Erst räumte DFB-Präsident Fritz Keller in einem Telefonat mit Karl-Heinz Rummenigge die jüngsten Differenzen aus, dann holte er den mächtigen Bayern-Boss als Unterstützer für die Schaffung einer Gehaltsobergrenze ins Boot.
"Wir müssen auch den Profifußball wieder näher zu den Menschen bringen", sagte Keller in einem Video-Pressegespräch zu seiner in einem Fünf-Punkte-Plan festgehaltenen Zukunftsvision. "Provisionen für Spielerberater und immense Transfersummen irritieren die Gesellschaft zunehmend und entfremden sie von unserem geliebten Sport."
Unterstützt werde der Vorstoß auch von Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, mit dem Keller am Dienstag ein Telefongespräch führte. "Er ist meiner Meinung", berichtete der Boss des Deutschen Fußball-Bundes. "Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn Karl-Heinz Rummenigge hat viel für den Fußball getan und auch international Gewicht in der Branche. Damit haben wir eine ganz, ganz große Chance, in der Angelegenheit einen Schritt weiterzukommen", sagte Keller.
Bei dem Gespräch hätten die beiden Topfunktionäre auch ihre zuletzt öffentlich zutage getretenen Differenzen ausgeräumt. Rummenigge hatte am Sonntag nach dem Bayern-Spiel beim 1. FC Union Berlin scharfe Kritik an Keller geäußert, nachdem dieser in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" dem deutschen Profifußball eine "Großkotzigkeit" attestiert hatte.
Rummenigge hatte dies "irritiert" zur Kenntnis genommen und gekontert: "Vielleicht sollte man sich beim DFB mal einen Besen kaufen, um vor der eigenen Tür zu fegen, das wäre in dem Fall auch angebracht." Keller reagiert mit einem Tag Abstand gelassen auf diese Replik. "Wir kehren jeden Tag, deshalb habe ich die Generalinventur und einige andere Dinge angestoßen", sagte der DFB-Boss. Er habe zudem "keinen einzigen Bayern-Spieler gemeint, deshalb habe ich mich darüber gewundert. Aber das ist ausgeräumt", berichtete Keller.
Dem 63-Jährigen sei es mit seiner Kritik vielmehr um das Gesamtbild der Branche gegangen, die in der Corona-Krise sehr viel Kritik einstecken musste. Wenn einige Fußballprofis Bilder aus Learjets oder Luxuskarossen in den sozialen Netzwerken posteten, habe dies "mit einer Vorbildfunktion nichts zu tun". Das schade dem Fußball ebenso wie die "unsinnigen Gehälter und Ablösesummen, die nicht mehr glaubhaft sind und für die man sich fremdschämt", erklärte Keller. "Man denkt, das ist von einer anderen Welt. Wir müssen über eine Gehaltsobergrenze reden."
Dies habe er bereits mit Europa-Politikern getan. Nun will Keller in einem Brief an Präsident Aleksander Ceferin auch die UEFA für das Thema sensibilisieren. "Über eine Ausweitung des Financial Fairplay sollte es möglich sein", bekräftigte der DFB-Präsident. Am Ende müsse "eine europarechtskonforme Regelung stehen, die auch für Großbritannien gilt".
Der DFB will darüber hinaus sein Netzwerk in Deutschland für präventive und großflächige Corona-Tests zur Verfügung stellen. "Sollten sich Politik und Wissenschaft für den Weg der Präventiv- Testung entscheiden, wird der Fußball seinen Beitrag zum Gelingen dieser Maßnahme leisten: mit seiner verbindenden Kraft, seiner Popularität, Logistik und Infrastruktur, vor allem aber mit seinen sieben Millionen Mitgliedern und rund 25 000 Vereinen", erklärte Keller. Mit der Politik habe er über dieses Angebot bereits gesprochen.
Weitere Punkte im Masterplan für die Zukunftsgestaltung des Fußballs sind die Erarbeitung neuer Maßstäbe für Erfolg, die Stärkung des Ehrenamtes und ein breiter Dialog mit allen Interessengruppen auf Augenhöhe. "Wir können nicht jede Forderung umsetzen, aber zumindest zuhören und die Leute mitnehmen", sagte Keller. (dpa)