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Kommentar: Skispringen: Ein spannender Prozess

Kommentar

Skispringen: Ein spannender Prozess

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    Andreas Kornes, Mitglied der Sportredaktion der Augsburger Allgemeinen.
    Andreas Kornes, Mitglied der Sportredaktion der Augsburger Allgemeinen. Foto: Ulrich Wagner

    Wenn man Werner Schuster in den Tagen vor der Vierschanzentournee zuhört, dann überkommt einen unwillkürlich ein gutes Gefühl. Mit so viel Euphorie und Optimismus redet der Bundestrainer über die deutschen Skispringer. Kein Zweifel, der Mann aus dem Kleinwalsertal versteht es, sich und seine Arbeit zu vermarkten.

    Dabei hat dieser Weltcupwinter schlecht begonnen. Nur wenige können sich an einen ähnlich desaströsen Auftritt deutscher Adler erinnern. Einmal ein vierter Platz war das bislang beste Ergebnis aus den ersten sieben Wettbewerben.

    Schuster verpackt diese Tatsache in andere Worte. Es sei ein spannender Prozess, der sich gerade in der deutschen Mannschaft vollziehe. Spannend, da junge aufstrebende Springer auf alternde Heroen treffen. Diese Kombination übe einen besonderen Reiz auf ihn als Trainer aus.

    Das Problem dabei ist, dass die einen noch nicht und die anderen nicht mehr ganz nach vorne springen können. Unter dem Strich blieben bisher also meist unterdurchschnittliche Ergebnisse.

    Das hat längst schon Auswirkungen. Das Skispringen hat den äußerst erfolgreichen Biathleten um Magdalena Neuner die Spitzenposition bei den Einschaltquoten abtreten müssen. Der Privatsender RTL verabschiedete sich zügig aus der Live-Übertragung, als die deutschen Adler in den Sinkflug übergingen. Stattdessen integrierten ARD und ZDF die Flugkünstler in ihre vielstündigen Wintersportpakete.

    Noch zehrt das Skispringen in Deutschland von den Erfolgen vergangener Tage. Sven Hannawald und Jens Weißflog erfreuen sich weiterhin größter Bekannt- und Beliebtheit, beide sind auch am Rande des Tourneeauftakts in Oberstdorf begehrte Gesprächspartner.

    Bleiben neue Erfolge aber aus, dürften stürmische Tage auf Bundestrainer Schuster zukommen. Als einer der Ersten hat Hannawald deutliche Kritik an ihm geübt. Und wer etwas genauer hinhört, der bemerkt: Auch Schuster weiß, dass er jetzt langsam Ergebnisse liefern muss. "Solange keiner vorne ist, ist Skispringen uninteressant. Es gibt genug andere Wintersportarten mit deutschen Heroen im Moment", stellte Schuster in einem Interview fest. Uninteressant zu sein ist aber das Gegenteil von dem, was Sponsoren und Fernsehsender verlangen. Schuster bleibt deshalb nur, Respekt und Geduld für seine Springer einzufordern. Er selbst genießt die Rückendeckung des Verbands, sein Vertrag wurde vor kurzem bis 2014 verlängert.

    Gestern Nachmittag, in der Qualifikation von Oberstdorf, haben die deutschen Springer positiv überrascht. Ein gutes Gefühl - diesmal auch ohne die Redekünste des Bundestrainers. Von Andreas Kornes

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