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Meinung: TV-Gelder: Von Quantensprüngen und Meilensteinen

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TV-Gelder: Von Quantensprüngen und Meilensteinen

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    DFL-Geschäftsführer Seifert (l) und DFL-Präsident Rauball sprechen zur Vergabe der TV-Rechte. Frank Rumpenhorst dpa
    DFL-Geschäftsführer Seifert (l) und DFL-Präsident Rauball sprechen zur Vergabe der TV-Rechte. Frank Rumpenhorst dpa

    Immer wenn sich Großes tut, taucht irgendwann der Quantensprung auf. So war es auch heute, nachdem feststand, dass der deutsche Profifußball künftig einen ordentlichen Zuschlag bei den Fernsehgeldern bekommt. Prompt tönte Liga-Präsident Reinhard Rauball: „Die heutige Entscheidung ist ein

    Übersetzt man den Quantensprung aus der Wissenschaftssprache ins Verständliche, wird daraus aber ein ziemlich kleiner Hüpfer. Denn ein Quantensprung ist, vereinfacht gesagt, nur eine sehr kleine Änderung der Wirklichkeit. Oder, um ganz genau zu sein: Jede noch so kleine Zustandsänderung ist immer ein Quantensprung, es gibt nichts kleineres. Typisch für den Quantensprung ist, dass er winzig ist und in sehr kurzer Zeit abläuft.

    Zum Glück aber hat Rauball nicht Recht mit seinem Vergleich, denn das Ergebnis der Verhandlungen zwischen den TV-Sendern und der DFL ist genau das Gegenteil eines Quantensprungs. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München wählte ein passenderes Bild, als er den Abschluss bewerten sollte: „Die Steigerung des TV-Vertrages auf die nunmehrige Summe ist ein Meilenstein in der Geschichte der Bundesliga“, sagte er.

    Was aber bedeutet das Plus von rund 52 Prozent bei den TV-Geldern? Immerhin kassieren die 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga zwischen 2013 und 2017 628 Millionen Euro pro Jahr, bisher waren es "nur" 412 Millionen.

    Interessant ist der Blick in die anderen europäischen Top-Ligen. Engländer, Spanier und Italiener erlösen zwar immer noch deutlich mehr aus den Übertragungsrechten, die Schere aber beginnt sich zu schließen. Ausnahme sind die beiden spanischen Spitzenclubs Real Madrid und FC Barcelona. Da sich die Vereine in der Primera Division selbst vermarkten dürfen, verdienen sie deutlich mehr. Damit allerdings ist die erste spanische Liga längst schon auf bestem Wege in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Der komplizierte Verteilungsschlüssel der DFL schiebt einer solchen Entwicklung einen Riegel vor, auch wenn Branchenschwergewichte wie Bayern München und Borussia Dortmund am meisten vom TV-Kuchen abbekommen.

    Vor allem diese international tätigen Vereine hoffen nun darauf, noch mehr Geld in kickendes Personal investieren zu können. Die Bayern fordern schon seit Jahren, mehr Bares aus den TV-Rechten zu erlösen. Auf Dauer seien die deutschen Clubs ansonsten nicht konkurrenzfähig.

    Das stimmt ein Stück weit, die teuersten und vermeintlich besten Fußballer spielen in England und Spanien. Seit Jahren machen die Clubs aus den Profiliegen dort die Titel in den europäischen Bewerben unter sich aus. Der deutsche Fußball ist, ein Stück weit auch aus diesem finanziellen Nachteil heraus, einen anderen Weg gegangen und hat massiv in den Nachwuchs investiert. Inzwischen tummeln sich bestens ausgebildete (und kostengünstige) Eigengewächse in den Bundesliga-Mannschaften. Davon profitiert nicht zuletzt die deutsche Nationalmannschaft.

    Mehr Geld darf nicht dazu führen, diesen Weg zu verlassen. Teure Stars zu kaufen ist zwar verlockend und kurzfristig manchmal sogar erfolgbringend. Auf lange Sicht aber ist es eine Sackgasse. Bestes Beispiel dafür ist der FC Chelsea. Dort wurden in den vergangenen Jahren hunderte Millionen verbrannt. Wofür? Für internationale Titel auf jeden Fall nicht.

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