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Kommentar: „Nachholen“ tröstet keinen Sportfan

Kommentar

„Nachholen“ tröstet keinen Sportfan

Andrea Bogenreuther
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    2018 waren sie noch Seite an Seite unterwegs: Tiger Woods und AZ-Redakteur Günther Vollath beim Ryder Cup in Paris. 2020 fällt das traditionsreiche Golfturnier aus.
    2018 waren sie noch Seite an Seite unterwegs: Tiger Woods und AZ-Redakteur Günther Vollath beim Ryder Cup in Paris. 2020 fällt das traditionsreiche Golfturnier aus. Foto: W. Mitulla

    Akribisch haben manche Fans im Vorfeld das große Sportjahr 2020 geplant: gemäß den eigenen Vorlieben den Urlaub abgestimmt auf Bundesliga-Entscheidungen, das Pokalfinale, die Fußball-EM, die Olympischen Spiele oder den New York Marathon. Sie haben sich hartnäckig durch diverse Online-Bestellungen gekämpft, in größter Vorfreude Tickets geordert und anstandslos die mitunter astronomischen Preise bezahlt. Doch alles war umsonst! Corona hat den bunten Strauß an sportlichen Großereignissen torpediert und hinterlässt in diesem Sommer zehntausende enttäuschter Sportfans und Ticketinhaber zwischen Frustration und vager Hoffnung. Auch in der Region gibt es traurige Einzelschicksale.

    So wie das eines Bekannten, der für zwei Vorrundenspiele und das Viertelfinale der EM in München schon 1200 Euro hingeblättert hat. Das lapidare Versprechen „Die Tickets behalten ihre Gültigkeit“ spendet wenig Trost in Zeiten, in denen selbst der europäische Verlauf der Corona-Pandemie unvorhersehbar ist. Ob, wann und wie viele Zuschauer wieder in ein Fußballstadion dürfen, steht in den Sternen. Es dürfte auch nicht gerade von Vorteil sein, dass die 2021 nachzuholende EM weiterhin in 11 europäischen Städten und einer asiatischen stattfinden soll.

    Ähnlich schlecht ist es um eine gute Freundin bestellt, die für ihren Mann ein Rennwochenende der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) auf dem Norisring gebucht hatte. Auch hier: alles abgesagt und aufgeschoben bis zum unbestimmten „Nachholtermin“. Trost ist das keiner. Denn die Zukunft der Rennserie ist hochgradig gefährdet. Da können die Tickets noch so lange ihre Gültigkeit behalten, wenn kein Automobilhersteller teilnimmt, gibt es in naher Zukunft gar kein Rennen mehr.

    Auch zwei Augsburger Golffreunde hatten lange gehofft, noch länger werden sie trauern. Denn als ehrenamtliche Helfer sind sie alle zwei Jahre am größten Hotspot der internationalen Golfszene in vorderster Reihe im Einsatz – beim legendären Ryder Cup. Letzte Woche erhielten sie die ernüchternde Nachricht: auch der Kontinentalvergleich zwischen Europa und den USA im September in Wisconsin ist abgesagt und verschoben. Fraglich allerdings, ob bei einer abgespeckten Form 2021 ihre Hilfe überhaupt noch benötigt wird.

    So hat jeder Sportfan in diesem Sommer 2020 seinen individuellen Schlag in die Magengrube bekommen. Einzigartige Erlebnisse, Wettkämpfe und Events sind unwiderruflich dahin. Bemühte Versuche des Verschiebens und kümmerliche Versprechungen des Nachholens spenden da keinen Trost.

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