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Kommentar: Was Luka Modric zum Held der Arbeiter macht

Kommentar

Was Luka Modric zum Held der Arbeiter macht

Tilmann Mehl
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    Luka Modric ist kein strahlender Held. Er ist einer, der andere Fußballer gut aussehen lässt.
    Luka Modric ist kein strahlender Held. Er ist einer, der andere Fußballer gut aussehen lässt. Foto: Frank Augstein, dpa

    Immerhin das hat er mit seinen Vorgängern Lionel Messi und Cristiano Ronaldo gemein: Auch sie verfielen der Idee, ihr kärgliches Netto durch allerlei Tricksereien etwas aufzubessern. Ansonsten eint die drei noch, dass sie sich allesamt Weltfußballer nennen dürfen. Ronaldo und Messi machten die Auszeichnung seit 2008 unter sich aus, ehe nun der hagere Modric dazwischenfunkte.

    Das macht ihn zum Helden für all jene, die sich ansonsten mit Zuarbeiterdiensten abrackern. In der Küche wäre Modric der Hilfskoch, im Orchester die zweite Geige, bei der Müllabfuhr säße er nicht auf dem Fahrersitz. Modric ist einer von uns.

    Seine Fähigkeiten übersteigen selbstverständlich die eines Kreisliga-Regisseurs deutlich. Der Kroate aber lässt all seine Pässe und Dribblings selbstverständlich, beinahe nebensächlich ausschauen. Zusammen mit Toni Kroos bildet er bei Real Madrid ein Mittelfeld von kühler Eleganz.

    Was Modric von anderen Weltfußballern unterscheidet

    Zurückgenommen im Ausdruck, dominieren die beiden mit selbstverständlicher Würde. Ronaldos und Messis Talent ist so offensichtlich, dass es sich jedem erschließt, der die beiden auch nur einmal gegen den Ball kicken sieht. Sie sind die Top-Artisten im großen Fußballzirkus. Doch ohne Service-Mitarbeiter wie Luka Modric würden sie weniger hell strahlen.

    Auch die besten Künstler benötigen Helfer, die den Strahler auf sie richten – ansonsten bleibt ihr Werk unsichtbar. Niemand beherrscht es, den Platz besser auszuleuchten als der Kroate in Diensten Reals. Und doch ist auch der Helfer nichts wert ohne den großen Maestro. Ronaldo hat Madrid verlassen.

    Die große Zeit von Messi und Ronaldo ist vorbei

    Kroatiens Nationalmannschaft hat nur im Vier-Jahres-Rhythmus die Chance, zur großen Überraschung auf der Weltbühne zu reifen. Modric fehlen nun die Partner, die er gut aussehen lassen kann. Im kommenden Jahr wird sich wohl wieder einer dieser übernatürlich Begabten als weltbester Fußballer feiern lassen.

    Die große Zeit des Duos Messi/Ronaldo könnte allerdings vorbei sein. Mit Kylian Mbappé und Neymar stürmen in Paris allerdings zwei andere Hochbegabte Seit an Seit. Allein: Ihnen könnte es an Zuarbeitern fehlen.

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