Es wird vielleicht noch ein paar versprengte Männer geben, die mit einem Murren zur Kenntnis nehmen, dass das Prunkstück der öffentlich-rechtlichen Fußball-Berichterstattung, die „Sportschau“, jetzt noch weiblicher wird. Weil sich nun zwei Frauen und ein Mann in der Moderation abwechseln. Doch auch den größten Machos müsste das Meckern vergehen, wenn sie sich die fachlichen Kompetenzen der besagten Frauen eingestehen. Und genau deshalb ist der ARD mit der Verpflichtung von Esther Sedlaczek ein wirklich großer Coup gelungen.
Esther Sedlaczek und Jessica Kastorp gehören zu prominentesten Gesichtern von Sky
Der Verdienst, dass sie weiblich ist, zählt dabei weitaus weniger als die Tatsache, dass die erfahrene wie gleichermaßen attraktive Sportreporterin tatsächlich vom Pay-TV-Sender Sky zu einer öffentlich-rechtlichen Anstalt gewechselt ist. Schließlich gehört Sedlaczek ebenso wie ihre Kollegin Jessica Libbertz, ehemals Kastorp, seit über zehn Jahren zu den prominentesten Gesichtern des Bezahlsenders – und sicher zu jenen Frauen, die niemandem mehr die Abseitsregel erklären müssen.
Monica Lierhaus und Kathrin Müller-Hohenstein waren Vorkämpferinnen im Fußball-TV
In der Sport- und Fußballberichterstattung haben sich Frauen mit profunder Fachkompetenz mittlerweile etabliert. Sie folgen auf einstige Vorkämpferinnen wie Anne Will, Monica Lierhaus oder Kathrin Müller-Hohenstein. Als Field-Reporterinnen, Moderatorinnen und Kommentatorinnen. Zugegeben, es sind nicht so viele, wie man sich wünschen würde. Von Parität zwischen Männern und Frauen kann im Sportjournalismus noch keine Rede sein. Auch deshalb hat die ARD gewissermaßen einen öffentlichen Aufruf gestartet, es mögen sich doch bitte verstärkt Frauen für die Fußball-Kommentierungen melden.
Eine Fußball-Moderatorin braucht Sprachsicherheit, Bildschirmpräsenz und eine gewisse Abgeklärtheit
Doch Sport und besonders Fußball ist eben nicht jederfraus Sache. Die familienfeindlichen, aber unverhandelbaren Arbeitszeiten an Bundesliga-Wochenenden, an Abenden und Feiertagen auch nicht. Eine gute Stimme ohne Dialekt, Sprachsicherheit, Bildschirmpräsenz und eine gewisse Abgeklärtheit in Zeiten von sozialen Medien gehören unabdingbar zum Handwerk. Bei Frauen wie Esther Sedlaczek und ihren Kolleginnen stimmt dieses anspruchsvolle Gesamtpaket. Kein Wunder also, dass dieser Transfer bei der ARD einen ähnlich großen Jubel ausgelöst hat wie die Verpflichtung von Messi bei Paris St. Germain.