Die EM ist zu Ende. Mögen andere das anders empfinden, mögen die Wellen der Erschütterung, die von Europa ausgegangen sind, noch lange um den Erdball kreisen – für uns ist hier Schluss.
51 Spiele. Fast alle gesehen – auch wenn nicht alle sehenswert waren. Aber wer weiß das schon vorher. Wer konnte beispielsweise ahnen, dass die unverdächtigen Schweizer nach einem 1:3-Rückstand gegen den Weltmeister aus Frankreich kurz vor Schluss noch zum 3:3 ausgleichen und dann das Elfmeterschießen gewinnen? Also ins Bett gegangen – und damit die größte Sensation der EM verpasst. Sollte nicht mehr vorkommen. Fortan den Fernseher keinen Schuss vor Schluss abgeschaltet.
Drei Spiele am Tag: Der wundervolle Dreiklang der Fußball-EM
Was war es anfangs auch für ein wunderbarer Dreiklang aus 15- Uhr-, 18-Uhr- und 21-Uhr-Spielen, der jeden Tag zum Glückstag werden ließ. Dazwischen war ausreichend Zeit, um einen Happen zu essen, Mails zu checken und ein Telefonat mit Tante Berta zu führen. Sage noch einer etwas gegen die Uefa. Zugegeben, für die 15-Uhr-Spiele war es von Vorteil, dem Beruf des Sportredakteurs nachzugehen, zu dessen journalistischen Aufgaben auch die Begutachtung der Begegnung Ukraine gegen Nordmazedonien gehört.
Zu den Spielen, die eher wenig erbaulich waren, gehörten jene mit deutscher Beteiligung – sieht man einmal von der Begegnung mit Portugal ab. Es hat deshalb auch niemanden gewundert, dass Jogis Truppe nach dem Achtelfinale die Heimreise antreten musste. Der Abschiedsschmerz hielt sich so in Grenzen.
Am Ende der EM wartet der Kater
Es sind nicht mehr viele klare Gedanken, die nach vier Wochen Europameisterschaft bleiben. Die letzten wandern gerade in diese Zeitungsspalte. Und unter ihnen vor allem jener über den Zustand des Verlassenseins. Kennt ja irgendwie jeder. Verlassen vom Glück, vom Autoschlüssel, von allen guten Geistern, von diesem wunderbaren Dreiklang. Stattdessen taucht ein sozialer Kater auf. Ein großes, schwarzes Tier, das einem die Laune verdirbt. Es wartet am Ende jeden intensiven Erlebens, als Frustration darüber, dass es vorbei ist. Wer nach einem bewegenden Film das Kino verlässt und sich wundert, warum er sich fühlt, als wäre er aus einem Traum gerissen worden, weiß, wovon hier die Rede ist. Die EM ist ausgeträumt. Es läuft schon der Abspann.
Das Leben kehrt hoffentlich bald in seine alten Bahnen zurück. Geregeltes Essen, ausreichend Schlaf, täglicher Auslauf, Rasen mähen. Irgendwann trollt sich auch der schwarze Kater.