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Major-Sieg: Martin Kaymer: Auf einmal Superstar

Major-Sieg

Martin Kaymer: Auf einmal Superstar

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    Martin Kaymer: Deutschlands bester Golfer hat die PGA Championship gewonnen.
    Martin Kaymer: Deutschlands bester Golfer hat die PGA Championship gewonnen. Foto: dpa

    Ungläubig schaute Martin Kaymer nach seinem Sensationssieg in Kohler/Wisconsin kurz in den Himmel. Die Bedeutung des historischen Coups bei den US PGA-Championship war dem Golfprofi aus Mettmann auch Stunden später noch nicht so richtig klar.

    Freundin Rina herzte ihn überschwänglich, Golf-Ikone Bernhard Langer gratulierte euphorisch und die Weltpresse feierte den 25- Jährigen nach seinem ersten Sieg in einem Major-Turnier bereits als "Major Kaymer".

    "Ich habe noch nicht realisiert, was passiert ist. Ich bin erst seit vier Jahren auf der Tour und habe jetzt mein erstes Major gewonnen. Das ist unglaublich. Ich weiß nicht, wie groß der Sieg in Deutschland ankommt. Ich weiß ja noch nicht einmal, wie groß er für mich ist", sagte Kaymer nach dem Krimi im Stechen am Sonntag (Ortszeit) gegen den amerikanischen Finalisten Bubba Watson.

    17 Jahre nach dem zweiten und letzten Masters-Sieg von Langer jubelt Deutschland über Kaymers rasanten Aufstieg zum Superstar. "Ich freue mich riesig. Er hat vier lange Tage die Kraft gehabt, alles zu bündeln, um sich auch noch im Stechen durchzusetzen", erklärte Langer am Montag. "Er hat vor allem Stressresistenz bewiesen und ist selbst mit 25 Jahren schon reif im Kopf für den Sieg in so einem schweren Turnier." Mit der monumentalen "Wanamaker Trophy" im Arm, verspürte der meist kontrollierte Kaymer nach seinen vier Runden (72+68+67+70=277) "Gänsehaut" - und durfte sich nebenbei über die Qualifikation fürs europäische Ryder Cup-Team vor dem Duell im Oktober gegen die USA freuen.

    Die 1,028 Millionen US-Dollar Siegprämie katapultierten Kaymer in der Weltrangliste erstmals auf Rang fünf. Von den deutschen Profis war bisher nur Langer ähnlich erfolgreich. Der Anhausener hatte die Bestenliste 1986 sogar kurzzeitig angeführt.

    In der europäischen Geldrangliste übernahm Kaymer am Montag mit 2,254 Millionen Euro Prämie sogar Platz eins. Die enttäuschenden US-Favoriten Tiger Woods und Phil Wickelson konnten nur tatenlos zuschauen, wie der sichere Rheinländer die Chance seines Lebens nutzte. Woods belegte mit 286 Schlägen (71+70+72+73) für die vier Runden auf dem Par-72-Kurs Platz 28, bleibt aber die Nummer eins der Welt. Dauerrivale

    Völlig apathisch bei der Siegerehrung erlebte Pechvogel Dustin Johnson die wohl bitterste Stunde seiner Karriere. Mit einem Kardinalfehler am 18. und letzten Grün hatte der bis dahin Führende für Kaymer und Watson erst die Tür zum Erfolg geöffnet. Für einen Verstoß in einem der über 1000 Sandbunker gegen die Platzregeln auf dem Par 72-Kurs wurde er mit zwei Strafschlägen belegt - obwohl der 26-Jährige sich regelkundig gemacht hatte. Erst nach seiner Runde beim Unterzeichnen seiner Scorekarte wurde er auf seinen Fauxpas aufmerksam gemacht.

    "Ich habe im Leben nicht damit gerechnet, dass ich den Ball aus einem Bunker gespielt haben soll. Für mich war es ein korrekter Schlag von einem Häufchen Dreck auf angelegtem Weg. Aber so ist Golf", versuchte Johnson verzweifelt nach einer Erklärung. "Aber viel schlimmer wäre es gewesen, wenn ich meinen letzten Putt zum vermeintlichen Sieg gelocht hätte."

    Statt Johnson grüßte Kaymers Konterfei von den Sport-Titelseiten der US-Blätter. "Major Kaymer cool unter Druck", kommentierte der "Miami Herald". Konzentrationswunder Kaymer spielte tatsächlich das beste Turnier seit seinem Wechsel 2006 ins Profilager. "Um ehrlich zu sein, war ich auf der regulären Runde heute sehr nervös. In den Playoffs war ich dann aber ganz ruhig und selbstbewusst. Das war komisch", sagte der Rheinländer, der im Stechen über drei extra- Löcher Watson mit Par (Platzstandard), Birdie (ein Schlag unter Platzstandard) und Bogey (ein Schlag über Par) besiegte.

    "Man muss gerade unter höchstem Adrenalin-Ausstoß die richtigen Entscheidungen im richtigen Moment souverän treffen können", analysierte Langer. Vom geteilten vierten Platz aus war Kaymer in die Schlussrunde gegangen und hatte um 21.33 MESZ erstmals die Führung vor einem Pulk von bis zu sechs Verfolgern übernommen. "Speziell auf den letzten vier, fünf Löchern der regulären Runde habe ich viel Druck gespürt", gab er zu. "Ich habe nur gedacht, mach' jetzt keine dummen Fehler." Als Watson am letzten Loch ein Doppel-Bogey unterlief, war die Sensation perfekt - mit einem dreiwöchigen Karibik-Urlaub will sich Kaymer für die nervenzehrende Anspannung belohnen.

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