Es hat im deutschen Fernsehen schon dankbarere Jobs gegeben. Als die ARD Ende 2009 Valeska Homburg als neue Moderatorin der Vierschanzentournee bekannt gegeben hatte, war sie zunächst nur der erste Name nach der alten: Monica Lierhaus.
Lierhaus, das Tabuthema. Nicht nur in der ARD. Im Januar 2009 erkrankt, steht sie seit einem Jahr nicht mehr vor der Kamera. Über ihren Gesundheitszustand ist kaum etwas bekannt. Kein Fußball, kein Wintersport also mit der beliebten und mehrfach ausgezeichneten Sportjournalistin.
Lierhaus und Homburg sind Kolleginnen, kennen sich. Von Homburg war schnell zu hören, dass sie ihren Platz sofort räume, wenn Lierhaus komplett genesen sei. Doch das kann derzeit niemand absehen. 2010 sollte deshalb Homburg das ARD-Gesicht der Vierschanzentournee sein. Jenem Event, dem Lierhaus drei Jahre lang zu stabilen Quoten verholfen hatte.
Für die 34-jährige Homburg ist das kein Problem. "Wir reden mehr, es gibt mehr Telefonschalten, und auf einem 70-Meter-Steiger stand ich vorher auch noch nie", sagte sie Weltonline.
Den Rest kennt Homburg. Die Weltcups sind seit Jahren ihr Metier, bei den Olympischen Spielen ist sie seit 2006 im Einsatz. Im SWR moderierte sie ein Automagazin, wechselt sich beim "Sport im Dritten" mit den Kollegen Tom Bartels, Michael Antwerpes und Johannes Seemüller ab, ist ausgewiesene Tennis-Expertin.
Und auch, wenn sie deshalb keine Unbekannte ist - erst jetzt moderiert sie vor einem Millionen-Publikum. 5,77 Millionen Zuschauer waren es beim Neujahrsspringen. Weniger als 2008, weniger als bei Lierhaus.
Ein Tag vor dem Finale in Bischofshofen am 6. Januar, jenem Tag, an dem Lierhaus zuletzt 2008 vor der Kamera stand, ist die Tournee mit und für Homburg dennoch ein Erfolg. Während die deutschen Skispringer enttäuschen, punktet Homburg mit Fachkenntnis und Charme. Mit Experte Dieter Thoma harmoniert sie ausgezeichnet.
Vertretung? Nachfolgerin? Egal.
Noch.
Denn es könnte die Zeit kommen, in der Homburg und die ARD diese Frage konkret beantworten müssen. Und diese Zeit rückt mit jedem Tag, den Monica Lierhaus nicht zurückkehrt, näher.
Dann also, wenn sich abzeichnet, dass Homburg eher Nachfolgerin als Vertretung ist. Christian Paul