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Kommentar: Supercup: Bloß nicht in Vergessenheit geraten

Kommentar

Supercup: Bloß nicht in Vergessenheit geraten

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    Der Supercup
    Der Supercup Foto: dpa

    Endlich wieder Supercup. 14 Jahre lang galt er als verschollen. Keiner weiß so wirklich, was er gemacht hat. Vielleicht hat er mal bei seinen größeren Brüdern vorbeigeschaut. Seine Familie ist weitläufig. Da gibt es Champions League und Europa League, Europameisterschaft und Weltmeisterschaft.

    Vielleicht hat sich der kleine Supercup da nutzlos gefühlt. Mit der Wertschätzung ist das ja so eine Sache. Ist wichtig für das Ego.

    Das Ego des Supercups dürfte relativ angeschlagen gewesen sein. Da verschwindet er 1996 von der Bildfläche, und so recht vermisst hat ihn niemand. Da kann dem Supercup schon mal die Idee kommen, in den Erinnerungen zu kramen und seine versnobte Verwandtschaft auf erinnerungswürdige Momente seiner neunjährigen Karriere hinzuweisen. "Wisst ihr noch: Gleich beim ersten Mal, als der Uli Stein der Kobra so richtig eins auf die Zwölf gegeben hat. Und dann, wisst ihr noch, das andere Mal, als, ja, also, als, also, ihr wisst schon …". Nein, niemand weiß es.

    Außer Steins Schlag gegen Jürgen Wegmann ist wenig hängengeblieben. Vielleicht noch die spärlich gefüllten Ränge. Da kickte man mal vor 16 000 Fans in Düsseldorf oder vor 8000 in Hannover. Wenn der Supercup mal ehrlich ist, muss er zugeben, dass er gar nicht freiwillig verschwunden ist. Richtig gerne hat ihn einfach niemand gehabt. Da hat er geschmollt und hat sich verzogen und keinen hat es gestört.

    Jetzt wurde er von den Herren der Deutschen Fußball-Liga wieder ausfindig gemacht. War gar nicht so schwierig zu finden. Lag in der Abstellkammer zwischen dem Fuji-Cup und dem Ligapokal. Weil er ein wenig Rost angesetzt hat, hat man ihm ein neues nobles Äußeres verpasst.

    Man hat ihm versprochen, dass er jetzt gehegt und gepflegt wird. "Du bist jetzt wichtig. Du bist die Standortbestimmung vor der Saison", bauchpinselt ihn der Reinhard Rauball. "Ja, ja, und wir wollen dich unbedingt gewinnen", sagen die Münchner und die Schalker.

    Aber sie verschweigen ihm einfach, dass die Bayern gar keine Zeit haben, sich richtig um ihn zu kümmern, weil sie sich jetzt erst mal ausgiebig über ihre Verletztenmisere ärgern müssen. Dass ein siebenstelliger Gewinn übrig bleiben soll, aufgeteilt zwischen den beiden Mannschaften, interessiert sie nicht wirklich.

    Die Augsburger Arena wird nicht wegen des Supercups ausverkauft sein. Sondern weil die Fans nach Stars dürsten. Immerhin hat Rauball dem Supercup eine Auslandsreise in Aussicht gestellt. So in drei, vier Jahren darf er möglicherweise nach Asien. Zwecks Vermarktung der Liga.

    Dem Supercup ist das egal. Um nicht in Vergessenheit zu geraten, würde er alles machen. Von Tilmann Mehl

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