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Kommentar: Millionen schauen zu: Warum es trotzdem keinen Boom im Handball gibt

Kommentar

Millionen schauen zu: Warum es trotzdem keinen Boom im Handball gibt

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    Die Fans in Köln feiern die deutschen Handballer.
    Die Fans in Köln feiern die deutschen Handballer. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Deutschland, einig Handball-Land. Zehn Millionen Zuschauer verfolgten am Montagabend den Triumph gegen Kroatien. Damit ist die Sendung sogar erfolgreicher als die Fußball-Bundesliga mit dem Bayern-Spiel am Freitag gegen Hoffenheim. Gensheimer, Wiencek und Kollegen begeistern von Flensburg bis Füssen die Republik. Die Söhne des Kollegen werfen zu Hause im Wohnzimmer nur noch Softbälle gegen die Terrassentüre – selbstredend im Sprungwurf.

    Und selbst Freiburgs Fußballcoach Christian Streich schwärmt von Kerlen, die zusammenrummsen und wieder aufstehen, als wäre nichts gewesen. Ganz anders als mit goldenen Steaks gestärkte Fußball-Diven, die neymaresk achtzig Meter weit über den Rasen rollen, weil sie einen Luftzug vom Bein des Gegenspielers gespürt haben.

    Die Handballer träumen mal wieder davon, künftig wenigstens einen Krümel vom TV-Sportkuchen in ARD undZDF abzubekommen, der sich aus Bundesliga-Fußball, Zweitliga-Fußball, Drittliga-Fußball, Regionalliga-Fußball, Frauen-Fußball und ein paar Minuten Restsport zusammensetzt.

    Auch beim Eishockey endete die Euphorie schnell wieder

    Blicken wir ein knappes Jahr zurück. War da was? Spielte da nicht ein verschworener Haufen Eishockey-Männer im fernen Pyeongchang so großartig auf, dass Millionen Deutsche sich mitten in der Nacht den Wecker stellten, um die Erfolge der Helden auf Kufen gegen die Eishockey-Weltmächte Schweden oder Kanada zu bejubeln?

    Auch die Eishackler hofften auf einen Boom und hatten in dem über 1000-fachen Nationaltrainer Marco Sturm einen großartigen Botschafter. Sturm ging zu Blickpunkt Sport im Bayerischen Fernsehen und saß bei Markus Lanz im ZDF.

    Als jedoch vor einer Woche das DEL-Wintergame zwischen Köln und Düsseldorf vor 47.000 Zuschauern im ZDF-Sportstudio genau – nichts, null, keine Sekunde. Aus Zeitgründen sei der Beitrag aus der Sendung gefallen, argumentierte ZDF-Sportchef Fuhrmann gegenüber dem Kölner Nationalverteidiger Moritz Müller, der sich öffentlich darüber beschwert hatte.

    Handball-Bundesliga wird nicht im Free-TV laufen

    Sobald die Handball-Bundesliga startet, werden die Wurf-Helden wieder im Bezahl-Fernsehen Sky verschwinden. Und am Jahresende wird das Nationalteam, sofern es den WM-Titel holt, in der ZDF-Gala von Baden-Baden zur Mannschaft des Jahres gewählt. Dankeschön und auf Nimmerwiedersehen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, das auch von Zweitverwertungs-Rechten der Eishockey-Liga seltenst Gebrauch macht. Ist ja kaum Zeit für Handball oder Eishockey, weil Fußball läuft oder: Wie Hasan Salihamidzic den Hund von Uli Hoeneß am Bayern-Trainingsplatz Gassi führt.

    Alle Informationen zur Handball-WM 2019 finden Sie hier:

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