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Kommentar: Der Transfer von Pulisic zeigt, wie irre der Fußball gerade ist

Kommentar

Der Transfer von Pulisic zeigt, wie irre der Fußball gerade ist

Florian Eisele
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    Christian Pulisic wechselt im Sommer vom BVB zum FC Chelsea.
    Christian Pulisic wechselt im Sommer vom BVB zum FC Chelsea. Foto: Francisco Seco/AP, dpa

    Christian Pulisic hat in seiner noch jungen Karriere schon einige Rekorde geknackt, vornehmlich in seiner Heimat USA: Der 20-Jährige ist jüngster A-Nationalspieler seines Landes, jüngster Kapitän, jüngster Sieger bei der Wahl zum US-Fußballer des Jahres.

    Seit Mittwoch ist Pulisic auch der teuerste US-Kicker aller Zeiten: Für 64 Millionen Euro unterschrieb der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmundbeim FC Chelsea, das ihn prompt bis zum Ende der Saison noch an Dortmund verlieh.

    Pulisics Leistungsdaten rechtfertigen die Wahnsinnssumme nicht

    Dieser Transfer ist bemerkenswert, weil Pulisic trotz aller Vorschusslorbeeren aktuell vor allem eines ist: ein Ersatzspieler. Er kommt in der Hinrunde auf ein Tor und zwei Vorlagen in elf Spielen.

    Das ist keine Statistik, die 64 Millionen Euro rechtfertigen würde. Für Chelsea ist es zwar viel Geld, aber auch nicht besonders viel. Vor der Saison hatte sich der Klub für 80 Millionen Euro den spanischen Torwart Kepa geleistet. Wer weniger als 30 Millionen Euro kostet, gilt in England als Schnäppchen. Diese Erfahrung musste der ehemalige FCA-Spieler Abdul Rahman Baba machen. Der wechselte 2015 für 20 Millionen Euro und fand sich bei Chelsea überwiegend auf der Tribüne wieder, bevor er wieder abgeschoben wurde.

    Alle sind sich einig, dass zu viel Geld in den Fußball gepumpt wird, aber...

    Möglich macht diesen Transfer-Irrsinn das Geld des russischen Besitzers Roman Abramowitsch und der schier wahnwitzige TV-Vertrag, den die englische Liga abgeschlossen hat. Pro Saison überweisen die Sky und BT 5,75 Milliarden Euro an die Klubs der ersten Liga. Zum Vergleich: Für die Bundesliga gibt es pro Saison „nur“ rund eine Milliarde Euro. Es sind Summen, die aberwitzig klingen. Dazu passt, dass selbst der jahrelang für seine konservative Transfer-Politik bekannte FC Bayern offenbar bereit ist, 80 Millionen Euro für einen Spieler auszugeben.

    Das Paradoxe daran: Fast alle sind sich einig, dass zu viel Geld in den Fußball gepumpt wird. Zugleich reagieren die TV-Sender mit den Unsummen auf die immer noch ungebremste Nachfrage der Zuschauer.

    Die Pointe in diesem Irrsinn gehört Maurizio Sarri. Der ist Trainer des FC Chelsea – und gab zu: „Der Klub hat mich vor gut einem Monat nach meiner Meinung über ihn gefragt, und sie war positiv.“ Er habe zwar erfahren, dass der Deal abgeschlossen wurde. „Aber ich wusste davon nichts.“ Wir reden ja nur von 64 Millionen Euro.

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