Anspannung, Druck, Nervosität – Begriffe, mit denen der 18-jährige Luca Plogmann, Torwart bei Werder Bremen, wohl nicht sonderlich viel anzufangen weiß. Der Keeper ist eigentlich nur die Nummer vier in der Torhüterhierarchie der Norddeutschen. Weil sich bisher schon die Nummer zwei und drei verletzt abgemeldet hatten, saß er am Samstagnachmittag in Frankfurt auf der Bremer Bank – und sah von dort aus, wie sich auch die Bremer Nummer eins Jiri Pavlenka nach einer knappen Stunde verletzt verabschiedete.
Bevor er ins Tor ging, widmete sich Plogmann dem Frankfurter Haller
Der Tscheche hatte mit seiner letzten Aktion im Spiel noch eine Hypothek hinterlassen und einen Elfmeter verursacht. Weil er bei dem Zusammenstoß eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, ging es für ihn nicht weiter – und Plogmanns Bundesliga-Debüt war gekommen. Vor 50.000 Zuschauern hatte der Keeper beim Stand von 1:0 für sein Team nur wenige Minuten Zeit, um sich auf den ersten Einsatz in der Bundesliga vorzubereiten – eigentlich ein Grund, um weiche Knie zu bekommen.
Dass das bei Plogmann offenbar nicht der Fall war, zeigte sich, als er an dem Frankfurter Elfmeterschützen Sebastian Haller vorbei in sein Tor lief. Plogmann wechselte mit dem Franzosen, immerhin Frankfurts teuerster Spieler aller Zeiten, kurze, aber sichtlich wenig freundlich gemeinte Worte. Haller, der bislang nicht für seine fundierten Deutschkenntnisse bekannt ist, verstand offensichtlich – und drosch den Ball dennoch humorlos in die Maschen. Am Ende jubelte Werder dennoch über einen Sieg.
Werder-Mitspieler Harnik über Plogmann: "Er hat eine verrückte Ader"
Bei Werder fand man Gefallen an der Rüpel-Einlage. Sportchef Frank Baumann sagte über die Begegnung mit Haller: „Wir hatten schon die Idee, dass Luca ihn aus der Ruhe bringt.“ Mitspieler Martin Harnik ergänzte: „Ich war auch überrascht, dass er zu ihm gegangen ist. Er hat eine verrückte Ader.“
Eine Ader, die für das Fußball-Geschäft nicht unbedingt nachteilig sein muss. Plogmann erwies sich mit der Einlage als veritabler Nachfolger anderer verhaltensauffälliger Schlussleute, die allesamt auch nicht die Schlechtesten ihres Fachs waren. Je nachdem, wie lange Stammkeeper Pavlenka ausfällt, könnte der 18-Jährige noch eine Weile zeigen, dass er auch sportlich Bundesliga-Format besitzt.