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Kommentar: Eine Farce namens Super League: So schafft sich der Fußball ab

Kommentar

Eine Farce namens Super League: So schafft sich der Fußball ab

Florian Eisele
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    Florentino Perez, Präsident von Real Madrid, steht an der Spitze der Initiatioren der Super League.
    Florentino Perez, Präsident von Real Madrid, steht an der Spitze der Initiatioren der Super League. Foto: Manu Fernandez/AP/dpa

    Gary Neville hatte genug. Der ehemalische englische Verteidiger, mit Manchester United achtmal Meister, redete sich beim TV-Sender Sky in einem drei Minuten langen Statement den Frust von der Seele. Auslöser waren die Pläne der europäischen Top-Klubs, eine geschlossene Super League zu gründen.

    Neville machte keinen Hehl daraus, dass auch er sehr gut mit dem Fußball verdient hat und selbst als Investor auftritt. Das Verhalten seines Klubs Manchester United, als dessen Fan er sich bezeichnet, brachte ihn aus der Fassung: Als das Produkt "reiner Gier" bezeichnet er die Super League, die Personen dahinter seien "Kriminelle" und "Hochstapler", die bestraft gehörten.

    Die Initiatoren begründen die Super League auch mit der Corona-Pandemie

    Nevilles Schimpftirade steht stellvertretend für den Aufschrei, den die Fußball-Welt angesichts der Pläne für die Super League ereilt hat. Die Pläne, die in einer Pressemitteilung als "strategische Vision und ein nachhaltiger wirtschaftlicher Ansatz", sind nichts anderes als der Versuch, noch mehr Geld aus dem Produkt Profi-Fußball herauszupressen. Ein potenter Geldgeber, der jedem Klubs 3,5 Milliarden Euro garantieren soll, ist mit der US-Bank JP Morgan schon gefunden.

    Die US-Bank JP Morgan unterstützt die Super League.
    Die US-Bank JP Morgan unterstützt die Super League. Foto: Justin Lane/EPA/dpa

    Dass dies auch noch mit dem Verweis auf die wirtschaftliche Problematik gerechtfertigt wird, in der viele Klubs seit Ausbruch der Corona-Pandemie stecken, ist geradezu absurd. Nicht wegen Corona, sondern wegen ihres unseriösen Geschäftsgebarens stecken viele Klubs jetzt schon bis zum Hals in Schulden. Geld ist in Zeiten, in denen fast jeden Tag gespielt wird, schon jetzt schon genug da. Dass eine selbst ernannte Elite aus zwölf Klubs (die aktuell teilweise nicht mal in der Champions League spielen) nun in einem beispiellos unsolidarischen Konstrukt versucht, mit noch mehr Geld ein ohnehin ruinöses System aufrecht zu erhalten, ist bestenfalls als zynisch zu bewerten.

    Bei der Super League handelt es sich um einen Nicht-Wettbewerb, aus dem es keinen Abstieg und für die Initiatoren keine Nicht-Qualifizierung geben kann. Es geht darum, Geld zu machen – um nichts anderes. Zu Fall bringen kann diese Liga langfristig nur der Zuschauer – indem er sich von dieser Farce abwendet. Mit einem Konstrukt wie der Super League wendet sich der Fußball von dem ab, was ihn ausmacht: Wettbewerb, Spannung, Unvorhersehbarkeit. Letztlich schafft er sich damit ab.

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