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Kommentar: Sancho, Thuram und Co.: Dieser Protest ist mehr wert als drei Punkte

Kommentar

Sancho, Thuram und Co.: Dieser Protest ist mehr wert als drei Punkte

Tilmann Mehl
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    Jadon Sancho setzte mit seinem Shirt ein Zeichen gegen Rassismus.
    Jadon Sancho setzte mit seinem Shirt ein Zeichen gegen Rassismus. Foto: Lars Baron/Getty Images Europe/Pool/dpa

    Jeder Fußballer kennt Rassismus: als Opfer, Täter oder Zeuge. Die meisten Mannschaften bilden sich aus Spielern verschiedener Nationalitäten. Wer auf dem Feld nicht das Wort "Kanake" gehört hat, muss schwerhörig sein. Ähnliche Erfahrungen werden Weston McKennie, Achraf Hakimi, Marcus Thuram und Jadon Sancho gemacht haben. Wenn sie nun also gegen Rassismus protestieren, ist das nicht nur vorbildliches gesellschaftliches Engagement, sondern besonders authentisch.

    Die Aktionen der Bundesligastars haben eine viel größere Reichweite als jeder noch so wohlfeil formulierte Leitartikel in der Tageszeitung oder ein flammender Kommentar in den „Tagesthemen“. Es darf keinen Zweifel daran geben, dass die Spieler richtig gehandelt haben. Die Mär vom unpolitischen Sport ist seit langer Zeit auserzählt. Zu oft hat sich die Politik der Athletinnen und Athleten bemächtigt. Zu oft mussten die Sportlerinnen und Sportler den Mächtigen als Feigenblatt dienen.

    Rassismus ist keine politische Einstellung

    Zumal die Bekenntnisse der Fußballer nicht einmal politisch waren. Rassismus ist keine politische Einstellung. Rassismus ist eine anerzogene Abart menschlichen Seins. Sich dagegen zu äußern, sollte nicht nur toleriert, sondern gefördert werden. In diesem Sinne ist es nur positiv, wenn sich Oliver Kahn im "Aktuellen Sportstudio" öffentlich wünschte "dass Spieler durchaus mehr solche Verantwortung übernehmen. Wir alle wissen, welche Wirkung sie haben, gerade nach Außen. Natürlich ist das eine Situation, die nicht erlaubt ist. Trotzdem denke ich, dass die Spieler mündig sein sollten, ihre Meinung zu gesellschaftlichen Themen kundzutun."

    Die Stars der Szene können un ihre Popularität nutzen

    Je weitgefasster der gesellschaftliche Konsens, desto größer die Chance, dem Rassismus seinen Nährboden zu entziehen. Als Katalysator könnte sich dabei erweisen, wenn sich auch jene Spieler äußerten, die aufgrund ihrer Hautfarbe privilegiert sind. Die Stars der Szene nutzen ihre Popularität gerne, um sich gewinnbringend zu vermarkten. Das ist ihr gutes Recht. Sie dürfen aber auch gerne davon Gebrauch machen, sich für jene einzusetzen, die Vorurteilen und Gewalt ausgesetzt sind.

    Diese Fähigkeit ist nicht jedem gegeben. So wie sich auch nicht jeder Fliesenleger oder Literaturwissenschaftler aktiv gegen Rassismus einsetzt. Wer aber für andere einsteht, verdient Respekt. Der ist mehr wert als drei Punkte auf irgendeinem Fußballplatz.

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