Es wäre eine der spektakulärsten Coups im deutschen Fußball: Laut Bild will der FC Bayern den Spanier Josep Guardiola als Nachfolger des aktuellen Trainers Jupp Heynckes verpflichten. Dessen Vertrag läuft noch bis zum Ende der kommenden Saison. Alles deutet darauf hin, dass Heynckes (67) dann nicht mehr verlängern wird. Guardiola soll ihn beerben. Das klingt gut, hat der 41-Jährige doch beeindruckende Erfolge mit dem FC Barcelona gefeiert und unter anderem zweimal die Champions League gewonnen. Aber: Passen der FC Bayern und Guardiola überhaupt zusammen?
Sprache: Kommunikation ist alles. Im täglichen Trainingsbetrieb ist es nahezu unerlässlich, dass der Trainer die Sprache seiner Spieler spricht. Bei den Bayern, wo große Teile der deutschen Nationalmannschaft spielen, ist die Amtssprache deutsch. Ein Jahr bliebe Guardiola, um die Sprache zu lernen. Zeit dafür sollte er haben, denn bei seinem Abschied in Barcelona Ende der vergangenen Saison hatte er angekündigt, ein Jahr aussetzen zu wollen. Ohne Deutschkenntnisse ist Guardiola in München zum Scheitern verurteilt. Giovanni Trapattoni (1994-1995 und 1996-1998 Trainer des FC Bayern) hatte immer Probleme, sich in München verständlich zu machen.
Die Sieger der UEFA Champions League von 1992 bis heute
2021/22: Real Madrid
2020/21: FC Chelsea
2019/20: FC Bayern
2018/19: FC Livepool
2017/18: Real Madrid
2016/17: Real Madrid
2015/16: Real Madrid
2014/15: FC Barcelona
2013/14: Real Madrid
2012/13: FC Bayern München
2011/12: FC Chelsea
2010/11: FC Barcelona
2009/10: Inter Mailand
2008/09: FC Barcelona
2007/08: Manchester United
2006/07: AC Mailand
2005/06: FC Barcelona
2004/05: FC Liverpool
2003/04: FC Porto
2002/03: AC Mailand
2001/02: Real Madrid
2000/01: FC Bayern München
1999/2000: Real Madrid
1998/99: Manchester United
1997/98: Real Madrid
1996/97: Borussia Dortmund
1995/96: Juventus Turin
1994/95: Ajax Amsterdam
1993/94: AC Mailand
1992/93: Olympique Marseille
Philosophie: Guardiola gilt als Konzeptrainer, der einen intelligenten, offensiven Fußball spielen lässt. Das war mit dem Personal, das ihm der FC Barcelona zur Verfügung stellte, gut zu machen. Zumal Guardiola die Philosophie der Katalanen über viele Jahre verinnerlicht hatte und wie kein anderer auch schon als Spieler gelebt hatte. Er wusste genau, wie der Verein tickt und hatte einen nahezu unbegrenzten Kredit bei den Fans und der Vereinsspitze. Das wäre bei den Bayern anders. Hier müsste er sich den Granden um Uli Hoeneß unterordnen. Tut er das nicht, scheitert er - siehe Jürgen Klinsmann.
Stars: Guardiola hat keine Angst vor großen Namen und er mag keine Diven. Gleich bei seinem Amtsantritt in Barcelona sortierte er Ronaldinho, Deco und Samuel Eto'o aus. 2010 traf es Zlatan Ibrahimovic, der sich mit Guardiola überworfen hatte. Auf der anderen Seite versteht es der 41-Jährige, aus einer Ansammlung von Stars ein Kollektiv zu formen.
Erfahrung: Trotz seiner gerade einmal 41 Jahren ist Guardiola mit allen Wassern gewaschen. Selbst der FC Hollywood sollte ihn nicht erschüttern können. Aber: Bislang hat Guardiola nur beim FC Barcelona als Trainer gearbeitet. Es mangelt ihm diesbezüglich an internationaler Erfahrung.
Konkurrenz: Sicher ist, dass Guardiola derzeit der begehrteste Trainer des Planeten ist. Der FC Chelsea soll schon angefragt und eine Absage kassiert haben. Speziell im schnelllebigen Fußballgeschäft kann innerhalb eines Jahres aber viel passieren. Gut möglich, dass Guardiola in zwei Wochen bei einem chinesischen Verein unterschreibt und dort 20 Millionen pro Jahr verdient.
Fazit: Lernt Guardiola deutsch, ist er der richtige Mann für den FC Bayern. Anspruch und Spielphilosophie passen zusammen. Guardiolas fachliche Kompetenz ist unbestritten. Aber auch für ihn gilt, was für alle Trainer des FC Bayern gilt: Erfolge müssen her, und zwar schnell. (ako)