Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Profisport trotz Corona: Privileg mit Chancen und Gefahren

Kommentar

Profisport trotz Corona: Privileg mit Chancen und Gefahren

Tilmann Mehl
    • |
    Im Gegensatz zum Breitensport darf Profisport trotz des Lockdowns weiter stattfinden.
    Im Gegensatz zum Breitensport darf Profisport trotz des Lockdowns weiter stattfinden. Foto: Matthias Balk, dpa

    Sport ist so viel mehr als körperliche Fitness. Sport setzt Emotionen frei, er ist wichtig für das Gemeinwohl. Beides eint ihn mit der Kultur. Wie Theater und Kinos sind Schwimmbäder und Bezirkssportanlagen geschlossen. Während es der professionelle Sport im Wehklagen dank jahrelanger Übung zu gehöriger Expertise gebracht hat, gibt sich der Breitensport zurückhaltend.

    Dabei gibt es gute Gründe, gemeinsame Bewegung vor allem für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen. Abgesehen von der körperlichen Komponente wird das soziale Verhalten in der Gruppe nirgendwo besser geschult als auf und neben den Sportplätzen. Sollten die Breitensportler Lobbyarbeit in den Staatskanzleien der Republik betreiben, machen sie das sehr unauffällig – und erfolglos.

    Corona-Krise: Aus der Grenze darf keine Kluft werden

    Bis auf Weiteres bleibt den Sportinteressierten nichts anderes übrig, als Gemeinschaftsgefühl am Fernsehen nachzuempfinden, alleine vor dem Bildschirm zu trauern oder jubeln, mit dem Hund auf der Couch zu fachsimpeln. Corona ist eine Zumutung und macht selbstredend auch vor dem Sport nicht Halt. Das ist Chance und Gefahr für einige Bereiche des Leistungssports. Elite-Aktive dürfen nämlich sehr wohl spielen, rennen, werfen und schwimmen. Alles andere käme einem Berufsverbot gleich und das sollte – wo immer möglich – verhindert werden. Allerdings genießen die besten Athleten des Landes eben auch Privilegien, die den Breitensportlern aus größtenteils verständlichen Gründen vorenthalten werden.

    Fußball-Profis dürfen zusammen trainieren. Sich fit halten. Gemeinsam Spaß haben. Gleiches gilt für Kader-Athleten vieler anderer Sportarten. Sie sind so gut, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen konnten. Hier verläuft die Grenze zwischen Breiten- und Leistungssport. Büroangestellte, Jugendliche, Ärztinnen und Friseure dürfen nicht kicken, nicht gemeinsam schwimmen, laufen oder radfahren – teilweise nicht einmal arbeiten. In den kommenden Monaten geht es darum, dass aus der Grenze keine Kluft wird.

    Sportarten können während der Corona-Krise für sich werben

    Der sportliche Terminplan im Jahr 2021 ist so eng gesteckt, dass der Fokus permanent auf den Athleten liegt. Eine Fußball-Bundesliga, die im Schnelldurchlauf durchgezogen wird, um rechtzeitig vor der EM fertig zu werden. Olympische Spiele kurz darauf als zweites Großereignis, die nordische Ski-WM im Frühjahr in Oberstdorf, zuvor noch die Handball-Weltmeisterschaft. Es ist die große Möglichkeit zahlreicher Sportarten, für sich zu werben. Es existiert allerdings kein Automatismus, der steigende Aufmerksamkeit garantiert, nur weil das Volk gerade über viel zu füllende Freizeit verfügt. Eine Erfahrung, die die Fußball-Nationalmannschaft gemacht hat. Die TV-Quoten sanken zuletzt auf Tiefststände. Das Volk findet Brot und Spiele schon gut – dafür aber muss das Brot schmecken und die Spiele sollten unterhalten.

    Sport in Corona-Zeiten: So geht es richtig

    Die meisten Mediziner raten trotz oder gerade wegen des Coronavirus’ aktuell zu moderater körperlicher Aktivität. Dabei gibt es allerdings einiges zu beachten, um eine Infektion möglichst auszuschließen und gesund zu bleiben. Diese Tipps sind nach Expertenmeinungen wichtig für Hobbysportler, die weiter in der Natur aktiv bleiben wollen.

    Abstand Um Risiken zu vermeiden, sollten Jogger und andere Athleten zu jedem Zeitpunkt mindestens zwei Meter Abstand zu ihren Nebenleuten halten. Das Virus verteilt sich nämlich ähnlich wie Rauch in der Luft – mal sinkt es schneller, mal langsamer zu Boden. Eine Ansteckung beim Joggen ist also durchaus denkbar – genauso kann man auch selbst andere infizieren.

    Wetter Tatsächlich spielt es Fachleuten zufolge eine entscheidende Rolle für das Infektionsrisiko, wie die Witterung ist, wenn man sich draußen bewegt. Die Gefahr ist demnach bei neblig-feuchtem Wetter am größten, vor allem dann, wenn gleichzeitig wenig Wind geht. Den gegenteiligen Effekt haben UV-Strahlen: Sie sind schlecht für Viren. Empfehlenswert ist es demnach, die Gut-Wetter-Phasen abzupassen und sich dann die Laufschuhe anzuziehen oder auf das Rad zu schwingen. So macht es mehr Spaß und ist auch noch gesünder.

    Belastung In der aktuellen Lage sollten die Sportart und die Belastung nicht allzu abrupt gewechselt werden, sind sich Ärzte einig. Dies erhöht das Risiko einer Verletzung. Sportmediziner Perikles Simon erklärt: „Das zieht dann wiederum einen Arztbesuch nach sich, der aktuell auch immer ein Restrisiko birgt.“ Bestenfalls absolviert man sein Sportprogramm also einfach so, wie man es auch vor dem Coronavirus getan hat – sofern das derzeit geht. Bei zu hoher Intensität der körperlichen Betätigung ist das Immunsystem in den folgenden bis zu vier Stunden anfälliger als normalerweise – und somit empfänglicher für Infekte. (dpa)

    Die Terminhatz wird sich negativ auf die Qualität auswirken. Zusätzlich werden immer wieder Sportler oder auch komplette Mannschaften wegen positiver Corona-Tests aus dem Wettbewerb genommen werden. Das wird Turniere verwässern. Trotzdem haben die Sportler die Möglichkeit zu begeistern. Weil Fans sich gerne begeistern lassen. Weil spannende Spiele fesseln. Weil wir uns mit den Aktiven freuen und ärgern. Sport ist viel mehr als körperliche Fitness. Mögen Milliarden Euro ins Fußballgeschäft gepumpt werden, sind die Olympischen Spiele auch eine Leistungsschau der Pharma-industrie: Im Sport finden wir immer noch zusammen. Derzeit vor dem Fernseher. Bald aber wieder in Hallen und Bädern und auf morschen Holzbänken. Hoffentlich.

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden