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Kommentar: DFB-Pokal-Finale: Niko Kovac zeigt nicht nur seine sportliche Klasse

Kommentar

DFB-Pokal-Finale: Niko Kovac zeigt nicht nur seine sportliche Klasse

Florian Eisele
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    Trainer Niko Kovac holte in seinem ersten Jahr als Coach beim FC Bayern München das Double.
    Trainer Niko Kovac holte in seinem ersten Jahr als Coach beim FC Bayern München das Double. Foto: Jan Woitas, dpa

    Wenn Niko Kovac von seiner Heimatstadt spricht, sagt er „mein Berlin“. Die Hauptstadt scheint ihm diese Liebe zurück zu geben, sie ist ein gutes Pflaster für den 47-Jährigen.

    Im vergangenen Jahr gelang ihm, damals noch als Trainer der Frankfurter Eintracht, im Pokalfinale die Sensation gegen den FC Bayern. Ein Jahr später holte er nun mit den Münchnern den Pott gegen Leipzig – es ist eine Titelverteidigung der besonderen Art.

    Denn Kovac, dessen Zeit im München im Herbst schon abgelaufen schien, schließt die Spielzeit nun mit dem Double aus Meisterschaft und Pokal ab. Das gelang ihm 2003 schon als Spieler der Münchner und nun als deren Trainer – er ist der einzige, der das bislang geschafft hat.

    Kovac machte seine Arbeit mit einer beeindruckenden Sachlichkeit

    Nur den wenigsten Trainern wäre es nach der schweren Phase im Oktober und November gelungen, mit dem FC Bayern wieder in die Spur zurück zu finden.

    Angesichts von zwischenzeitlich neun Punkten Rückstand in der Liga, Verbal-Attacken von Spielerfrau Lisa Müller und einer überalternd wirkenden Mannschaft gab es nicht viel, was zu diesem Zeitpunkt für den Kroaten sprach.

    Mit welcher Ruhe und Sachlichkeit Kovac seine Arbeit aber fortführte, ist beeindruckend. Mit einer klaren, wenn auch nicht spektakulären Idee von Fußball gewann er Spiel um Spiel und legte die zweitbeste Rückrunde der Vereinsgeschichte hin.

    Das Aus in der Champions League gegen Liverpool schmerzte, ist aber durch die Finalteilnahme der Klopp-Mannschaft mittlerweile relativiert worden.

    Rummenigge versäumte es, Kovac zu stärken

    Dabei musste Kovac den schwersten Kampf nicht auf dem Platz, sondern innerhalb des eigenen Klubs ausfechten. Vor allem Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vermied es immer wieder, seinen Trainer zu stärken.

    Ein klares Bekenntnis der Klub-Führung gab es selbst in der Double-Nacht von Berlin nicht. Im Gegenteil: In seiner Dankesrede nach dem Pokalfinale erwähnte Rummenigge seinen Trainer nicht einmal.

    Kovac dankte hingegen den eigenen Fans nach Spielende für deren fortlaufende Unterstützung. Ohne die, das betonte er, wäre es ihm nicht möglich gewesen, die schwierige Phase im Herbst zu überstehen.

    Niko Kovac ist moralischer Gewinner dieser Saison

    Von seiner Vereinsführung blieb diese Unterstützung aus – dabei wäre es gerade deren Aufgabe gewesen, einen Trainer in dessen Startphase im Haifischbecken FC Bayern zu helfen und ihm öffentlich den Rücken zu stärken.

    Dass Kovac sich darüber niemals öffentlich beklagte, ehrt ihn. Er sei in seinem Jahr beim FC Bayern kein anderer Mensch geworden, sondern um eine wesentliche Erfahrung reicher geworden, sagte er nach Spielende.

    „Ich habe mich nicht verändert, das ist das Wichtigste.“ Damit ist Kovac nicht nur sportlicher, sondern auch moralischer Gewinner dieser Saison. 

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