Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Mildes Teamorder-Urteil spaltet Formel 1

Sport

Mildes Teamorder-Urteil spaltet Formel 1

    • |
    Mildes Teamorder-Urteil spaltet Formel 1
    Mildes Teamorder-Urteil spaltet Formel 1 Foto: DPA

    Nach dem Quasi-Freispruch für Ferrari und die beiden Verkehrssünder Fernando Alonso und Felipe Massa trotz offensichtlicher Teamorder in Hockenheim scheint indes klar, dass dieses Verbot nach der Saison gekippt wird. Die sogenannte Sport- Arbeitsgruppe soll auf Anweisung des Motorsport-Weltrats des Internationalen Automobil-Verbandes FIA Lösungsvorschläge erarbeiten.

    Michael Schumacher ist ein entschiedener Befürworter der Teamorder und hat davon auch mehrfach profitiert. "Das ist ein Teamsport, kein Einzelfahrersport", sagte der Rekordweltmeister aus Kerpen in Monza. Schon nach dem Großen Preis von Deutschland hatte er von "Mumpitz" gesprochen. Schumacher plädierte jetzt dafür, das Problem "im Interesse der Fans und Teams auf hundertprozentige Weise zu klären".

    Sebastian Vettel hielt sich mit einer Bewertung zurück. "Die Entscheidung ist gefallen", sagte der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Am Nachmittag ergänzte der Vize-Champion: "Es wäre schöner für mich, wenn ich ein paar Punkte mehr hätte, aber der dritte Platz war das Maximum. Im Nachhinein zum Sieger gekürt zu werden, wäre künstlich." Der Dritte von Hockenheim hätte von einer nachträglichen Disqualifikation des Ferrari-Duos am meisten profitiert, wenn ihn die FIA nun zum Gewinner erklärt hätte.

    Formel-1-Boss Bernie Ecclestone erklärte nach der Bestätigung der 100 000 Dollar-Strafe für Ferrari: "Dies beweist, dass die Regeln erneut überprüft werden müssen. Wenn du die Reihenfolge deiner Fahrer ein paar Runden vor Schluss tauschst, bringt das den Sport in Misskredit. Aber wenn das früher passiert, habe ich kein Problem damit."

    Alonso waren die hartnäckigen Nachfragen bei der offiziellen FIA-Pressekonferenz sichtlich unangenehm. "Man muss die Entscheidung akzeptieren", sagte der Spanier. "Es ist schon zu viel darüber geredet worden. Das ist für uns jetzt Vergangenheit." Er sei froh, dass die FIA die Regeln klar fassen wolle. "Wenn ich den Titel gewinnen sollte, wäre er so wertvoll für mich wie die 2005 und 2006."

    Generell begrüßten die Fahrer, dass der Dachverband das Problem Teamorder neu anpacken will. "Wichtig ist, dass die Regeln klar sind und alle gleich behandelt werden", sagte Champion Jenson Button.

    Ferrari reagierte logischerweise erleichtert, vermied aber sorgfältig Triumphgeschrei. Die Weltrats-Entscheidung habe man "zur Kenntnis" genommen, teilte die Scuderia nüchtern mit. Das Team wolle seine "Wertschätzung" über den Vorschlag des Gremiums ausdrücken, Artikel 39.1 der Formel-1-Sportregeln zu überprüfen.

    Besagter Paragraf verbietet Teamorder seit 2002. Mehrfache Befehle des damaligen Ferrari-Teamchefs Jean Todt an Rubens Barrichello, Schumacher passieren zu lassen, hatten die FIA veranlasst, solche Anweisungen zu untersagen. Todt ist inzwischen Präsident des Weltverbandes. Verständlicherweise hatte der Franzose darauf verzichtet, an der Entscheidung in Paris am Mittwoch mitzuwirken. Gegenüber dem britischen Sender BBC begründete er die Bestätigung des Urteils der vier Rennkommissare von Hockenheim mit einem Mangel an Beweisen: "Bevor man jemanden schuldig sprechen kann, muss man ihm beweisen, dass er schuldig ist."

    Der führende Massa hatte Alonso an jenem 25. Juli widerwillig den Sieg überlassen, nachdem er von Scuderia-Strategen offensichtlich dazu aufgefordert worden war. Ferrari bestritt indes, gegen das Teamorder-Verbot verstoßen zu haben.

    Groß fiel der Jubel in Italien aus. "Ferrari ist gerettet. Das war der erste Sieg in der Monza-Woche", schrieb "La Gazzetta dello Sport". Und "Tuttosport" titelte: "Ferrari kommt vor der FIA ungeschoren davon. Die Teamorder-Heuchelei hat ein Ende." Viele britische Medien heulten dagegen auf. "Die Formel 1 hat ihr Regelwerk in drei Stunden zerrissen, indem sie Ferraris Manipulation des deutschen Grand Prix erstaunlicherweise entschuldigt hat", tobte die "Daily Mail".

    Norbert Haug bezeichnete sich ebenfalls nicht als "Freund von Platztausch im Rennen". Der Mercedes-Motorsportchef forderte: "Der Motorsport täte gut daran, im Sinne des Zuschauers und im Sinne des Sports das Reglement endgültig verbindlich so zu formulieren, dass von Start bis Ziel auf jeder einzelnen Position Rennen gefahren und freiwillig kein Meter Platz gemacht wird."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden