfrischend, wenn bei einem Bundesliga-Verein die Dinge mal nicht nach den „Gesetzen des Geschäftes“ laufen. Wenn sich ein Trainer nicht bis zum Gehtjetztabsolutnichtmehr an den Platz auf der Bank klammert. Wenn einer geht, bevor sie ihn aus dem Stadion jagen. Wenn einer nicht nur auf Lohnfortzahlung pocht oder auf eine Abfindung schielt.

    Sehr anders, sehr schön. Sehr Gladbach.

    Aber andererseits: Was ist das für ein seltsamer Trainer, der nach fünf Saisonspielen das Handtuch wirft? Gladbach steht zwar am Tabellenende, ist aber doch längst nicht am Ende. Die Lage ist ruhig, die Verhältnisse geordnet, die Mannschaft intakt, die Fans solidarisch, die Klubspitze souverän.

    Favre lässt den Manager fallen

    An vielen anderen Bundesliga-Standorten übernimmt in ähnlicher Lage mindestens einer aus der Vereinsführung die Rolle des Bösewichtes. Es wird gezündelt und gekrittelt und gesägt. Solange, bis der Trainer weg ist. Oder Fans und Spieler schießen sich auf einen Trainer ein, verlangen nach einem neuen Gesicht, rufen nach einem anderen Guru, wollen einen unverbrauchten Handaufleger, einen frischen Feuerwehrmann.

    In Gladbach: Nichts davon. Im Gegenteil. Borussen-Manager Max Eberl hat sich gewagt weit aus dem Fenster gelehnt, hat Favre zum Unkündbaren verklärt. Ähnliche Worte haben wir zwar schon des öfteren gehört, dem guten Max, einem Gladbacher halt, haben wir sie aber deutlich mehr geglaubt als anderen.

    Und jetzt lässt Favre den Manager fallen, enttäuscht das Vertrauen, das die Klubführung in ihn investiert hat. Tritt zurück. Warum eigentlich? Hat er innerhalb weniger Wochen völlig das Vertrauen in die eigene Arbeit verloren? Oder in die Spieler?

    Ein vorteilhaftes Licht auf Favre wirft die Hau-ab-Aktion jedenfalls nicht. Das eigene Tun reflektieren, Selbstkritik üben – das sind natürlich löbliche Eigenschaften. In der richtigen Dosierung angewandt.

    Lucien Favre aber trägt sehr schnell sehr dick auf. Der Verein, der demnächst daran denkt, ihn zu verpflichten, wird das bedenken müssen. Dieser Trainer ist für Überraschungen gut. Und das ist nicht immer gut.

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