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Louis van Gaal: FC Bayern: Der Macher des Erfolges

Louis van Gaal

FC Bayern: Der Macher des Erfolges

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    Louis van Gaal
    Louis van Gaal Foto: tha hae

    Es ist nicht mehr weit für den FC Bayern München. 733 Kilometer müssen sie - hoffentlich mit dem Flugzeug - reisen, 90 Minuten gegen Olympique Lyon den knappen Vorsprung von 1:0 ins Ziel retten; schon ist das Ticket für das Finale im ehrwürdigen Estadio Santiago Bernabeu von Madrid gelöst.

    Der Erfolg, den der deutsche Rekordmeister in dieser Saison erfährt, wird seit Wochen an nur einem Mann gemessen: Arjen Robben hier,

    Doch bei all dem Trubel um den Niederländer wird zu oft vergessen, wer hinter diesem immensen Erfolg steht. Natürlich sein Landsmann, der General - von der Süddeutschen so liebevoll Väterchen Frost getauft: Louis van Gaal.

    Der Mann, der oft dreinblickt, als hätte er zum Frühstück mindesten zwei Kleinkinder verspeist, hat es geschafft, den großen FC Bayern klein zu bekommen. Sie haben sich ihm untergeordnet - ob Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge. Von den Spielern gar nicht zu reden; Star-Allüren - Fehlanzeige.

    Selbst ein Franck Ribery motzte verhältnismäßig wenig, als er über Wochen nicht zur Startelf gehörte. Und auch Arjen Robben rückte nach seinem Scharmützel auf Grund der ungewollten Auswechslung gegen Lyon sofort artig ins Glied zurück und entschuldigte sich demütig bei allen, die es hören wollten, für sein maßloses Fehlverhalten.

    Das ist wohl das größte Kompliment, dass dem kautzigen Übungsleiter nach einem knappen Jahr München ausgestellt werden kann. Am Triumvirat der Münchner Führungs-Crew haben sich schon viele große Männer des Fußball-Business die Zähne ausgebissen; Felix Magath oder Otto Rehhagel zum Beispiel.

    Van Gaal kommuniziert jedoch seine Vorstellungen vom Job als Fußballtrainer klar und deutlich. Kompromisse - gibt es nicht. Lieber spricht er von Werten, Werten die in der heutigen Welt mit Facebook und DSDS nicht mehr allzu selbstverständlich sind: Respekt und Ehrlichkeit. Und das scheint den Verantwortlichen des FC Bayern München nach dem Fiasko mit Jürgen Klinsmann zu gefallen.

    So sagt er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung: "Das Wichtigste ist, dass der Trainer von seinen Spielern respektiert wird. Dann vom Vorstand. Dann vom Publikum. Dann von den Medien. Das ist die Reihenfolge."

    Ja, Louis van Gaal hat seine Prinzipien; er ist nicht mit den Medienmenschen José Mourinho oder Pep Guardiola zu vergleichen, die neben der Fußballbühne als Models für Design-Labels arbeiten.

    Väterchen Frost verkörpert das Gegenteil der verrückten Fußballwelt. Er ist in erster Linie Mensch - allerdings eine vom Aussterben bedrohte Spezies von Mensch. "Als ich klein war, woraus bestand da meine Welt? Der Lehrer in der Schule, der Pastor von der Kirche, und meine Eltern. Und jetzt? Macht es pling, und die Kinder sind mit der Welt verbunden. Chatten ist nur schreiben. Aber man muss sich sehen, wenn man miteinander redet. Sonst bleibt alles kalt", sagte er den Journalisten der Süddeutschen.

    Diese Erdung zu dieser "alten Welt" macht ihn so echt. Die Spieler folgen ihm nach. Sie marschieren für ihren General auf dem Platz, solange die Füße tragen. Sonst wären solche Energieleistungen wie gegen Juventus Turin, AC Florenz oder Manchester United nicht möglich gewesen.

    Louis van Gaal ist zwar der General auf dem Kasernenhof, aber er ist eben gleichzeitig auch der Vater seiner Spieler. "Wenn Medien einen Spieler erniedrigen, werde ich den Spieler schützen", sagt van Gaal. Und das haben die Spieler scheinbar nun verinnerlicht.

    Am Anfang der Saison schienen sie Angst zu haben: zum einen, weil Projektleiter Jürgen Klinsmann das Star-Ensemble letzte Saison bis zur Unfassbarkeit verunsichert hatte, zum anderen weil Louis van Gaal ein Ruf vorauseilt, der wohl selbst hochbezahlten Fußballprofis die Knie schlottern lässt.

    Doch Louis van Gaal scheint viel tiefgründiger und feinfühliger zu sein, als er sich selbst in der Öffentlichkeit gern darstellt. Wobei die abweisende Haltung gegenüber der Öffentlichkeit auch nur allzu verständlich ist, wenn die Erzählungen über seine Zeit bei Ajax Amsterdam nur im Entferntesten stimmen. Der Niederländer sagt über diese weit entfernte Episode aus den 90er Jahren: "Wie man miteinander umgeht, welche Werte gelten, das sieht man auch am Verhalten der Fans. Der Unterschied zwischen Holland und Deutschland ist sehr groß."

    In der Tat: Niemand in Deutschland hat sich über den Krankheitszustand von Huub Stevens Frau lustig gemacht, als er Trainer beim HSV oder beim 1. FC Köln war. Louis van Gaal blieb diese Schmach in der Ehrendivision von Holland nicht erspart: "Van Gaal hat eine krebskranke Frau", sangen die Fans von Rotterdam. Andere sangen: "Lous van Gaal - der wohnt allein!" Eine groteske Horror-Show von Menschen, die scheinbar keinerlei Anstand besitzen - fehlende Werte eben.

    Doch Louis van Gaal hat dieses Verhalten der Menschen nicht gebrochen, vielmehr hat es ihn wachsen lassen. Und vielleicht ist er gerade aus diesem Grund der Mensch geworden, der nun die Erfahrung hat, die Bayern zum größten Triumph in ihrer ruhmreichen Vereinsgeschichte zu führen: dem Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Von Sebastian Hrabak

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