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Leichtathletik: Julia Stepanowa deckte Russlands Doping auf - jetzt läuft sie wieder

Leichtathletik

Julia Stepanowa deckte Russlands Doping auf - jetzt läuft sie wieder

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    Julia Stepanowa hat das russische Doping-System aufgedeckt. Jetzt darf sie wieder laufen...
    Julia Stepanowa hat das russische Doping-System aufgedeckt. Jetzt darf sie wieder laufen... Foto: Paul Zinken, dpa

    Es wird eines der spektakulärsten Comebacks der Leichtathletik-Geschichte. Wenn die Doping-Kronzeugin Julia Stepanowa am Mittwoch um 18.32 Uhr mit der Startnummer 2117 beim zweiten 800-Meter-Vorlauf der Europameisterschaft in Amsterdam antritt, werden alle Augen auf sie gerichtet sein. Auch Jenny Meadows, die erst im fünften Vorlauf startet, wird zu den aufmerksamen Beobachtern der "neutralen Athletin" gehören. Die Britin wurde von der einst gedopten Russin um den Finaleinzug bei der WM 2011 gebracht. Sie hat Stepanowa nicht nur verziehen: Sie unterstützt sogar ihren Rio-Start (hier finden Sie einen Zeitplan der Olympischen Spiele).

    Das einstige Opfer unterstützt Stepanowa

    "Ich hatte lange gemischte Gefühle, ob Julia nach ihrer Doping-Sperre überhaupt wieder erlaubt werden sollte zurückzukehren", sagte die 35-jährige Meadows im Branchendienst "Insidethegames". Lange Zeit habe sie negative Gefühle gegen Stepanowa gehegt, weil die Russin sie 2011 in Daegu um die Endkampf-Teilnahme betrogen hat. Meadows flog als neuntschnellste des Halbfinals raus, Stepanowa wurde unter ihrem Mädchenname Rusanowa Sechste - und nachträglich wegen Auffälligkeiten im biologischen Blutpass für zwei Jahre gesperrt.

    Die Meinung von Jenny Meadows, die bei der Hallen-EM 2011 Zweite wurde und durch die Doping-Disqualifikation von Jewgenija Sinurowa aus Russland nachträglich Gold bekam, hat sich in Achtung vor dem Mut Stepanowas gewandelt. "Ich habe ein Gefühl dafür bekommen, dass sie nach ihrem Whistleblowing ihr ganzes Leben aufgegeben hat und praktisch in der Isolation lebt", sagte Meadows, die deshalb den Olympia-Start ihrer Konkurrentin befürwortet: "Was sie seit ihrem positiven Doping-Test getan hat, entspricht den olympischen Werten."

    Münchnerin startet neben der Whistleblowerin

    Unmittelbar mitbekommen wird das große Ballyhoo um die Whistleblowerin Stepanowa, deren Enthüllung eines systematischen Dopings die Suspendierung von Russlands Leichtathleten bei EM und den Olympischen Spielen zur Folge hat, Christina Hering. Die Läuferin aus München startet auf der Nebenbahn 1, vermied auf ihrer Facebook-Seite aber das Thema und schrieb nur: "Wir sind sehr gut in Amsterdam angekommen! Am Mittwoch geht es dann schon mit den Vorläufen los."

    Stepanowa, die in ihrer Heimat als Verräterin beschimpft wird, aus Angst inzwischen im US-Exil lebt und auf der Welt als Anti-Doping- Heldin gefeiert wird, hat seit Erteilung des Startrechts durch den Weltverband IAAF geschwiegen. 

    "Dass sie hier antreten darf, ist die richtige Entscheidung", meinte Deutschlands 90-Meter-Speerwerfer Thomas Röhler am Dienstag. Auch der deutsche Cheftrainer Idriss Gonschinska begrüßt den EM-Start von Stepanowa: "Es wird diejenige belohnt, die den meisten Beitrag zur Aufklärung des manipulativen Systems in Russland geleistet hat."

    Stepanowa deckte den Doping-Skandal in Russland auf

    Zusammen mit ihrem Ehemann Witali hatte Stepanowa die Doping-Wahrheit in Russland ans Licht gebracht. "Wir sind im Sport neue Wege gegangen, als Pioniere im Whistleblowing", hatte die Läuferin in einem ARD-Gespräch im Dezember 2015 gesagt. Zugleich äußerte sie sich skeptisch darüber, dass andere Sporler ihr folgen. Im

    Während der Europäische Verband EAA die die 30-Jährige mit offenen Armen bei der EM aufnimmt, zögert das Internationale Olympische Komitee und argumentiert: Russlands Leichtathletik Verband WFLA ist suspendiert, aber nicht das Nationale Olympische Komitee des Landes, das die Athleten für Rio nominiert. Und deshalb sollen Russlands Sportler in Brasilien auch unter der eigenen Fahne starten dürfen. 

    So sehen Sie die Olympischen Spiele live im TV

    "Das ist ein etwas billiges Unterfangen, sich hinter Regeln zu verstecken und zu sagen, dass man daher nichts verändern kann", kritisierte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des deutschen Verbandes DLV. "Ich würde Julia Stepanowas Start bei den Sommerspielen unter neutraler Flagge genauso begrüßen. Aber ich bin skeptisch, da das NOK Russlands sie nicht starten lassen und das IOC diese außergewöhnliche Leistung der Athletin im Anti-Doping-Kampf vermutlich nicht mit einer Sonderregelung würdigen wird." dpa

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