Fußball ist ein Massenphänomen. Seine Bedeutung reicht in viele Winkel des Lebens. Die Spieler werden behandelt wie Popstars, sie äußern sich zu sozialen Themen. Vorstände von Dax-Unternehmen sitzen in den Aufsichtsräten der Vereine. Rund um den Platz fließen sämtliche gesellschaftlichen Strömungen ineinander. Fußball ist überall. Dabei irritiert der Einfluss, den Vereine, Verbände und Spieler haben.
Die Stimmung ist bereits am Kippen
Das diffuse Gefühl, die Branche verlässt den ihr zugedachten Rahmen, verstärkt sich immer weiter. Der Lieblingssport der Deutschen entfernt sich zunehmend von seinen Anhängern. Eine Entwicklung, die ihm freilich nachgesagt wird, seit gegen den Ball getreten wird. Der Aufschrei war groß, als erstmals eine Mannschaft mit einem Sponsor auf der Brust auflief. Als mit Premiere ein Pay-TV-Sender erstmals sämtliche Spiele der Bundesliga live übertrug, fürchteten die Funktionäre der Vereine noch, die Fans könnten den Stadien fernbleiben. Das Gegenteil war der Fall.
Nun aber scheint die Stimmung tatsächlich zu kippen. Die Fankurven protestieren regelmäßig gegen die wachsende Kommerzialisierung des Sports. Während der Halbzeitshow des Pokalfinals pfiffen sie den Schlagerstar Helene Fischer aus. Es war schlicht zu viel glitzerndes Beiwerk für die Anhänger.
Wenn die deutsche Nationalmannschaft auftritt, fällt es dem DFB immer schwerer, die Karten zu verkaufen. Auch attraktive Partien, wie jene im März gegen England, sind nicht mehr ausverkauft.
Die Fußball-Verbände haben sich über Jahre hinweg ein miserables Image erarbeitet. Sie erwecken den Anschein, ihre eigene Macht ausbauen zu wollen und übergehen dabei die Interessen der Fans. Dafür stehen unter anderem die WM-Vergaben des Weltverbandes Fifa nach Russland und Katar. Oder die Aufblähung der Weltmeisterschaft ab 2026 auf 48 Mannschaften. Das sichert Gianni Infantino Stimmen bei der nächsten Wahl zum Fifa-Präsidenten.
Im gesamten Fußball ist Geld das Leitmotiv
Die Deutsche Fußball Liga lässt sich dafür feiern, Rekordsummen bei der Vermarktung der TV-Rechte zu erlösen. Im Gegenzug wird eben wenig fanfreundlich auch mal montags gespielt – schließlich streben die Sender nach möglichst viel Exklusivität. Ab der Saison 2018/19 überträgt ausschließlich das Bezahlfernsehen die Champions League. Das ZDF konnte und wollte finanziell mit dem Angebot nicht mithalten.
Spitzenfußball kostet den Fan Geld. Wer nicht zahlt, sieht nichts. Die Klubs machen willfährig mit. Fahren zur Erschließung neuer Märkte in der Saisonvorbereitung nach China. Präsentieren sich nicht mehr als Vereine, sondern repräsentieren eine Marke. Mia san Mia in München. Echte Liebe in Dortmund. Die Mannschaft, statt der Nationalmannschaft. Es geht um Marken, Märkte und Moneten.
Den Wünschen der Fans stehen die Funktionäre meist gleichgültig gegenüber. Immer mehr Anhänger fühlen sich als Melkvieh. Als Konsument, der nichts zu sagen hat.
Das hat jahrelang funktioniert. Immerhin konnte man zumindest unbefangen den Stars zuschauen. Das wird sich ändern. Lionel Messi ist wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Auch Cristiano Ronaldo hat wohl Millionen am Fiskus vorbeigeschleust. Das sind keine Tricksereien, sondern millionenschwerer Betrug.
Der Profifußball entwickelt sich immer weiter zum reinen Show-Produkt. Das wird ihm vorerst schaden, weil sich die Fans abwenden werden und er an gesellschaftlicher Bedeutung verliert. Letztlich aber profitiert der Fußball davon. Manager, Spieler, Verbände und TV-Sender können sich dann wieder auf das Wesentliche konzentrieren: das schöne Spiel Fußball.