Die Frage nach dem Autor für diese Randbemerkung klärte sich über das Geburtsdatum. Erster Wimbledon-Sieg von Boris Becker vor dreißig Jahren – das kann nur einer schreiben, der das damals bewusst miterlebt hat, der noch den Moment des Matchballs in Erinnerung hat.
Tatsächlich erschwert mir mein Alter inzwischen immer mehr die Rekonstruktion der Ereignisse des vergangenen Tages. Geschehnisse von vor dreißig oder mehr Jahren dagegen tauchen vor meinem geistigen Auge in HD und Stereo auf.
Boris Becker hat mein Berufsleben auf den Kopf gestellt
Der Triumph von Boris Becker gehört allerdings nicht dazu. Keine Ahnung, wo und wie ich den Moment erlebt habe. Ich weiß lediglich: Er hat mein (Berufs-)Leben auf den Kopf gestellt.
Vor Boris Becker war Tennis in dieser Zeitung (wie in allen anderen deutschen Blättern) höchstens Randnotizen wert. Unser damaliger Redaktionsleiter spielte zwar selbst begeistert und ausdauernd
Der 7. Juli 1985 veränderte alles. Die Menschen wollten Boris Becker nacheifern, stürmten die elitäre Festung Tennisklub. Und in der Zeitung war mit einem (Auf)Schlag Tennis das Thema.
Was uns Redakteure unter anderem zu Zeitzonenspezialisten machte. Trat Boris Becker in Australien an – uns rund zehn Stunden voraus –, war das gut. Die Partien fanden mitten in der Nacht, weit nach Redaktionsschluss, statt. Oder am frühen Vormittag unserer Zeit. Sehr zeitungsfreundlich.
Das ist Boris Becker
Name: Boris Franz Becker
Geburt: 22. November 1967
Geburtsort: Leimen
Ehefrau: Sharlely „Lilly“ Kerssenberg, geheiratet am 12. Juni 2009
Kinder: 4 (Noah Gabriel, Elias Balthasar, Anna Ermakowa, Amadeus Benedict Edley Luis)
Erste Profi-Saison: 1984
Rücktritt: 25. Juni 1999
Wochen als Nummer eins: 12
Grand-Slam-Titel: 6 (Australian Open 1991, 1996; Wimbledon 1985, 1986, 1989; US Open 1989)
Einzel-Titel: 49
Doppel-Titel: 15
Olympische Spiele: Gold 1992 mit Michael Stich im Doppel
ATP-Weltmeister: 1988, 1992, 1995
Sportler des Jahres: 1985, 1986, 1989, 1990
Schlug Boris Becker in den USA auf, war das schlecht. US-Open in New York – sechs Stunden hinter uns. War es dort Nachmittag, rückten bei uns bereits Mitternacht und der Redaktionsschluss näher.
Nächtelang wegen Boris Becker ausgeharrt
Wie viele Nächte haben Redakteure im Büro ausgeharrt? Während schon die Druckmaschinen liefen und die ersten Exemplare der Zeitung auf dem Weg Richtung Briefkasten waren. Noch ohne Nachricht von Boris Becker. Aber die Redakteure waren bereit, die Seiten zu später Stunde umzubauen. Wenn dieser Becker nur endlich . . . Nein!!! Matchball vergeben. Noch ein weiterer Satz. Vergeblich gewartet, jetzt ist Redaktionsschluss.
So ging das über viele Jahre. Es kam dann auch Steffi dazu, was viele Nächte noch aufregender machte. Und heute? Ruhe über den Tennisplätzen. Fußball regiert und beherrscht unsere Nächte.